Schweizer zahlen diesen Winter mehr fürs Heizen mit Öl und Gas
Die hohen Energiepreise dürften Schweizer dieses Jahr auch beim Heizen spüren. Zumindest Öl und Gas sind für die Haushalte unlängst deutlich teurer geworden. Für die Preissteigerungen sind mehrere Faktoren verantwortlich.
Quelle: He Gong, Unsplash
Katze auf einer Heizung. (Symbolbild)
In der Schweiz werden immer noch zwei Drittel der Gebäude mit fossilen Energien, also mit Öl oder Erdgas, beheizt. Erst bei Neubauten setzen sich langsam die erneuerbaren Energieträger durch.
Vorerst liegt daher gerade bei den Besitzern von Einfamilienhäusern der Fokus auf dem Preis für Heizöl oder Gas. Mit Heizöl etwa werden gut eine halbe Million privater Wohnliegenschaften in der Schweiz beheizt. Diese haben im Herbst – je nach Kaufzeitpunkt – den Anstieg der Heizölpreise leicht bis stark gespürt.
50 Prozent Preisanstieg bei Heizöl
Ein Heizöltank in der Schweiz fasst für gewöhnlich um die 3000 Liter. Eine Füllung kostete gemäss dem Portal «Heizoel24.ch» vor einem Jahr um die 2000 Franken, respektive etwas mehr als 60 Franken pro 100 Liter.
Seither haben die Preise klar angezogen. Aktuell müssen rund 100 Franken für 100 Liter auf den Tisch gelegt werden. Für einen Tank mit 3000 Litern werden so 3000 Franken fällig – ein Preisanstieg von satten 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Für die Preissteigerungen sind laut Experten mehrere Faktoren verantwortlich. Eine Rolle spielt beispielsweise die Coronakrise. Mit dem Konjunkturaufschwung nach den Lockdowns ist die Nachfrage nach Energie sprunghaft gestiegen.
Gas zum Heizen wird teurer
Bei Erdgas präsentiert sich die Situation ähnlich: An den Grosshandelsmärkten haben die Gaspreise klar zugelegt. Zum Anstieg geführt hat auch hier die globale Wirtschaftserholung. Doch auch der vergangene kalte Winter und Frühling oder etwa weniger stark gefüllte Gasspeicher in Europa spielten eine Rolle.
Und von den hohen Gaspreisen ist die Schweiz stark betroffen: Denn hierzulande wird kein Erdgas gefördert, weshalb der gesamte Bedarf importiert werden muss. Das Gas stammt zu rund 60 Prozent aus der Förderung in EU-Ländern und in Norwegen. Rund ein Drittel kommt aus Russland und der Rest aus anderen Regionen.
Im Schweizer Schnitt wird daher auch das Gas zum Heizen teurer. So spricht etwa Energie 360° – die frühere Erdgas Zürich – von einer ungewöhnlich starken Preiserhöhung. Das Unternehmen versorgt die Stadt Zürich und rund 40 Gemeinden. Seit Oktober kostet die Kilowattstunde Gas 2,2 Rappen mehr. Damit stieg für einen durchschnittlichen Heizkunden mit einem Mehrfamilienhaus der Preis des Standardprodukts von 7,0 Rappen auf 9,2 Rappen je Kilowattstunde.
Ende der Fahnenstange nicht erreicht
Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Zum Jahreswechsel sollen die Preise nochmals um 2,2 Rappen die Kilowattstunde ansteigen. Das hat aber auch damit zu tun, dass die gesetzliche CO2-Abgabe per 1. Januar 2022 um rund 0,4 Rp./kWh steigt.
Begründet wird die sukzessive Preiserhöhung bei Energie 360° so: Bei der jüngsten Preisanpassung per 1. Oktober war eine Prognose wegen der sehr volatilen Preise erschwert, sagt Mediensprecher Michael Walser auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Man wolle die Preise aber nicht zu viel erhöhen und passe diese daher schrittweise an.
Es sei zudem auch nicht ausgeschlossen, dass die Preise im Laufe des Winters sogar noch einmal angepasst werden müssen, sagt Walser. Spätestens aber bis zum Sommer rechnet das Unternehmen mit einer Entspannung. Die Kunden sollen dann rasch von sinkenden Preisen profitieren.
In der Schweiz gibt es über 100 Gasversorger, die meisten im Besitz von Städten und Gemeinden. Und die Preise können sich je nach Region stark unterscheiden, wie aus einer Statistik des Preisüberwachers hervorgeht. Der Endkundenpreis basiert auf dem Gaspreis, welcher von der Beschaffungsstrategie des Versorgers abhängt, zuzüglich Netznutzungsentgelten, CO2-Abgaben und weiteren Kosten.
Tanks noch füllen oder nicht?
Beim Heizöl ist mit Blick nach vorne derweil ebenfalls unklar, in welche Richtung es mit den Preisen weitergeht. Es gebe widersprüchliche internationale Entwicklungen, durch die ein Abwarten beim Kauf von Heizöl belohnt aber eben auch bestraft werden könnte, sagt ein Branchenkenner.
Aufgrund der bisherigen Entwicklung dieses Jahres tendierten viele Heizölinteressenten aktuell dazu, lieber jetzt ihre Tanks noch zu befüllen. Schliesslich ist der aktuelle Preis immerhin leicht unter dem Jahreshöchststand von Mitte November. Per 1. Januar 2022 steht eben ausserdem die nächste CO2-Abgaben-Erhöhung an.