07:35 BAUBRANCHE

Rutschung in Brienz GR: Totalschäden jetzt versichert

Teaserbild-Quelle: Adrian Michael, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

Ein Bündner Bergdorf rutscht immer schneller in Richtung Albulatal. Doch allfällige Totalschäden infolge Rutschung waren bisher nicht durch die kantonale Gebäudeversicherung gedeckt. Ein Regierungsbeschluss lässt die Brienzer nun etwas aufatmen.

Das Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls rutscht auf einer bis zu 150 Meter dicken Felsscholle talwärts. Und das immer schneller. Betrug die jährliche Abwärtsbewegung des 100-Seelen-Weilers in den letzten hundert Jahren durchschnittlich noch wenige Zentimeter, so macht diese aktuell rund einen Meter aus. Gleichzeitig werden die Bergler auf ihrer Sonnenterasse zwischen Lenzerheide und Davos von einem Bergsturz bedroht.

Drohender grosser Bergsturz

Ende Juni informierten deshalb Gemeindevertreter die Brienzer Bevölkerung darüber, dass innerhalb der nächsten Jahre mit einem grossen Bergsturz oder einer grossen Rutschung in Richtung des Dorfes gerechnet werden muss. Mittels Laser-, Satellitenortungs- und Radartechnik werden denn auch die Rutschungen des Dorfes und des darüber liegenden Berghanges ständig genau überwacht. Sollte sich die Situation zuspitzen, können somit kommunale und kantonale Behörden und die betroffene Bevölkerung frühzeitig gewarnt werden. Die Gemeinde selbst wäre dank eines Notfallplans auch auf eine rasche Evakuierung von Brienz/Brinzauls vorbereitet.

Permanente Rutschungen als Armutsrisiko

An Leib und Leben dürften nach menschlichem Ermessen also keine Brienzer Einwohner zu Schaden kommen. Doch wie steht es um deren Häuser? Eine berechtigte Frage, denn tatsächlich waren bis anhin Schäden durch permanente Rutschungen als Elementarschäden explizit von der Deckung der kantonalen Gebäudeversicherung ausgeschlossen. Doch seit einer Woche ist Graubünden der erste Schweizer Kanton, in dem Totalschäden infolge permanenter Rutschungen versichert sind. Auf Beschluss der Bündner Regierung übernimmt die Gebäudeversicherung Graubünden (GVG) rückwirkend ab dem 1. April 2019 deren Deckung. Das finanzielle Risiko der Bündner Hauseigentümer beschränkt sich damit neu auf kleinere Gebäudeschäden wie Risse oder Absenkungen, was die Brienzer Bevölkerung in ihrer ungemütlichen Lage zumindest etwas entlastet. Dem Bündner Beispiel könnten bald weitere kantonale Gebäudeversicherungen folgen, da die neuen Grundsätze für einen Totalschaden vom Interkantonalen Rückversicherungsverband beschlossen wurden.

Das Dorf Brienz/Brinzauls in der Gemeinde Albula/Alvra (GR)

Quelle: gartmann.biz flickr CC BY-NC 2.0 / (c) CSD Ingenieure - Kurt Winkler

Das talwärts rutschende Dorf Brienz/Brinzauls in der Gemeinde Albula/Alvra (GR) wird von einem Bergsturz bedroht.

Erdrutsch- und Felssturzfolgen sind und bleiben gedeckt

Gegenüber der Zeitung «Südostschweiz» äusserte Markus Feltscher, Direktor der Gebäudeversicherung Graubünden (GVG), die Hoffnung, dass die Brienzer Rutschung mit baulichen Massnahmen von Kanton und Gemeinde verlangsamt oder gar gestoppt werden kann. «Die grössere Gefahr geht zurzeit sowieso von einem Felssturz aus», so seine Einschätzung. Besonders wertvoll für die Brienzerinnen und Brienzer ist deshalb der Umstand, dass Gebäudeschäden durch Erdrutsche und Felsstürze unabhängig vom Ausmass schon immer als Elementarschäden komplett gedeckt waren. Und daran ändert auch die Teilrevision der Verordnung zum Bündner Gebäudeversicherungsgesetz nichts.

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