Salat aus dem Himmel von New York
Biogemüse mitten aus der Grossstadt? Dass dies geht, zeigen US-Metropolen. So gibt es in New York fussballfeldgrosse Flachdächer, auf denen ganze Gemüseplantagen gedeihen. Würde solches konsequent durchgezogen, könnten sich die Bewohner des „Big-Apple“ selbst versorgen.
Geht es nach Gemüseanbauern und begeisterten Gärtnern könnte „Big Apple“ nicht nur ein Synonym für New York sein, sondern auch das Motto der Metropole. Denn was auf den ersten Blick wie ein Witz erscheint, interessiert in New York und weiteren Städten auf der anderen Seite des Grossen Teichs immer mehr Menschen: Der „Grosse Apfel“ verfügt über rund 5000 Hektaren Dachfläche. Begrünt und bewirtschaftet ergäbe dies ein Anbaugebiet, das die Stadt zum Gemüse-Selbstversorger machen könnte.
Eines der grössten Pilotprojekte dieser Art ist „Brooklyn Grange“ (Brooklyn Bauernhof), eine Dachfarm, die der Öko-Visionär Ben Flanner und sein Team ins Leben gerufen haben. Auf einem Fabrikgebäude hat er 4000 Quadratmeter mit 9000 Setzlingen bepflanzt. Seit rund einem Jahr gedeiht dort Biogemüse, wie Mangold, Radieschen und Kabis. Zuvor gab es jedoch Hindernisse zu überwinden: so musste vor allem abgeklärt werden, ob das Dach die 600 Tonnen Erde zu tragen vermag. Flanner ist von seinem Projekt überzeugt: „Es macht Sinn, weil wir Flächen begrünen, die sonst ungenutzt blieben, und weil dort wächst, was normalerweise von weither in die Stadt transportiert würde.“
Ein "Adlerhorst" für Radieschen und Co.
Das älteste Projekt dieser Art ist übrigens der „Eagle Street Garden“ (Adler-Strassen-Garten) der vor 15 Jahren enstand, und zwar auf dem Dach einer alten Fabrik. Dort stehen fünf Treibhäuser, die im Winter mit Abwärme einer Bäckerei beheizt werden. Im Geschoss darunter wird in einer Markthalle Gemüse, auch aus einheimischer New Yorker Dachproduktion verkauft.
Wissenschaftler planen schon weiter und denken über 200 Meter hohe Gewächshäuser nach, oder vielmehr über vertikale Farmen. Heute sind das Zukunftsträume. In Bezug auf Nachhaltigkeit und Kosten-Nutzen lassen sie noch viele Fragen offen lassen. Neue Technologien und ausgereifte Konzepte sind nötig. Und so wachsen trotz Begeisterung der Dachfarmer für ihre luftigen Plantagen und Gärten auch die Bedenken. Da ist einmal die Luftqualität der Städte mit Komponenten wie etwa Feinstaub oder Schwermetallen. Und grundsätzlich wird die Frage aufgeworfen, ob es nicht sinnvoller sein könnte, Gebiete zu unterstützen, die zwar über brachliegende Anbauflächen verfügen, aber nicht über Geld für Saatgut und Bewässerung. (mai)
Pflanzenkugel fürs Stadtgetümmel
Dass es trotz schlechter Luft und komplexen technischen Anforderungen möglich ist, Städter im grossen Stil mit biologischem Gemüse und Obst aus nächster Nähe zu versorgen, daran glaubt das schwedisch-amerikanische Unternehmen „Plantagon“. Es hat ein gigantisches Gewächshaus entwickelt, das aus einer geodätischen Kuppel besteht, die eine so genannte vertikale Farm in Form einer spiralförmigen Rampe beherbergt. Allerdings steckt das Projekt noch mitten in der Entwicklungsphase. Die Erfindung werde die Art und Weise, wie man biologisches Gemüse und Obst sowie „functional Food“ produziere dramatisch verändern, heisst es auf der Website der Firma. Das Megagewächshaus kann Kopfsalat, Tomaten und Co. laut Plantagon mit sauberer Luft und sauberem Wasser versorgen, und dies mitten im Herzen grosser Städte. Wie dies aber genau vor sich gehen soll, darüber erfährt man nichts. Vielleicht ist es ja nur ein wohl gehütetes Geheimnis. Schliesslich soll es bereits in drei Jahren in der ersten Kugel grünen und blühen. (mai)