13:15 BAUBRANCHE

Sind Smart Cities keine intelligente Lösung?

Smart Cities bieten keine Lösung für alle mit der Urbanisierung verbundenen Probleme. Dies gilt vor allem dann, wenn grundlegende Dinge wie genug Nahrung, ein Dach über dem Kopf und sauberes Wasser nicht vorhanden sind. Warum sie dieser Meinung ist, erklärt Wirtschaftsgeographin Amy Glasmeier in einem Interview mit der „Tageswoche“.

Bis im Jahr werden gemäss Uno über 65 Prozent der Weltbevölkerung in Städten zu Hause sein. Davon ausgehend, dürften sich die Megacities während der kommenden Jahre weiter ausbreiten zudem werden auch neue Riesenstädte entstehen. In diesem Zusammenhang sind die Smart Cities ein grosses Thema. Doch bieten intelligente und total vernetzte Städte Lösungen für die mit der Urbanisierung verbundenen Probleme? Amy Glasmeier verneint dies. Sie ist Professorin am Department of Urban Studies & Planning des Massachusetts Institute of Technology und eine der schärfsten Kritikerinnen der Smart Cities. In der aktuellen Ausgabe der „Tageswoche“ erklärt sie im Interview weshalb.

Die ganze „Smart City“-Geschichte sei in erster Linie ein grosser Hype, sagt Glasmeier. Und dieser hänge stark mit einer Reihe von grossen Unternehmen zusammen, die neue Anwendungen für ihre über viele Jahre hinweg entwickelten Technologien suchten. Glasmeier verweist dabei etwa auf Siemens, IBM und Intel. Die CEO dieser Unternehmen seien Pragmatiker, ihre Aufgabe sei es, Systeme zu bauen und zu verkaufen, die innerhalb einer bestehenden Infrastruktur Probleme lösten. Das kann etwa eine effizientere Steuerung der Beleuchtung sein. „Aber die fundamentalen Probleme der Urbanisierung, wie die wachsende Einkommensschere, verarmte und isolierte Bevölkerungsschichten, und Stadtteile, deren Infrastruktur komplett erneuert werden muss, lassen sich damit nicht lösen.“

In diesem Zusammenhang führt sie als Beispiel Indien an, wo derzeit ein grosser Wettbewerb zwischen den Städten stattfindet. Alle wollten plötzlich Smart Cities werden, so Glasmeier gegenüber der Zeitung. Den Stadtpräsidenten wirft sie vor, dass es ihnen dabei vor allem nur um Technologie, materielle Dinge und Wirtschaftswachstum geht, nicht aber um die Lebensbedingungen der Menschen. Sauberes Wasser, ein sicheres Dach über dem Kopf und genügend Nahrung für die Kinder fehlten oft. Laut Glasmeier beruhen Smart Cities aber auf genau diesen grundlegenden Infrastrukturen.

Ein weiterer Kritikpunkt Glasmeiers ist der Umstand, dass es ihrer Meinung nach bei Smart Cities vor allem um Sensoren, Regler, Kontrolle sowie Effizienz geht und dass die Frage der Energieversorgung vernachlässigt wird. Sie müsste an erster Stelle stehen, so Glasmeier. „Denn ohne diese funktioniert weder die Wasserversorgung noch das Verkehrssystem. Die Energie ist wie das Kreislaufsystem einer Stadt, das alles antreibt.“ Aber niemand spreche über Röhren und Kabel, die dafür nötig seien. (mai)

Das Interview lesen Sie hier: http://www.tageswoche.ch/de/2015_38/leben/698931/

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