Separate Eingänge für Arme und Reiche
In New York erhalten Baufirmen Geld, wenn sie in Luxusgebäuden auch Wohnungen für arme Bürger erstellen. Dieses Nebeneinander von Arm und Reich treibt seltsame Blüten: Es werden nämlich separate Eingänge gebaut.
An der vornehmen Upper West Side im teuren Manhattan entsteht mit „One Riverside Park“ derzeit ein 33-stöckiger Luxuswohnblock mit 219 Wohnungen, wie die NZZ schreibt. Mehr als die Hälfte ist bereits verkauft, obwohl erst in etwa zwei Jahren eingezogen werden kann. Die (superreichen) Eigentümer werden dann durch den noblen Haupteingang schreiten und die gemeinsamen Annehmlichkeiten – Schwimmbad, Fitnessanlage, Aufenthaltsräume, Dachterrasse Garten und Concierge-Service – nutzen können. Doch um die Ecke des Eingangs wartet eine Überraschung: Es wird nämlich einen zweiten Eingang geben. Er ist sehr viel bescheidener gehalten und auch nicht für die Reichen gedacht, sondern für Arme. Denn auch für sie soll es einige Dutzend Wohnungen im Luxusturm, gestaltet vom Architekturbüro Goldstein Hill & West Architects, geben. Laut NZZ werden diese Behausungen mittels einer Lotterie zugeteilt. Der Kostenpunkt für eine 70 bis 80 Quadratmeter grosse Zweizimmerwohnung soll die Mieter bloss 800 bis 1000 US-Dollar kosten.
Geld für Sozialwohnungen
Dass Baufirmen ihre Luxusbauten nicht nur für Reiche hochziehen, ist Kalkül. Sie erhalten nämlich Steuernachlässe, erleichterte Finanzierungsmöglichkeiten oder dürfen eine grössere Fläche ausnutzen, wenn sie Sozialwohnungen, sogenannte Affordable Units (erschwingliche Wohneinheiten) bereitstellen. Diese Idee wurde geboren, um dem Mangel an Wohnungen für finanziell schlechter gestellte Bürger in der Metropole entgegenzuwirken, schreibt die Zeitung.
Düstere Erinnerungen
Die Tatsache, dass es in einem Gebäude zwei separate Eingänge für Arme und Reiche gibt, löst ein ungutes Gefühl aus. Bilder von separaten Toiletten oder Parkbänken für Schwarze geistern durch die Köpfe. Erinnerungen an die unrühmliche Zeit der Rassentrennung in den USA werden wach. So ist es denn auch kein Wunder, dass die sogenannten Poor Doors zu einem Stein des Anstosses geworden sind. Linksgerichtete Politiker täten sich mit populistischen Reden gegen die separaten Eingänge hervor, heisst es in der NZZ. Bürgermeister Bill de Blasio erwäge gar ein Verbot derselben. (mt/pd)