Rückblick auf die Öga 2024: Kompakte Baumaschinen
Bahnbrechende Innovationen sind bei kompakten Baumaschinen aktuell nicht zu bemerken. Herstellerentwickeln ihre Maschinen aber beständig weiter, um sie schneller, komfortabler und umweltgerechter zu machen. Einen Eindruck des erreichten Niveaus liefert dieser Messerückblick auf die Öga.
Quelle: Joachim Zeitner
Auf einer neuen Fläche, aber in gewohnter Vollständigkeit kamen die Aussteller von Baumaschinen auf dem Sektor 10 der Öga 2024 zusammen.
Eines gleich am Anfang: Das Neueste auf dem
Sektor 10 der diesjährigen Öga war, dass er nach 60 Jahren Messegeschichte an
die südliche Spitze des Ausstellungsgeländes verlegt worden war, unmittelbar
angrenzend an den Sektor 9.3 – und auf diese Weise konnten die Besucher
erstmals ohne erneute Ticketkontrolle zwischen diesen vormals durch eine
Strasse getrennten Messeteilen wechseln. Dort zeigten die Hersteller und
Distributoren ihre aktuelle Maschinentechnik für den Garten- und Landschaftsbau
sowie für kleinere Bauunternehmen.
Elektrisierend
Werden sich elektrische Baumaschinen und
-geräte durchsetzen? Wenn es ums Vermeiden von fossilem Kraftstoff geht, kann
aus erneuerbaren Ressourcen stammender HVO-Dieselkraftstoff, wie ihn der
Aussteller New Process AG auf der Öga 2024 erstmals vorstellte, eine näher
greifbare Lösung sein. Aber der Einzug elektrischer Baumaschinen in die
Gartenbaustelle von morgen hat schon angefangen. «Wir sollten dem Neuen eine
Chance geben», wünscht sich jedenfalls Ruedi Sandmeier, Geschäftsführer des
Ausrüsters Kuhn Schweiz und Präsident des Verbandes der Schweizerischen
Baumaschinenwirtschaft (VSBM).
Elektro-Baumaschinen waren sehr zahlreich
auf der Öga zu sehen – darunter auf dem Messestand von Kuhn ein
Komatsu-Kompaktbagger «PC33E» (3,6 Tonnen), dessen Batterie auf eine hohe
Kapazität ausgelegt ist. Erstmals wurde zudem der Kurzheck-Mobilbagger «PW198-11»
gezeigt. Der Vollausrüster versteht sich auch als Dienstleister der grünen
Branche und unterstützt seine Kunden aus dem Gartenbau mit einem Aufmass ihrer
Baustellen per Kamera-Drohne. Mithilfe von Geländeaufnahmen (Genauigkeit: zwei
Zentimeter) können Kubaturen genau ermittelt werden und als solide
Planungsgrundlage dienen, um die vorhandenen oder benötigten Materialmengen und
Transporte sicher zu kalkulieren. Mit «Smart Construction» bietet Komatsu ein
gesamthaftes Lösungs-paket zur digitalen Transformation.
Einige elektrische Baumaschinen waren vor
Messebeginn von ihren Herstellern und Distributoren als Neuheiten im Wettbewerb
um einen der begehrten Öga-Awards angemeldet worden. Insbesondere kompakte
Bagger, Radlader und Dumper werden mit Elektroantrieb und
Lithium-Ionen-Speichern angeboten, aber auch leichte Verdichtungsgeräte –
darunter eine Einrollenwalze vom schweizerischen Hersteller Steck. Das auf der
Messe gezeigte Exemplar «eEW» (620 Kilogramm) ist allerdings noch ein Prototyp.
Quelle: Joachim Zeitner
Testreifer Prototyp: eine vollelektrische, 620 Kilogramm schwere Einrollen-Vibrationswalze mit Wechselbatterie vom Schweizer Hersteller Steck.
Quelle: Joachim Zeitner
Erweitertes Angebot: Eine neue Marke beim Ausrüster Rohrer-Marti ist Dynapac mit seinen vielen kleinen und grossen Verdichtungsmaschinen.
Bereits zu kaufen waren dagegen zahlreiche
elektrische Mobilmaschinen, etwa auf dem Stand von Rohrer-Marti – darunter der
Kramer-Allradlader «1445e» (3,4 Tonnen) sowie der Minibagger «SV 17e» (1,9
Tonnen) von Yanmar, einem der wenigen Hersteller, die ein komplettes
elektrisches Trio aus Bagger, Radlader und Dumper bieten. Seit dem Frühsommer
vertreibt Rohrer-Marti zudem die Produkte von Dynapac. Dessen Angebot reicht
von Asphaltfertigern über schwere Walzen bis zu leichten Rüttelplatten,
Stampfern und kompakten Tandemwalzen. Von Dynapac waren auf der Messe auch ein
Stampfer und eine leichte Rüttelplatte mit Elektroantrieb zu sehen. Die Geräte
arbeiten mit Wechselakkus aus dem System «Battery One» für Baugeräte, dem sich
auch Bomag, Mikasa und Wacker Neuson angeschlossen haben. Auch auf den
Messeständen ihrer schweizerischen Handelspartner waren handliche Akkugeräte zu
sehen.
Eine Auswahl elektrischer Bagger und Dumper der Marken Bergmann, Huki und Kubota zeigte auch Hutter Baumaschinen. Der Ausrüster bekam für seinen neuen Bergmann-Raddumper «802e» (1,5 Tonnen) mit Drehkippmulde sogar einen der begehrten ÖGA-Awards für gelungene technische Innovationen. Auch bei Mecalac (Aggeler), unter dessen Vielzweckmaschinen sich einige Modelle sekundenschnell vom Bagger zum Lader und zurück verwandeln können, haben Bauschaffende und Grünprofis eine Auswahl an elektrischen Baggern, Ladern und Dumpern.
Quelle: Joachim Zeitner
Abgasfreies Arbeiten: Yanmar bietet elektrische Radlader, Dumper und Bagger – hier der Minibagger «SV 17e» (1,9 Tonnen) am Stand von Rohrer-Marti.
Quelle: Joachim Zeitner
Gewohnt vielseitig: Spezialmaschinen von Mecalac (Aggeler) können sich sekundenschnell von einem Bagger in einen Lader und zurück verwandeln.
Multifunktional
Baggern kann jeder Bagger, aber manche
Hersteller sehen darin eher Geräteträger, die mit sinnvollen Anbauwerkzeugen
erstaunlich viele Arbeiten schneller und präziser als von Hand oder mit anderer
Maschinentechnik ausführen. Diese Entwicklung begann bei den grösseren
Maschinen und setzt sich mittlerweile auch bei Baggern der 2-Tonnen-Klasse
durch. Hatte vor Jahren noch eine solche Maschine ihr Leben lang einen
Standardlöffel fest verbolzt, geht heute nichts mehr ohne einen hydraulischen
Schnellwechsler und einen Schwenk- oder Drehantrieb zum Ausführen filigraner,
raumgreifender Bewegungen. Dazu in der Kabine noch Bedien-Joysticks, ein
Komfortsitz und eine optional erhältliche Klimaanlage – so schickt man
beispielsweise bei der AG für Baumaschinen Schmerikon einen marktgängigen
Minibagger von Develon auf einem 3,5-Tonnen-Anhänger zur Baustelle. Neuester
Zugang in der Develon-Flotte ist allerdings das 6,5-Tonnen-Modell «DX62R-7»,
und daneben vertreibt die AGFBS mittlerweile auch die Kompaktsiebe «Traserscreen»
von DB Engineering.
Ähnlich ist es beim jüngsten Neuzugang in der Kobelco-Baggerflotte von Hand Baumaschinen, dem Modell «SK 26 SR-7». Diese Nullheckmaschine bringt sämtliche Leistungsdaten des Schwestermodells mit Standardheck, wiegt inklusive fest verbolztem Schwenkantrieb und Schnellwechsler sowie einem Löffel gerade einmal 2,7 Tonnen und kann auf einem der bei Gärtnern populären 3,5-Tonnen-Anhängern mit Pkw-Zugöse von einer Baustelle zur nächsten gefahren werden. Dieselmotor und Hydraulik sind auf höchste Leistung bei tiefstem Verbrauch optimiert, der Fahrer geniesst die Komfortwerte grösserer Baggermodelle.
Quelle: Joachim Zeitner
Vielseitigkeit eingebaut: Auffällig viele Kompaktraupenlader mit Stehpult waren auf der diesjährigen Messe sehen – hier ein Modell von Ditch Witch.
Quelle: Joachim Zeitner
Geschickte Händchen: Mit diesem Elektrobagger «Komatsu PC33E» auf dem Kuhn-Messestand konnten Messebesucher ihr Können ausprobieren.
Auch Bagger-Assistenzsysteme, wie man sie
bereits bei grösseren Baggern kennt, können auf kleineren Maschinen den Fahrer
beim Planieren und Böschungsbau unterstützen. Das bewies Avesco unter dem
Messemotto «Wir lieben Garten» mit den Caterpillar-Kompaktbaggern «306 CR» (7,1
Tonnen) und «308 CR» (9,1 Tonnen): Diese Maschinen der laufenden Produktion
sowie das Modell «309 CR» (9,5 Tonnen) der nächsten Generation sind werkseitig
auf die Verwendung der Planierunterstützung «Indicate» eingerichtet. Über das Bedienpult
wählt der Bediener die gewünschte Tiefe und Neigung vor, beim Baggern erhält er
auf dem Bildschirm genaue Echtzeitinformationen zur laufenden Arbeit und dem
Annähern an das Zielplanum. Mit dieser Technologie können Bediener ihre
Planierarbeiten schneller abschliessen, ohne zu viel abzutragen – das spart
Zeit, Arbeitskraft und Kosten. Seit Januar 2024 offizieller Händler von Magni,
zeigte Avesco auf seinem Öga-Messestand auch einen Teleskopstapler «RTH 6.26»
(19,6 Tonnen) des italienischen Herstellers.
Wirklich multifunktional werden Bagger, wenn nicht nur die Chemie zwischen Mensch und Maschine stimmt, sondern auch die Elektrik zwischen Geräteträger und Anbaugerät. Mit «MiC 4.0» hat eine Arbeitsgemeinschaft von Baumaschinenherstellern und Bauindustrie einen gemeinsamen technischen Standard entwickelt – eine einheitliche Sprache zur digitalen Kommunikation rund um den Bauprozess. Auch Wacker Neuson ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft «MiC 4.0» und hat an seinem Mobilbagger «EW100-2» (10 Tonnen) erstmals eine Datenschnittstelle implementiert, die ein direktes Kommunizieren zwischen Träger- und Anbaugerät ermöglicht. Dies erleichtert einerseits den Anbau eines Geräts am Bagger, anderseits dessen Bedienung über die Bedienelemente in der Fahrerkabine. «MiC 4.0» ist ein einheitliches, herstellerübergreifendes und maschinenunabhängiges Datenformat. «Diese schnittstellenfreie Kommunikation unter Maschinen und Geräten ebnet den Weg in Richtung digitalisierte Baustelle», lautete das Urteil der Juroren, welche dem Aussteller Wacker Neuson hierfür einen der begehrten Öga-Awards verliehen.
Quelle: Joachim Zeitner
Menschen gegen Maschine: Vereinte Kräfte beim Tauziehen im spielerischen Wettstreit mit einer reversierbaren 570-Kilogramm-Rüttelplatte.
Quelle: Joachim Zeitner
Maschinell mitdenken: Wacker Neuson treibt mit «MiC4.0» die Kommunikation zwischen Trägermaschine und Anbaugerät voran.
Multifunktional und superwendig zeigten
sich an der Messe auch die Vielzwecklader von Avant Tecno (Gujer
Landmaschinen), unter denen seit Jahresbeginn auch zwei elektrische Modelle
erhältlich sind. Multifunktional und bärenstark auf engstem Raum – damit verband
man zudem früher die Skidsteer-Lader und Kompaktraupenlader mit der
gattungsprägenden Marke Bobcat. Die Maschinen mit ihren beengten Kabinen
verkaufen sich jedoch heute längst nicht mehr in nennenswerten Stückzahlen.
Eine technische Spielart, nämlich Kompaktlader mit einer Stehplattform zum
Mitfahren, war dagegen gleich mehrfach auf dem Messegelände zu sehen.
Typische Kennzeichen der Maschinen sind hohe Robustheit und einfache Bedienung sowie ein konkurrenzlos günstiges Verhältnis aus Eigengewicht und Nutzlast. DWL etwa hatte auf dem Messestand zwei neue Modelle dabei – den« SK 900» (1,45 Tonnen) und den «SK 1750» (1,95 Tonnen), unter anderem aber auch den «SK 3000» (3,45 Tonnen) mit vier Tonnen Nutzlast. Ein solch günstiges Verhältnis aus Eigengewicht und Nutzlast kann kein Radlader bieten. Auf den Ständen der Ausrüster Aggeler und Leiser waren der neue Kompaktlader von Giant sowie das entsprechende Modell von Bobcat zu sehen. Wer weiss – vielleicht entwickelt sich aus diesen Kompaktladern mit Stehplattform eine Maschinengattung, die im Gartenbau neben Baggern, Ladern und Dumpern ebenso viel Enthusiasmus und Einsatzvielfalt zeigt wie ihre Anwender, die Gärtner.
Quelle: Joachim Zeitner
Elektro im Trend: Einen der begehrten Öga-Aussteller-Awards «Technische Neuheiten» erhielt der elektrische Raddumper «Hutter Bergmann 802E».