Schweizer Bauriese kauft Sulzer Immobilien
Der Industriekonzern Sulzer stösst seine Immobiliensparte ab. In Winterthur wechseln damit 230'000 Quadratmeter Land in der Nähe des Stadtzentrums und im Entwicklungsgebiet Neuhegi/Grüze in das Eigentum der Implenia.
Quelle: zvg
Implenia baut aus...
Implenia zahlt für das Liegenschaften- und Immobilienportfolio von Sulzer, das schweizweit 400'000 Quadratmeter Land umfasst, 82,1 Millionen Franken. Dies teilten die beiden Unternehmen am Dienstag mit. Der Industriekonzern Sulzer erreicht mit dem Verkauf sein Ziel, alle seine nicht betriebsnotwendigen Schweizer Immobilien inklusive der Grundstücke zu verkaufen. Für Implenia-Chef Anton Affentranger stellt der Kauf einen „strategischen Meilenstein“ dar. Implenia habe Zukunft eingekauft, hielt er gegenüber dem Regionaljournal Zürich-Schaffhausen von Radio DRS fest. „Wir glauben an den Standort Winterthur.“
Ausbauen will Implenia mit dem Kauf vor allem ihre Projektentwicklung. Dabei geht es etwa um die Umnutzung alter Industrieflächen von der Idee bis zur fertigen Überbauung. Zu diesem Zweck übernimmt Implenia auch die acht Mitarbeiter, die in der Areal- und Projektentwicklung der Sulzer Immobilien AG tätig waren. Die 230'000 Quadratmeter Land des Sulzer-Areals Stadtmitte und Neuhegi/Grüze, die nun der Implenia gehören, sind ausschliesslich Industrieland, das in den kommenden Jahren neu genutzt werden soll. Wie Affentranger betonte, will Implenia diese Entwicklung „gemeinsam mit der Stadt Winterthur“ angehen.
„Heisser Draht“ zwischen Stadt Winterthur und Implenia
Die Stadt Winterthur wusste seit geraumer Zeit, dass sich Implenia für die Immobiliensparte der Sulzer interessiert. Deshalb hatte sie im Juli vorsorglich bei der Zürcher Baudirektion die Schaffung einer so genannten Planungszone beantragt. Damit darf im Entwicklungsgebiet Grüze/Neuhegi während der kommenden drei Jahre nichts gebaut werden, das den Plänen und Visionen der Stadt Winterthur für den neuen Stadtteil nicht entspricht. „In diesem Gebiet ist vieles noch unklar und rechtlich nicht abgesichert“, erklärte Stadtpräsident Ernst Wohlwend auf Anfrage der SDA. Er hofft, dass die Zusammenarbeit mit Implenia ebenso gut läuft wie mit Sulzer. Diese habe immerhin 175 Jahre lang funktioniert. Natürlich gebe es immer Unsicherheiten, wenn man einen Partner neu kennenlerne, räumt Wohlwend ein. Um die Kommunikation zwischen Stadt und neuen Eigentümern zu erleichtern, haben Wohlwend und Affentranger einen „heissen Draht“ eingerichtet, wie es Wohlwend ausdrückt. „Wenn es Probleme gibt, reden wir sofort direkt miteinander.“
Auch Immobilienbewirtschaftung wechselt Besitzer
Mit dem Verkauf der Sulzer Immobilien AG erhält auch die Immobilienbewirtschaftung der Sulzer einen neuen Eigentümer. Die Sparte wird an die Auwiesen Immobilien AG verkauft, die aus der Immobilienabteilung des zweiten grossen Winterthurer Industrieunternehmens, der Rieter, hervorging. Die Auwiesen Immobilien AG bezahlt laut einer Mitteilung dafür 2,5 Millionen Franken. Derzeit bewirtschaftet die Auwiesen im Auftrag des Rieter-Konzerns, der Rieter Pensionskasse sowie Dritter zahlreiche Liegenschaften mit insgesamt 1000 Wohnungen. Hinzu kommt nun das Verwaltungsportfolio der Sulzer Immobilien AG, das zahlreiche Industrie- und Gewerbeliegenschaften sowie rund 5000 Wohnungen umfasst.
Der derzeitige Geschäftsführer der Sulzer Immobilien AG, Martin Schmidli, wird die Leitung der inskünftig grösseren Auwiesen Immobilien AG übernehmen. Auch die 40 bei Sulzer in der Immobilienbewirtschaftung tätigen Mitarbeiter werden übernommen.
Implenia: Sämtliche Konzernbereiche gut unterwegs
Mit dieser Investition will die Implenia das Geschäftsfeld Projektentwicklung ausbauen. Mehrheitlich dank der Projektentwicklung sowie der Bauproduktion nahm der Konzernumsatz im ersten Halbjahr um 2,2 Prozent auf 1,062 Milliarden zu. Der Reingewinn verdoppelte sich von 6,2 auf 12,5 Millionen Franken. Sämtliche Konzernbereiche seien gut unterwegs. Deshalb blicke die Implenia den kommenden Monaten mit Zuversicht entgegen, heisst es in der Medienmitteilung. Das Konzernergebnis sollte laut Communiqué über dem Vorjahreswert zu liegen kommen. Implenia stützt sich bei der Prognose vor allem auf den Auftragsbestand, der mit 3,5 (Vorjahr: 3,3) Milliarden Franken weit über das laufende Jahr hinausreiche. (mai/sda)