Spital Wetzikon: Gläubiger-Gruppe will GZO mehr Zeit geben
Eine Gruppe von Gläubigern des Spitals Wetzikon will das Spital vor dem drohenden Aus retten. Die GZO Creditor Group hat am Donnerstag mitgeteilt, dass sie dazu eine Gläubigerversammlung einberufen will.
Quelle: Deborah Spinelli/GZO Spital Wetzikon
Blick auf das Spital Wetzikon.
An der Gläubigerversammlung soll gemäss Mitteilung beantragt werden, dass
die Anleihe in Höhe von 170 Millionen Franken, welche das Spital Wetzikon
schuldet, später als vereinbart zurückgezahlt werden kann. Fällig wäre diese
bereits im Juni gewesen. Die neue Rückzahlfrist soll nun erst am 14. Juni 2027
ablaufen.
Der
Zinssatz soll dabei halbjährlich erhöht werden, von aktuell 1,87 Prozent auf
4,87 Prozent im Jahr 2027. Dies soll ein Ansporn für das Spital sein, zügig ein
Sanierungsprogramm auszuarbeiten und umzusetzen – und dies ohne die Themen
Nachlassstundung, Liquidation oder Konkurs im Nacken zu haben.
Die GZO
Creditor Group, wie die Gläubiger-Gruppe heisst, glaubt nach wie vor an das
Spital Wetzikon: Der Spitalbetrieb erwirtschafte erfreulicherweise weiterhin
positive Betriebsergebnisse. Bisher habe es vor allem an der notwendigen Zeit
gefehlt, um das Spital auf eine nachhaltige finanzielle Basis zu stellen. Die
Abwendung eines Konkurses sei im Interesse aller betroffenen Parteien.
Neubauprojekt soll verkleinert werden
Die
Gläubiger erwarten vom Spital jedoch eine langfristige Finanzierungsstrategie
und eine Verkleinerung des Neubauprojektes. Für diesen Neubau nahm das Spital
die 170-Millionen-Anleihe ursprünglich auf. Die Baustelle steht nun seit
Monaten still. Der Bau ist erst zu 70 Prozent fertig.
Nehmen die
anderen Gläubiger die Vorschläge der GZO Creditor Group an, könnte das Spital
aus der provisorischen Nachlassstundung entlassen werden. Wann genau die
Versammlung stattfindet, ist noch offen, wie es bei der GZO Creditor Group auf
Anfrage hiess.
Der Termin
müsste jedoch vor Ende August sein, weil sich die Gesundheitsversorgung Zürcher
Oberland (GZO) seit dem 30. April in provisorischer Nachlassstundung befindet.
Diese viermonatige «Schonfrist» für Betreibungen läuft Ende August ab.
«Gläubigerversammlung nicht notwendig»
Das Spital
selber sieht die Lage offenbar weniger dramatisch. Die Gläubigerversammlung sei
nicht notwendig, sagte Verwaltungsratspräsident Jörg Kündig (FDP) gegenüber dem
«Regionaljournal Zürich-Schaffhausen» von Radio SRF1.
Man arbeite
aktuell an einem Gesamtkonzept. «Wir sind deshalb der Auffassung, dass wir noch
genügend Zeit haben.» Es brauche keinen Aufschub, sagte Kündig weiter.
Spital ist nicht «unverzichtbar»
Vergangene
Woche gaben bereits die Aktionärsgemeinden bekannt, dass sie dem in Schieflage
geratenen Spital helfen wollen. Sie wären bereit, weiteres Geld einzuschiessen
– allerdings nur dann, wenn das Spital ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept
ausarbeitet.
Anfang
April wurde bekannt, dass das Spital bei der Gesundheitsdirektion um ein
Darlehen von 180 Millionen Franken gebeten hatte. Der Kanton lehnte das Gesuch
jedoch ab. Das Spital gelte nicht als «unverzichtbar» und sei für die
Spitalversorgung der Zürcher Bevölkerung nicht zwingend notwendig.
Das Spital Wetzikon verfügt über 150 Betten und beschäftigt rund 900 Mitarbeitende. Der Betrieb läuft trotz Nachlassstundung normal weiter. Zwölf Gemeinden halten die Aktien – Wetzikon, Rüti, Hinwil und Wald als bevölkerungsstärkste Gemeinden anteilsmässig am meisten. (sda/pb)