Schottisches „Atlantis“
Nördlich von Schottland tauchte vor etwa 55 Millionen Jahren ein Stück Meeresboden in der Grösse von etwa 10'000 Quadratkilometern auf. Darauf fanden sich Flussläufe, Täler und Erhebungen. Während einer Million Jahre bestand diese Landschaft, bevor sie wieder im Meer versank.
Auf Grund von seismischen Daten aus der Erdölindustrie wird schon lange vermutet, dass sich vor Jahrmillionen Teile des Nordseebodens anhoben und später wieder versanken. Als Erklärung für diesen Vorgang wurde vor kurzem eine neue Hypothese präsentiert. So soll sich heisses Magma, ausgehend vom Zentrum des isländischen Hotspots unter dem Erdmantel verbreitet und den Meeresboden hochgehoben haben. An diesem Hotspot in Island quillt bis heute heisses Gestein aus dem Erdmantel. Möglich ist, dass ein grosser Magmaklumpen nicht bis an die Oberfläche drang, sondern sich unter der Erdkruste, unter dem Meeresboden ausbreitete. Ein Forscherteam der Universität Cambridge fand nun Belege, die dieser Theorie Auftrieb verleihen. Nördlich von Schottland, in 900 Metern Tiefe und unter bis zu 2000 Metern dicken Ablagerungen machten die Forscher eine eigentliche Flusslandschaft sichtbar. Diese etwa 10'000 Quadratkilometer grosse Landmasse ist gemäss den Forschern während etwa zwei bis drei Millionen Jahren durch das Magma in mehreren Schüben hochgepresst worden und hielt sich dann etwa eine Million Jahre.
Diese Magma-Klumpen-Theorie könnte eine Erklärung sein für Schwankungen des Meeresspiegels, die nicht auf die Eiszeiten zurückzuführen sind. Vorstellbar ist auch, dass andere Hotspots auf der Erde ähnliche Entwicklungen ausgelöst haben.
Der britische Geologe Philip Allen vermutet, dass sich durch dieses Magma-Klumpen-Ereignis das im Sediment gespeicherte Methan gelöst haben könnte und als Treibhausgas für die Erwärmung der Erde vor 55 Millionen Jahren um fünf Grad verantwortlich war. (mai/mgt)