09:55 BAUBRANCHE

Rückblick auf die Öga 2024: Kompakte Baumaschinen

Geschrieben von: Joachim Zeitner (jz)
Teaserbild-Quelle: Joachim Zeitner

Bahnbrechende Innovationen sind bei kompakten Baumaschinen aktuell nicht zu bemerken. Herstellerentwickeln ihre Maschinen aber beständig weiter, um sie schneller, komfortabler und umweltgerechter zu machen. Einen Eindruck des erreichten Niveaus liefert dieser Messerückblick auf die Öga.

Öga 2024

Quelle: Joachim Zeitner

Auf einer neuen Fläche, aber in gewohnter Vollständigkeit kamen die Aussteller von Baumaschinen auf dem Sektor 10 der Öga 2024 zusammen.

Eines gleich am Anfang: Das Neueste auf dem Sektor 10 der diesjährigen Öga war, dass er nach 60 Jahren Messegeschichte an die südliche Spitze des Ausstellungsgeländes verlegt worden war, unmittelbar angrenzend an den Sektor 9.3 – und auf diese Weise konnten die Besucher erstmals ohne erneute Ticketkontrolle zwischen diesen vormals durch eine Strasse getrennten Messeteilen wechseln. Dort zeigten die Hersteller und Distributoren ihre aktuelle Maschinentechnik für den Garten- und Landschaftsbau sowie für kleinere Bauunternehmen. 

Elektrisierend 

Werden sich elektrische Baumaschinen und -geräte durchsetzen? Wenn es ums Vermeiden von fossilem Kraftstoff geht, kann aus erneuerbaren Ressourcen stammender HVO-Dieselkraftstoff, wie ihn der Aussteller New Process AG auf der Öga 2024 erstmals vorstellte, eine näher greifbare Lösung sein. Aber der Einzug elektrischer Baumaschinen in die Gartenbaustelle von morgen hat schon angefangen. «Wir sollten dem Neuen eine Chance geben», wünscht sich jedenfalls Ruedi Sandmeier, Geschäftsführer des Ausrüsters Kuhn Schweiz und Präsident des Verbandes der Schweizerischen Baumaschinenwirtschaft (VSBM). 

Elektro-Baumaschinen waren sehr zahlreich auf der Öga zu sehen – darunter auf dem Messestand von Kuhn ein Komatsu-Kompaktbagger «PC33E» (3,6 Tonnen), dessen Batterie auf eine hohe Kapazität ausgelegt ist. Erstmals wurde zudem der Kurzheck-Mobilbagger «PW198-11» gezeigt. Der Vollausrüster versteht sich auch als Dienstleister der grünen Branche und unterstützt seine Kunden aus dem Gartenbau mit einem Aufmass ihrer Baustellen per Kamera-Drohne. Mithilfe von Geländeaufnahmen (Genauigkeit: zwei Zentimeter) können Kubaturen genau ermittelt werden und als solide Planungsgrundlage dienen, um die vorhandenen oder benötigten Materialmengen und Transporte sicher zu kalkulieren. Mit «Smart Construction» bietet Komatsu ein gesamthaftes Lösungs-paket zur digitalen Transformation. 

Einige elektrische Baumaschinen waren vor Messebeginn von ihren Herstellern und Distributoren als Neuheiten im Wettbewerb um einen der begehrten Öga-Awards angemeldet worden. Insbesondere kompakte Bagger, Radlader und Dumper werden mit Elektroantrieb und Lithium-Ionen-Speichern angeboten, aber auch leichte Verdichtungsgeräte – darunter eine Einrollenwalze vom schweizerischen Hersteller Steck. Das auf der Messe gezeigte Exemplar «eEW» (620 Kilogramm) ist allerdings noch ein Prototyp.

Einrollen-Vibrationswalze Steck

Quelle: Joachim Zeitner

Testreifer Prototyp: eine vollelektrische, 620 Kilogramm schwere Einrollen-Vibrationswalze mit Wechselbatterie vom Schweizer Hersteller Steck.

Neue Marke Dynapac

Quelle: Joachim Zeitner

Erweitertes Angebot: Eine neue Marke beim Ausrüster Rohrer-Marti ist Dynapac mit seinen vielen kleinen und grossen Verdichtungsmaschinen.

Bereits zu kaufen waren dagegen zahlreiche elektrische Mobilmaschinen, etwa auf dem Stand von Rohrer-Marti – darunter der Kramer-Allradlader «1445e» (3,4 Tonnen) sowie der Minibagger «SV 17e» (1,9 Tonnen) von Yanmar, einem der wenigen Hersteller, die ein komplettes elektrisches Trio aus Bagger, Radlader und Dumper bieten. Seit dem Frühsommer vertreibt Rohrer-Marti zudem die Produkte von Dynapac. Dessen Angebot reicht von Asphaltfertigern über schwere Walzen bis zu leichten Rüttelplatten, Stampfern und kompakten Tandemwalzen. Von Dynapac waren auf der Messe auch ein Stampfer und eine leichte Rüttelplatte mit Elektroantrieb zu sehen. Die Geräte arbeiten mit Wechselakkus aus dem System «Battery One» für Baugeräte, dem sich auch Bomag, Mikasa und Wacker Neuson angeschlossen haben. Auch auf den Messeständen ihrer schweizerischen Handelspartner waren handliche Akkugeräte zu sehen. 

Eine Auswahl elektrischer Bagger und Dumper der Marken Bergmann, Huki und Kubota zeigte auch Hutter Baumaschinen. Der Ausrüster bekam für seinen neuen Bergmann-Raddumper «802e» (1,5 Tonnen) mit Drehkippmulde sogar einen der begehrten ÖGA-Awards für gelungene technische Innovationen. Auch bei Mecalac (Aggeler), unter dessen Vielzweckmaschinen sich einige Modelle sekundenschnell vom Bagger zum Lader und zurück verwandeln können, haben Bauschaffende und Grünprofis eine Auswahl an elektrischen Baggern, Ladern und Dumpern.

Elektrische Radlader, Dumper und Bagger Yanmar

Quelle: Joachim Zeitner

Abgasfreies Arbeiten: Yanmar bietet elektrische Radlader, Dumper und Bagger – hier der Minibagger «SV 17e» (1,9 Tonnen) am Stand von Rohrer-Marti.

Spezialmaschinen von Mecalac

Quelle: Joachim Zeitner

Gewohnt vielseitig: Spezialmaschinen von Mecalac (Aggeler) können sich sekundenschnell von einem Bagger in einen Lader und zurück verwandeln.

Multifunktional

Baggern kann jeder Bagger, aber manche Hersteller sehen darin eher Geräteträger, die mit sinnvollen Anbauwerkzeugen erstaunlich viele Arbeiten schneller und präziser als von Hand oder mit anderer Maschinentechnik ausführen. Diese Entwicklung begann bei den grösseren Maschinen und setzt sich mittlerweile auch bei Baggern der 2-Tonnen-Klasse durch. Hatte vor Jahren noch eine solche Maschine ihr Leben lang einen Standardlöffel fest verbolzt, geht heute nichts mehr ohne einen hydraulischen Schnellwechsler und einen Schwenk- oder Drehantrieb zum Ausführen filigraner, raumgreifender Bewegungen. Dazu in der Kabine noch Bedien-Joysticks, ein Komfortsitz und eine optional erhältliche Klimaanlage – so schickt man beispielsweise bei der AG für Baumaschinen Schmerikon einen marktgängigen Minibagger von Develon auf einem 3,5-Tonnen-Anhänger zur Baustelle. Neuester Zugang in der Develon-Flotte ist allerdings das 6,5-Tonnen-Modell «DX62R-7», und daneben vertreibt die AGFBS mittlerweile auch die Kompaktsiebe «Traserscreen» von DB Engineering. 

Ähnlich ist es beim jüngsten Neuzugang in der Kobelco-Baggerflotte von Hand Baumaschinen, dem Modell «SK 26 SR-7». Diese Nullheckmaschine bringt sämtliche Leistungsdaten des Schwestermodells mit Standardheck, wiegt inklusive fest verbolztem Schwenkantrieb und Schnellwechsler sowie einem Löffel gerade einmal 2,7 Tonnen und kann auf einem der bei Gärtnern populären 3,5-Tonnen-Anhängern mit Pkw-Zugöse von einer Baustelle zur nächsten gefahren werden. Dieselmotor und Hydraulik sind auf höchste Leistung bei tiefstem Verbrauch optimiert, der Fahrer geniesst die Komfortwerte grösserer Baggermodelle.

Kompaktraupenlader mit Stehpult Ditch Witch

Quelle: Joachim Zeitner

Vielseitigkeit eingebaut: Auffällig viele Kompaktraupenlader mit Stehpult waren auf der diesjährigen Messe sehen – hier ein Modell von Ditch Witch.

Elektrobagger Komatsu PC33E

Quelle: Joachim Zeitner

Geschickte Händchen: Mit diesem Elektrobagger «Komatsu PC33E» auf dem Kuhn-Messestand konnten Messebesucher ihr Können ausprobieren.

Auch Bagger-Assistenzsysteme, wie man sie bereits bei grösseren Baggern kennt, können auf kleineren Maschinen den Fahrer beim Planieren und Böschungsbau unterstützen. Das bewies Avesco unter dem Messemotto «Wir lieben Garten» mit den Caterpillar-Kompaktbaggern «306 CR» (7,1 Tonnen) und «308 CR» (9,1 Tonnen): Diese Maschinen der laufenden Produktion sowie das Modell «309 CR» (9,5 Tonnen) der nächsten Generation sind werkseitig auf die Verwendung der Planierunterstützung «Indicate» eingerichtet. Über das Bedienpult wählt der Bediener die gewünschte Tiefe und Neigung vor, beim Baggern erhält er auf dem Bildschirm genaue Echtzeitinformationen zur laufenden Arbeit und dem Annähern an das Zielplanum. Mit dieser Technologie können Bediener ihre Planierarbeiten schneller abschliessen, ohne zu viel abzutragen – das spart Zeit, Arbeitskraft und Kosten. Seit Januar 2024 offizieller Händler von Magni, zeigte Avesco auf seinem Öga-Messestand auch einen Teleskopstapler «RTH 6.26» (19,6 Tonnen) des italienischen Herstellers. 

Wirklich multifunktional werden Bagger, wenn nicht nur die Chemie zwischen Mensch und Maschine stimmt, sondern auch die Elektrik zwischen Geräteträger und Anbaugerät. Mit «MiC 4.0» hat eine Arbeitsgemeinschaft von Baumaschinenherstellern und Bauindustrie einen gemeinsamen technischen Standard entwickelt – eine einheitliche Sprache zur digitalen Kommunikation rund um den Bauprozess. Auch Wacker Neuson ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft «MiC 4.0» und hat an seinem Mobilbagger «EW100-2» (10 Tonnen) erstmals eine Datenschnittstelle implementiert, die ein direktes Kommunizieren zwischen Träger- und Anbaugerät ermöglicht. Dies erleichtert einerseits den Anbau eines Geräts am Bagger, anderseits dessen Bedienung über die Bedienelemente in der Fahrerkabine. «MiC 4.0» ist ein einheitliches, herstellerübergreifendes und maschinenunabhängiges Datenformat. «Diese schnittstellenfreie Kommunikation unter Maschinen und Geräten ebnet den Weg in Richtung digitalisierte Baustelle», lautete das Urteil der Juroren, welche dem Aussteller Wacker Neuson hierfür einen der begehrten Öga-Awards verliehen.

Tauziehen Menschen gegen Maschine

Quelle: Joachim Zeitner

Menschen gegen Maschine: Vereinte Kräfte beim Tauziehen im spielerischen Wettstreit mit einer reversierbaren 570-Kilogramm-Rüttelplatte.

Wacker Neuson «MiC4.0»

Quelle: Joachim Zeitner

Maschinell mitdenken: Wacker Neuson treibt mit «MiC4.0» die Kommunikation zwischen Trägermaschine und Anbaugerät voran.

Multifunktional und superwendig zeigten sich an der Messe auch die Vielzwecklader von Avant Tecno (Gujer Landmaschinen), unter denen seit Jahresbeginn auch zwei elektrische Modelle erhältlich sind. Multifunktional und bärenstark auf engstem Raum – damit verband man zudem früher die Skidsteer-Lader und Kompaktraupenlader mit der gattungsprägenden Marke Bobcat. Die Maschinen mit ihren beengten Kabinen verkaufen sich jedoch heute längst nicht mehr in nennenswerten Stückzahlen. Eine technische Spielart, nämlich Kompaktlader mit einer Stehplattform zum Mitfahren, war dagegen gleich mehrfach auf dem Messegelände zu sehen. 

Typische Kennzeichen der Maschinen sind hohe Robustheit und einfache Bedienung sowie ein konkurrenzlos günstiges Verhältnis aus Eigengewicht und Nutzlast. DWL etwa hatte auf dem Messestand zwei neue Modelle dabei – den« SK 900» (1,45 Tonnen) und den «SK 1750» (1,95 Tonnen), unter anderem aber auch den «SK 3000» (3,45 Tonnen) mit vier Tonnen Nutzlast. Ein solch günstiges Verhältnis aus Eigengewicht und Nutzlast kann kein Radlader bieten. Auf den Ständen der Ausrüster Aggeler und Leiser waren der neue Kompaktlader von Giant sowie das entsprechende Modell von Bobcat zu sehen. Wer weiss – vielleicht entwickelt sich aus diesen Kompaktladern mit Stehplattform eine Maschinengattung, die im Gartenbau neben Baggern, Ladern und Dumpern ebenso viel Enthusiasmus und Einsatzvielfalt zeigt wie ihre Anwender, die Gärtner.

Elektrischer Raddumper Hutter Bergmann 802E

Quelle: Joachim Zeitner

Elektro im Trend: Einen der begehrten Öga-Aussteller-Awards «Technische Neuheiten» erhielt der elektrische Raddumper «Hutter Bergmann 802E».

Geschrieben von

Freier Mitarbeiter für das Baublatt.

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