SBB Cargo baut nach Verlust 80 Vollzeitstellen ab
Die SBB bauen im Güterverkehr Stellen ab. Bei SBB Cargo fallen bis Ende des laufenden Jahres rund 80 Vollzeitstellen weg. Grund ist laut den SBB der Verlust im Jahr 2024. Dieser sei deutlich höher ausgefallen als erwartet. Die Bahngewerkschaft SEV übt Kritik.
![Güterzug (Symbolbild)](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/147388_1.jpg)
Quelle: SBB
Der Güterverkehr auf der Schiene hat in den vergangenen 20 Jahren um rund 40 Prozent zugenommen.
Der Abbau erfolge möglichst über Wechsel innerhalb der SBB oder über natürliche Fluktuation, schrieben die SBB am Donnerstag auf ihrer Website. Mit der Mitteilung bestätigten sie Informationen des SEV. Das Communiqué der SBB trug den Titel «Verkehrsverluste im Güterverkehr zwingen SBB Cargo Schweiz zum Handeln».
Hauptgrund für den Verlust sei die Wirtschaftslage, so die SBB. Die transportierten Gütermengen seien rückläufig. Das Bahnunternehmen sprach von einer Neuausrichtung und Anpassung an den Markt. Man reagiere auf den Rückgang, indem man Kosten senke, den Ertrag steigere und die Auslastung erhöhe. Kündigungen seien dabei die Ausnahme, man sei in engem Kontakt mit den Sozialpartnern, hiess es.
Gewerkschaft fordert Sistierung
Im Rahmen der Neuausrichtung soll gemäss SBB die Bahn vermehrt für lange Strecken und den Transport schwerer Güter genutzt werden. Durch Investitionen in eine moderne Flotte, Automatisierung und ein neues Produktionsmodell will das Bahnunternehmen die Kosten demnach um 60 Millionen Franken senken.
Der SEV hatte zuvor in einem Communiqué davon gesprochen, bis 2030 solle rund ein Fünftel des Personals bei SBB Cargo abgebaut werden. Dabei nähmen die SBB in Kauf, bis zu 15 Prozent des Transportvolumens an die Strasse zu verlieren.
Die SBB bestätigten diese Zahlen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nicht. Die längerfristigen Auswirkungen des neuen Produktionsmodells auf das Personal seien noch nicht bekannt. Im Bezug auf Angebot und Preise hielt das Unternehmen fest, man brauche kostendeckende Preise und könne nicht etwas anbieten, was nicht rentiere.
Sorgenkind Einzelwagenladungsverkehr
Der SEV forderte eine Sistierung des Reorganisationsprojekts bei SBB Cargo. Das Ziel der Eigenwirtschaftlichkeit im Einzelwagenladungsverkehr sei ohnehin unrealistisch, kritisierte sie. Dies hätten frühere Reorganisationen gezeigt. Die SBB gaben sich dagegen überzeugt, nach der Transformation eigenwirtschaftlich arbeiten zu können.
Beim Einzelwagenladungsverkehr werden einzelne Wagen oder Wagengruppen eingesammelt, zu Zügen formiert und in Rangierbahnhöfe geführt. Dort werden je nach Bestimmungsregion der Ladungen neue Züge zusammengestellt. Die SBB wollen in diesem Bereich auch stärker auf Automatisierung setzen.
«Durch den ständigen Abbau bei SBB Cargo ist der Bahnanteil am Güterverkehr in der Schweiz in den vergangenen zwei Jahrzehnten laufend geschrumpft, aber das Defizit ist geblieben», liess sich der zuständige Gewerkschaftssekretär und frühere Solothurner SP-Nationalrat Philipp Hadorn im Communiqué zitieren.
SEV: «Rückbau senkt Bahnanteil am Güterverkehr»
Laut Prognosen werde der gesamte Güterverkehr bis 2050 um bis zu 40 Prozent wachsen, so der SEV. An diesem Wachstum müsse die Schiene teilhaben können. Die Schweizer Bevölkerung wolle eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, und die Bahn könne damit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Ein Abbau bei Netz und Ressourcen steht nach Ansicht des SEV diesem Ziel entgegen: «Der Rückbau von SBB Cargo senkt den Bahnanteil am Güterverkehr.»
Bei SBB Cargo gibt es derzeit rund 2250 Vollzeitstellen. Insgesamt beschäftigen die SBB nach eigener Aussage rund 35'500 Mitarbeitende. Insgesamt sei der Personalbestand im vergangenen Jahr um knapp 600 Personen gestiegen, hob das Unternehmen hervor.
Auch im Bundeshaus ein Thema
Die Finanzierung des Schienengüterverkehrs beschäftigt auch die Bundespolitik. In der Herbstsession 2024 hatte sich der Ständerat für eine Reihe von Fördermassnahmen ausgesprochen. Unter anderem soll der Einzelwagenladungsverkehr auf acht Jahre befristet finanziell gefördert werden. Für die ersten vier Jahre beantragt der Bundesrat dafür 260 Millionen Franken.
Für die Sanierung des Einzelwagenladungsverkehrs zählten die SBB auf eine befristete finanzielle Unterstützung des Bundes, schrieb das Bahnunternehmen am Donnerstag dazu. Nach der Transformation könne der Güterverkehr der SBB die Ziele des Bundes erfüllen – auch ohne Unterstützung der öffentlichen Hand oder des Mutterhauses SBB.
Der SEV forderte dagegen eine unbefristete Finanzierungshilfe für den Einzelwagenladungsverkehr. Dies sei angesichts des Klimawandels nötig und in der Bevölkerung mehrheitsfähig.
Wie der SEV bedauerte auch der Personalverband Transfair in einer Stellungnahme den Stellenabbau. Dass die SBB Stellen strichen, obwohl sie ab 2026 befristet Subventionen erhielten, sei für die Mitarbeitenden ein schwerer Schlag. Man erwarte, dass betroffene Angestellte die bestmögliche Unterstützung erhielten. (sda/pb)