Schindler muss diverse Problemfelder adressieren
Schindler hat mit Problemen an diversen Fronten zu kämpfen. Als Krisenmanager im Doppelmandat amtiert nun seit einigen Wochen Silvio Napoli. Dieser soll den Innerschweizer Lift- und Rolltreppenhersteller wieder auf Kurs bringen, bittet aber um etwas Geduld.
Quelle: zvg
Schindler-Hauptsitz in Ebikon LU
Zwar kamen bei Schindler auch im ersten Quartal 2022 die
Aufträge zahlreicher herein, in höhere Gewinne ummünzen konnte das Unternehmen
diese aber nicht. Der Bestellungseingang stieg von April bis März um 7,7
Prozent auf 3,16 Milliarden Franken, der Nettogewinn nahm aber um nahezu ein
Drittel auf 144 Millionen ab.
Schindler hat Mühe damit, bei neu installierten Anlagen eine
anständige Marge herauszuholen. In den Orderbüchern liegen Aufträge über 10,2
Milliarden Franken, deren Profitabilität ist aber im Jahresvergleich um einen
Prozentpunkt gesunken. Daran ist auch der Preiskampf in China schuld.
Denn im weltgrössten Markt für Immobilien – Schindler
erwirtschaftet dort rund 18 Prozent der Einnahmen – schrumpft der zu
verteilende Kuchen stetig. «Der Rückgang des Immobilienmarktes hat Fahrt
aufgenommen», sagte CEO und VR-Präsident Silvio Napoli am Freitag an einer
Telefonkonferenz.
Aktuell geht Schindler im Reich der Mitte von einem
Abschwung des Immobilienmarktes um mindestens 15 Prozent aus – die Krise
chinesischer Immobilienentwickler wie Evergrande lässt grüssen. Der starke
Einbruch im chinesischen Neuanlagengeschäft wurde im ersten Quartal indes durch
das Gesamtwachstum in der Region Asien-Pazifik ausgeglichen.
Verkaufspreise aggressiv erhöht
Doch auch Störungen in den Lieferketten und höhere
Materialkosten setzten Schindler zu. Das Unternehmen steuert mit
Preiserhöhungen dagegen. «Wir haben die Verkaufspreise zum Teil sehr aggressiv
erhöht und weitere Schritte werden folgen», sagte Napoli.
Gleichzeitig habe das Unternehmen angefangen,
Inflationsklauseln in seinen Kontrakten zu integrieren. Denn die eigenen
Preiserhöhungen würden oft von den Entwicklungen überholt. «Sie brauchen also
Zeit, um Wirkung zu zeigen», erklärte Napoli.
Die steigenden Kosten können also (noch) nicht durch
Preiserhöhungen kompensiert werden. Entsprechend rechnet das Unternehmen für
das zweite Quartal mit einer Profitabilität vergleichbar mit den ersten drei
Monaten.
Gleichzeitig hat Schindler mit «Altlasten» zu kämpfen, wie
Napoli es nannte. Die Struktur der Gruppe war zu komplex geworden, weshalb in
der Geschäftsleitung zwei weitere Positionen gestrichen wurden. Aber auch am zu
komplexen und umfangreichen Produktportfolio leiden die Gewinnmargen von
Schindler – es wird daher verschlankt.
Äusserst schwierige Situation
Schindler-Chef Napoli sprach zusammenfassend von einer «äusserst
schwierigen Situation», in der das Unternehmen stecke. Gleichzeitig warb er um
Vertrauen: «Wir haben eine schwierige Situation, aber wir werden sie lösen. Das
haben wir schon einmal getan, aber es wird einige Zeit in Anspruch nehmen.»
Bevor Napoli vor einigen Wochen als Krisenmanager im
Doppelmandat abrupt das Steuer bei Schindler übernahm, Konzernchef Thomas
Oetterli war im Januar überraschend von seiner Funktion zurückgetreten, hatte
er das Unternehmen bereits von 2014 bis im Frühjahr 2016 als CEO geleitet. Den
Verwaltungsrat präsidiert Napoli seit 2016.
(awp sda)