Regionen auf dem Prüfstand
Die Forderung nach verstärkter interkommunaler Zusammenarbeit ist alt. Gelebt wird sie aber schweizweit sehr unterschiedlich. Eine neue Publikation ermöglicht es, Stärken und Schwächen der Regionen zu vergleichen und Entwicklungspotenziale auszuloten. Damit bietet sie Behörden, Raumplanern und Standortmanagern eine wertvolle Planungsgrundlage.
Die Herausforderungen, denen Gemeinden heute gegenüberstehen, machen vor politischen Grenzen nicht Halt. Umso wichtiger ist es, regionale Lösungen zu suchen und Entwicklungen interkommunal, -kantonal und -national zu planen.
Erstaunlicherweise sind bis anhin empirische Analysen, die sich auf den Perimeter «Region» beziehen, Mangelware. Nicht nur herkömmliche Gemeinderatings, sondern auch Statistiken orientieren sich oft noch an den politischen Grenzen. Dies macht aus Expertensicht im Hinblick auf die Standortentwicklung wenig Sinn: «Gemeinden und Städte sind in der Regel die falsche Betrachtungseinheit, um die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten richtig einschätzen zu können», sagt Robert Gubler, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Standortmanagement (SVSM).
Vergleich ja, Rangliste nein
Diese Lücke in der Datenlage will das SVSM-Regionen-Audit schliessen. Dabei handelt es sich um eine umfassende Analyse von vorerst 29 der insgesamt gut 130 Raumplanungsregionen der Schweiz. Zu jedem dieser funktionalen Räume liefert das Audit eine Fülle von Kennzahlen, die für Raumplanung und Standortentwicklung relevant sind. «Die Entscheidungsträger auf allen Stufen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Region mit anderen Regionen in ihrer Nachbarschaft und über die ganze Schweiz hinaus zu vergleichen», so Gubler.
Dadurch soll es möglich werden, potenzielle Partner-Regionen ebenso ausfindig zu machen wie Gebiete, die ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen wie der eigene Wirtschaftsraum. «Es geht darum, besondere Zukunftsperspektiven herauszulesen oder durch Kooperation solche zu schaffen», betont Gubler. Aus diesem Grund habe man bewusst darauf verzichtet, die Regionen zu bewerten und eine Hierarchie in Form einer Rangliste zu erstellen. «Wir wollen von den Ranglisten wegkommen und die Chancen und Stärken der Regionen als funktionale Räume ins Zentrum der öffentlichen Diskussion rücken», sagt Gubler.
Dieses Vorhaben hat breite Unterstützung gefunden, etwa beim Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), das vom hohen Nutzen überzeugt ist: «Das SVSM-Regionen-Audit schafft auf Ebene der Raumplanungsregionen eine Informationsbasis, die das Bewusstsein für regionale Besonderheiten stärkt und neue Perspektiven eröffnet», heisst es seitens des ARE. Damit leiste die Publikation einen Beitrag dazu, die ausserordentliche Vielfalt der Teilräume der Schweiz zu erhalten und auszuschöpfen.
Weitere Ausgaben geplant
In den kommenden Jahren soll das Regionen-Audit laufend weiterentwickelt werden. Es ist vorgesehen, statistische Auswertungen zu wechselnden Themenschwerpunkten zu publizieren. Dereinst soll zudem eine Internetplattform bestehen, auf der sämtliche Raumplanungsregionen in einem Web-GIS präsentiert und interaktiv miteinander verglichen werden können.
Die SVSM-Publikation wurde nicht nur vom ARE unterstützt, sondern auch von der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung (VLP-Aspan), dem Immobilienunternehmen Bonainvest, der Kommunikationsagentur «communicators» sowie den beiden Fachzeitschriften «baublatt» und «kommunalmagazin» der Docu Media Schweiz GmbH. (mrm)