Schweizer Denkmalpreis für Mietwohnung
Kein Schloss, keine Villa, sondern eine Berner Mietwohnung wird mit dem diesjährigen Schweizer Denkmalpreis ausgezeichnet. Die Wohnung wurde behutsam saniert und die eigenwillige Raumausstattung aus dem Jahr 1904 wieder sichtbar gemacht.
Das Haus am Jägerweg 3 wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Formen des späten Jugendstils und frühen Heimatstils erbaut, wie die Stadt Bern mitteilte. Der Architekt Friedrich Marbach verwendete starke Farben. Allerdings wurde die Buntheit der Wohnung im Laufe der Jahre übermalt. Architekt André Born, der sich in Bern einen Namen mit der Sanierung historischer Bauten gemacht hat, liess sich bei der Renovation ganz vom originalen Bestand leiten und brachte die ursprüngliche Farbgebung wieder zum Vorschein. Heute leuchten nun Fenster und Türen wieder in sattem Grün und Braun. Besondere Sorgfalt galt auch der Tapete im zentralen Eingangsraum. Auch diese kam unter alten Farbschichten wieder zum Vorschein und zeigt Blatt- und Bergmotive.
Auf modische Einbauten oder Anpassungen wurde konsequent verzichtet. Moderne Eingriffe gab es einzig im Bad und in der Küche. Auch Massnahmen zur energetischen Verbesserung wurden getroffen. Die originalen Kastenfenster wurden auf der Innenseite mit einem Isolierglas ausgestattet.
Alltags- und Wohnkultur erhalten
Laut Jury wurde die Mietwohnung nicht ausgezeichnet, weil sie einzigartig ist, sondern weil sie ein gutes und nachahmenswertes Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit der Baukultur des Alltags darstellt. Mit der Sanierung sei es dem Architekten zudem gelungen, ein Stück Alltags- und Wohnkultur zu erhalten. Das Haus am Jägerweg 3 ist nämlich ein typisches Beispiel für die damalige Wohnreform-Bewegung, deren Leitlinien die handwerkliche Produktion und materialgerechte Details waren. (ffi/sda)