17:12 BAUBRANCHE

SES: Energiewende lohnt sich

Die Schweizerische Energie-Stiftung SES kommt in ihrer jüngsten Studie zum Schluss, dass sich die Energiewende und der Atomausstieg lohnen. Auch finanziell. So gehen die Autoren der Studie davon aus, dass der Stromverbrauch bei einer konsequenten Energiewende um 40 Prozent zurückgeht.

Mit ihrer Studie will die SES aufzeigen, dass der Atomausstieg und die damit verbundene Energiewende für die Schweiz günstiger zu stehen kommt als die Beibehaltung des Status Quo. In diesem Zusammenhang untersuchte die SES, wie sich die Energiekosten mit oder ohne Energiewende entwickeln werden. Als Basis dienten zwei Szenarien: ein erstes mit moderat ansteigenden und ein zweites mit stark ansteigenden Energiepreisen. Die SES gelangt dabei zur Erkenntnis, dass sich die Energiewende bei aktuellen Ölpreisen von etwa 100 US-Dollar pro Barrel spätestens ab 2040 auch finanziell lohnt, bei stark steigenden Energiepreisen, bei 210 US-Dollar pro Barrel, sogar ab 2020.

Stolpersteine?

Der Untersuchungszeitraum bis 2050 dürfte jedoch mit vielen Stolpersteinen und Unbekanntem gepflastert sein. Dazu gehören unter anderem auch die politischen Mühlen, die eher langsam malen. Und nicht zuletzt auch die Widerstände gegen die notwendigen grossen Eingriffe in das Landschaftsbild. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass bei einer konsequenten Energiewende der Stromverbrauch bis 2050 um 40 Prozent sinkt, auf 148 Terrawattstunden. Erneuerbare Energien sollen bis dann 60 Prozent des Strombedarfs decken, heute sind es 20 Prozent.

Anfangs führe dies zu Mehrkosten von bis zu 1,4 Milliarden Franken pro Jahr, lässt die SES verlauten. Die Einsparungen bei der Wärmeerzeugung, Elektrizität und Mobilität würden erst im Laufe der Zeit Wirkung zeigen. Die Mehrkosten der Energiewende entstehen laut SES vor allem durch den Einsatz von effizienteren Technologien in allen Energiesektoren. So wären etwa Investitionen in Gebäudehüllen oder effizientere Fahrzeuge notwendig. Einsparungen ergeben sich hingegen dadurch, dass weniger Geld für nicht erneuerbare Energieträger in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr ausgegeben wird. Beim Szenario ohne Energiewende gehen die Studienverfasser davon aus, dass der Stromverbrauch bis 2050 nur um 17 Prozent gesenkt wird und erneuerbare Energien 35 Prozent ausmachen. In diesem Fall sind die grössten Kostenverursacher heute wie auch im Jahr 2050 Energieträger für Verkehr, Elektrizität und Wärme.

Energiesparmassnahmen führen zu weniger Geldabflüssen ins Ausland gemäss SES in der Höhe von 7 Milliarden Franken pro Jahr. Geld, das in der Schweiz bleibt und investiert wird, was Arbeitsplätze und Know-how schafft. Dennoch, die Konkurrenz in diesem Bereich schläft nicht, zum Beispiel unter den Solarenergie-Anbietern. Die Annahme, dass Ausrüstungsinvestitionen überwiegend der Schweizer Wirtschaft zugute kommen, ist eher optimistisch.

Zahlen des Bundes

Bundesrat und Parlament haben im Jahr 2011 den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Das Schweizer Energiesystem soll demnach bis 2050 umgebaut werden, was mit Hilfe der „Energiestrategie 2050“ gelingen soll. Ein erstes Massnahmen-Paket hat zum Ziel, den Energie- und Stromverbrauch sowie den CO2-Ausstoss zu senken und erneuerbare Energien zu fördern. Im Gegensatz zum Bund kommt die SES mit ihren Berechnungen zu einem positiveren Resultat als frühere Kostenstudien zur Energiewende. Dazu führt die SES an, dass der Bund mit Ölpreisen von 2010 gerechnet habe, die SES jedoch die höheren Preise von 2012 verwendet habe. Dies mache bereits einen Teil der Kostenunterschiede wett. Dies könnte sich jedoch als Momentaufnahme erweisen, angesichts dessen dass bereits darüber diskutiert wird, dass die Ölpreise unter Druck geraten könnten. Gründe sind neben der unsicheren Wirtschaftsentwicklung etwa auch die von Energieimporten unabhängig werdenden USA, der schwindende Einfluss der OPEC.

Zudem dürfte es auch angesichts der technischen Entwicklungen der vergangenen 37 Jahre fraglich sein, ob die von der SES angeführten Prognosen und Kostenschätzungen für die kommenden 37 Jahre zutreffen. Während die vielfältigen Entwicklungen im Bereich der Alternativen Energien auf ein grosses Echo stossen, finden Fortschritte bei den Atomkraftwerken im Bezug auf Energieeffizienz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit nur noch wenig Beachtung. Möglicherweise sollte ein teilweiser Ersatz der in die Jahre gekommenen Reaktoren durch ein Atomkraftwerk neuester Sicherheitstechnologie mindestens als Option stehen gelassen werden. (mai)

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