Schweizer Arbeitsmarkt ist so robust wie zuletzt vor zwanzig Jahren
Im zunehmend rauer werdenden Wirtschaftsumfeld hat sich der Schweizer Arbeitsmarkt sehr robust entwickelt: Die Arbeitslosenquote war 2023 so tief wie zuletzt vor über zwanzig Jahren nicht mehr. Obwohl sie gegen Jahresende leicht gestiegen ist, dürfte sie sich laut Seco weiter auf tiefem Niveau bewegen.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote
betrug im abgelaufenen Jahr 2,0 Prozent, das sind 0,2 Prozentpunkte
weniger als 2022. Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weiter
mitteilt, hatte die Quote zuletzt im Jahr 2001 unter der zwei
Prozentmarke gelegen. "Das Jahr 2023 war hervorragend", resümierte Boris
Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für
Wirtschaft (Seco), heute mit Blick auf die Arbeitsmarktstatistik vor den
Medien. Im Nachgang zur Corona-Pandemie sei die Beschäftigung stark
gewachsen.
So waren im 2023 in absoluten Zahlen durchschnittlich
93'536 Personen arbeitslos gemeldet, 6,1 Prozent weniger als im Jahr
davor. Rückgänge machte das Seco in allen Regionen, Alterskategorien
sowie auch bei Frauen und Männern aus. Ebenso ist auch der
Langzeitarbeitslosenanteil deutlich gesunken.
Steigt in den kommenden Monaten die Arbeitslosigkeit?
Die sehr positive Lage am Schweizer Arbeitsmarkt hat sich laut Zürcher derweil im Jahresverlauf normalisiert. Zuletzt zog die Arbeitslosenquote im Dezember auf 2,3 Prozent an nach 2,1 Prozent im November und Quoten von unter 2 Prozent im Sommer. Diese Entwicklung hat auch mit saisonalen Effekten zu tun: Weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau oder in der Gastronomie weniger Arbeit gibt, ist mit höheren Werten zu rechnen. Die um saisonale Faktoren bereinigte Quote stieg im Dezember 2023 auf 2,2 Prozent von 2,1 Prozent im November an.
Für die kommenden Monate rechnet Zürcher mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, ehe sich die Lage in den wärmeren Monaten wieder verbessern sollte. Fürs Gesamtjahr prognostizierten die Ökonomen des Seco eine mit 2,3 Prozent weiterhin sehr tiefe Arbeitslosenquote.
Starker Franken und weltweit wachsende Konjunktursorgen
Dennoch
bleibt die Lage unsicher: Der starke Franken und die weltweit
wachsenden Konjunktursorgen bereiten vor allem exportorientierten Firmen
aus der Industrie Probleme. Sie versuchen wieder vermehrt, mit
Kurzarbeit Nachfrage-Dellen auszusitzen, ohne dabei Personal entlassen
zu müssen. Diese bekommt auch das Seco zu spüren. "In jüngster Zeit
haben wieder mehr Unternehmen einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt", so
Zürcher. Bislang seien aber noch kaum Kurzarbeitsgelder beansprucht
worden. Generell sei jedoch damit zu rechnen, dass die
Kurzarbeitszahlungen zunehmen werden.
Fachkräftemangel bleibt weiterhin ein Problem
Die
Kehrseite der Medaille mit Blick auf die gute Lage am Arbeitsmarkt: der
anhaltende Fachkräftemangel. Nach wie vor fehlt es vielen Firmen an
Personal, gesucht sind insbesondere gut qualifizierte Fachkräfte.
Zürcher warnt davor, dass sich das Problem sich noch verschärfen dürfte. So
zeigen Modellrechnungen, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr
Menschen in Pension gehen, als wie neue Arbeitskräfte in den
Arbeitsmarkt eintreten. Die Spitze dieser Entwicklung ist laut Seco erst
um das Jahr 2030 erreicht.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen,
müsse das Arbeitskräftepotenzial noch besser genutzt werden, forderte
Zürcher. Potenzial sieht er in der Weiterbeschäftigung älterer
Arbeitskräfte oder auch in der besseren Vereinbarkeit von Beruf und
Familie insbesondere für Frauen. (awp/sda/mai)