Schöner Wohnen für Einsiedlerkrebse
Finden Einsiedlerkrebse kein verlassenes Meerschneckenhäuschen, nehmen sie auch mit Strandmüll vorlieb. Diesem Umstand will eine Community rund um den Do-It-Yourself-3D-Drucker Makerbot abhelfen: Mit dem Projekt „Shellter“ möchten ihre Mitglieder Gehäuse herstellen, die der natürlichen Wohnung der Tierchen näher sind als Strandmüll.
Zurzeit entwickeln die krabbenfreundlichen Bastler mit Designern von Thingiverse – einer Opensource-Plattform für Verwender von Do-It-Yourself-3D-Druckern – Plastikprototypen verschiedener Häuschenformen und testen diese in Aquarien. Ziel ist es, passende Krebsunterkünfte aus geeigneterem Material herzustellen, die bei Gehäuseknappheit in freier Wildbahn zum Einsatz kommen sollen.
Ob tatsächlich eines Tages Einsiedlerkrebse in solchen Wohnungen zu Hause sind, ist aber fraglich. Zumindest für Michael Stachowitsch, Meeresbiologe an der Universität Wien: „Einsiedlerkrebse wechseln aufgrund ihres Wachstums in ihrem Leben mehrmals das Gehäuse. Hinzu kommt noch, dass es zahlreiche Arten gibt, von denen viele nur Grössen im Bereich weniger Zentimeter erreichen.“ Zudem stünden je nach Region unterschiedliche natürliche Häuschen zur Verfügung, so der Wissenschaftler weiter. Dementsprechend müssten künstliche Untschlüpfe an die lokalen Bedürfnisse angepasst werden. Laut Stachowitsch dürfte es auch sehr schwer sein, ein passendes Template herzustellen, weil Schneckenhäuser innen eine sehr komplexe, gewundene Form aufweisen, die sich nur schwer reproduzieren lässt. „Zudem müssen auch das Gewicht und die Auftriebseigenschaften stimmen.“ Aber nicht nur deswegen ist das Material von Bedeutung. Denn Meereseinsiedler sind Beutetiere, sie werden beispielsweise von Rochen mitsamt Gehäuse verspeist. Weil natürliche Behausungen fast ausschliesslich aus Kalk bestehen, gefährden sie die Gesundheit ihrer „Fresser“ nicht und sind trotzdem sehr verwitterungsbeständig.
„Das Projekt ‚Shellter’ wird wohl kein ökologisches Problem lösen“, meint Stachowitsch. Denn Einsiedlerkrebse gehören nicht zu den bedrohten Arten. Die Knappheit von Gehäusen tritt nur sporadisch und lokal begrenzt auf. Ursache können zwar durchaus Taucher und Touristen sein, die die Schalen von Meeresschnecken aufsammeln. Ihre Gegenstücke aus dem 3D-Drucker als Kuriosum sind aber längst nicht demselben Schicksal gefeiht, vermutet der Forscer. (mai/mgt)