09:08 BAUBRANCHE

„Rostiger Paragraph“ für Zürcher Hafenkran

Der Hafenkran ist zurück in der Limmatstadt. Nein, nicht wirklich, sondern nur auf dem Papier. Das Stadtparlament befasste sich gestern mit der Initiative „Hafenkräne-Nein“ – und wählte einen unkonventionellen Weg, um eine Volksabstimmung zu verhindern.

Teile des Zürcher Stadtparlaments haben uns gestern Mittwoch gezeigt, wie man eine Volksabstimmung umgehen kann: indem man sich einfach der Stimme enthält. Normalerweise wäre es ja nicht die feine Art, das Volk einfach aussen vor zu lassen. Aber in diesem Fall? Nun, da war es vielleicht gescheiter so. Es ging nämlich um den umstrittenen Zürcher Hafenkran.

Neuer Gesetzesartikel festgeschrieben

Das Parlament musste über die Initiative „Hafenkräne-Nein“ befinden. Hätte der Rat sie abgelehnt, wäre das Begehren vors Volk gekommen. Um dies zu verhindern, enthielten sich SP und GLP sowie einige FDP- und CVP-Gemeinderäte einfach ihrer Stimme, wie die Nachrichtenagentur SDA schreibt. Das Resultat waren am Schluss 29-Ja-Stimmen von SVP und einigen FDP- und CVP-Gemeinderäten gegen 23 Nein-Stimmen von Grünen und AL. Somit war die Initiative angenommen, und die städtische Bau- und Zonenordnung wird nun mit dem Artikel 43b ergänzt. Dieser besagt, dass künftig in allen Kernzonen der Stadt Zürich „keine weitere Hafeninfrastruktur“ erlaubt ist. Ausgenommen sind Infrastrukturen für die professionelle und private Schifffahrt auf dem Zürichsee und der Limmat.

„Absurd“

Damit haben die Initianten aus den Reihen von SVP, Jungfreisinnigen und der jungen SVP ihr Ziel erreicht. Obwohl: Eigentlich wollten sie ja mit der Initiative den Zürcher Hafenkran verhindern (und auch sicherstellen, dass in Zukunft nie wieder ein Kunstobjekt dieser Art in Zürich zu stehen kommt). Nun wissen wir aber, dass das Vehikel aus Rostock schon längst verschrottet ist – bis auf ein paar Einzelteile, die auf den Kaminsimsen von Liebhabern Staub fangen. Das war schon damals, bei der Einreichung der Hafenkran-Initiative, klar. Deshalb wurde sie auch vom Stadtrat abgelehnt, der sie als sinnlos betrachtete.

Doch die Initianten hielten an ihrem Begehren fest und haben das ungeliebte Ding gestern sozusagen noch einmal aus seinem Grab geholt und als Artikel in die Bau- und Zonenordnung der Stadt geschrieben. Stadtrat André Odermatt (SP) bezeichnete ihn als „rostigen Paragraphen“. Er sei unnötig, weil er das Ziel absolut verfehle. Zudem sei nicht mal sicher, ob ein Hafenkran zu Kunstzwecken nicht doch noch weiter möglich wäre. SP und GLP sowie die FDP- und CVP-Räte, die sich der Stimme enthalten hatten, erklärten sich ebenfalls. Man habe diesen „unkonventionellen Weg“ gewählt, um eine „absurde und teure Volksabstimmung zu vermeiden“. (sda/mt)

Anzeige

Firmenprofile

Evodrop AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Baublatt Analyse

analyse

Neue Quartalsanalyse der Schweizer Baubranche

Die schweizweite Bauaktivität auf den Punkt zusammengefasst und visuell prägnant aufbereitet. Erfahren Sie anhand der Entwicklung der Baugesuche nach Region und Gebäudekategorie, wo vermehrt mit Aufträgen zu rechnen ist.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.