16:36 BAUBRANCHE

Schwarze Schwyzer Stube im Forum für Schweizer Geschichte

Teaserbild-Quelle: Schweizeriches Nationalmuseum

Vor rund zwei Jahren erhitzte der Abbruch dreier Häuser im Schwyzer Dorfbachquartier die Gemüter: Sie enthielten im Kern mittelalterliche Bausubstanz. Zwar liess sich ihr Ende nicht abwenden, aber immerhin konnten die kulturhistorisch bedeutenden Bauteile gerettet werden. Allen voran eine vollständig erhaltene Stube aus dem Jahr 1311. Sie ist seit kurzem im Forum für Schweizer Geschichte in Schwyz ausgestellt.

Schwarze Stube im Forum für Schweizer Geschichte. (Schweizeriches Nationalmuseum)

Quelle: Schweizeriches Nationalmuseum

Schwarze Stube im Forum für Schweizer Geschichte.

Sämtliche Teile der mittelalterlichen Stube sind im „Atelier d'archéologie médiévale“ in Moudon von einem Team unter der Leitung der Mittelalterarchäologin Ulrike Gollnick untersucht, restauriert und katalogisiert worden. Doch mittlerweile ist die 700-jährige Stube zur Ruhe gekommen. Und zwar als Exponat in der Dauerausstellung des Forums Schweizer Geschichte in Schwyz, wo sie den Besuchern das bürgerliche Wohnen im Mittelalter nahe bringen soll.

Wohnen im Mittelalter in der Innerschweiz

Die mittelalterliche Wohnkultur unterscheidet sich stark von den heutigen Ansprüchen an Wohnkultur und –ästhetik; davon legt die nun konservierte „schwarze Stube“ ein Zeugnis ab: Zur gängigen Einrichtung gehörten ein Kachelofen, ein Tisch samt Sitzbank sowie ein Ruhebett für den Tag. Gerade in der kalten Jahreszeit spielte sich das Leben zwangsläufig um den Ofen ab, der in der Regel neben der Küche die einzige beständige Wärmequelle des Hauses war. Die übrigen Räume waren kalt, die Schlafräume ohnehin. Die schwarze Farbe und die kleinen lukenförmigen Fenster lassen die mittelalterliche Stube dunkel erscheinen.

Der Kern des Hauses, in welchem man die Stube entdeckt hatte, war ein für den Schwyzer Talkessel typischer Blockbau mit gemauertem Sockel, zwei hölzernen Hauptgeschossen sowie einem schwach geneigten Satteldach. Für die handwerklich aufwendig konstruierten Wände wurden Rot- und Weisstannen sowie Föhren verwendet. Die Decke der schwarzen Stube ist eine sogenannte Bohlenbalkendecke: Sie besteht aus Balken als tragendes Element und eingeschobenen Bohlen.

Warum ist die schwarze Stube schwarz?

Die Innen- und Aussenwände des Hauses sind unmittelbar nach dem Aufrichten des Hauses mit einer schwarzen Farbe gestrichen worden. Ungeachtet von Stand und Einkommen der Eigentümer war diese Wandfarbe vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit weit verbreitet: Wasserfeste dunkle Anstriche konnten gut gereinigt werden. Oder vielmehr war Schmutz kaum sichtbar. Bei der schwarzen Farbe handelt es sich also nicht um russige Ablagerungen, wie man lange vermutet hatte.

Zudem stiessen die Archäologen auf zahlreiche kleine Löcher in den Wänden der schwarzen Stube. Sie sind teilweise mehrere Zentimeter tief und waren mit Mörtelpropfen verschlossen. Ledersäckchen mit Gewürzen, eine Messingperle, Zähne oder Klingenfragmente wurden oft so aufbewahrt. Bis heute ist nicht ganz klar, ob die Bewohner darin Wertvolles oder Bedeutsames verstecken wollten, oder ob sie einen magischen Zweck hatten.

Rund 200 Jahre nach dem Bau der schwarzen Stube erfuhr sie eine Veränderung: Sie wurde mit Wandmalereien geschmückt, mit einer Kreuzigungsgruppe und mit Blumenranken. Zudem vergrösserte man in den folgenden Jahrhunderten Fenster- und Türöffnungen und tapezierte die Holzwände. (mai/mgt)

Forum Schweizer Geschichte Schwyz, 6431 Schwyz

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

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