Seltene Vögel trotz Kiesabbau
Von einer Flussrenaturierung profitiert sowohl der Mensch als auch die Natur. Dies zeigt eine Studie von Berner Forschern an der Rhone im Wallis: Obwohl im Fluss der Kiesabbau nicht eingeschränkt wurde, konnten sich dort wieder vermehrt seltene Vogelarten niederlassen.
Quelle: Alnus/Wikimedia
Schlüpfen an den Ufern der Rhone wieder vermehrt: Flussregenpfeifer-Küken.
In der Schweiz sind bis zu 95 Prozent aller Flüsse und Bäche begradigt und verändert. Die Folge: Die zahlreichen Lebensräumen, die durch die regelmässig wechselnden Wasserstände rund um die Gewässer entstanden sind, nahm ab. Dies galt auch für die Rhone. Sie wird seit 17 Jahren renaturiert. Biologen um Raphaël Arlettaz von der Universität Bern und der Vogelwarte Sempach LU untersuchten in einer Studie, wie sich dies um die Rhone bei Pfyn VS auf die Bestände des Flussuferläufers und des Flussregenpfeifers auswirkt. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die in der Schweiz selten gewordenen Flussregenpfeifer und Flussuferläufer in der Region bis 2007 deutlich öfter vorkommen. Damit habe der Bestand des Flussuferläufers in weniger als 15 Jahren um 83 Prozent zugenommen, teilte Arlettaz mit. Die Population des Flussregenpfeifers nahm um 20 Prozent zu. Die Vogelarten brauchen Kiesbänke und Gebüschdickichte, um zu überleben. Sie seien darum Indikatoren für eine vielfältige Vegetation an Flussläufen, heisst es dazu auf der Website der Universiät Bern.
Heute sind in der Region um Pfyn laut Arlettaz ein Viertel aller Brutpaare des Flussuferläufers in der Schweiz zu Hause und zehn Prozent der Flussregenpfeifer. Die Resultate seien auch deshalb bemerkenswert, weil der Flussuferläufer überall sonst seltener werde, so Arlettaz. Diese Entwicklung ist laut dem Forscher umso erfreulicher, als die lokale Wirtschaft nicht darunter leidet: Die intensive Entnahme von Kies und Sedimenten aus der Rhone hat seit Beginn der Renaturierung nicht eingeschränkt werden müssen. Naturschutz und ökonomische Interessen brauchten sich also nicht ausschliessen. Voraussetzung dafür sei allerdings eine sorgfältige Planung der Flussnutzung und eine klare Absprache mit den Interessen des Biodiversitätsschutzes, so Arlettaz. „Das Landschaftsmosaik ist inzwischen wieder so vielfältig wie zuletzt vor über 30 Jahren“, sagte Pierre-Alain Oggier vom Amt für Nationalstrassenbau des Kantons Wallis, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. (mai/sda)