12:44 BAUBRANCHE

Recycling der besonderen Art

Teaserbild-Quelle: zvg

Faserzement aus der Glarner Firma Eternit wird vor allem für Fassaden eingesetzt. Ein kleiner Teil auch für Blumengefässe. Das Bauunternehmen liebäugelt seit den 50er-Jahren aber auch mit Design und Kunst. Das jüngste Projekt heisst Trash Cube: ein Hocker aus Faserzementresten. Entwickelt hat es der aufstrebende Designer Nicolas Le Moigne.

Das graue Industriematerial hat es schon Willy Guhl angetan. Der Schweizer Gestalter und langjährige Lehrer an der ehemaligen Kunstgewerbeschule Zürich (heute ZHdK) experimentierte in den 50er-Jahren mit dem Werkstoff und entwickelte den Schlaufenstuhl. Der Designklassiker ging um die ganze Welt und steht unter anderem im Museum of Modern Art in New York, MoMA.

Dann kam Eternit in Verruf aufgrund des Asbestanteils. Dieser wird seit 30 Jahren ersetzt durch andere Fasern, weshalb das Material heute offiziell Faserzement genannt wird. Ein genialer Werkstoff, der nicht nur industriell zu Platten, sondern auch dreidimensional verformt werden kann. Die Firma hat denn auch immer wieder Recherchen zu Objekten für Garten und Haus gemacht, Töpfe oder Bänke entwickelt. Vor sechs Jahren suchte Eternit den Kontakt zur Designerschmiede ECAL (Ecole cantonale d'art de Lausanne). Verschiedene Studenten entwickelten dann Objekte aus Faserzement. Einige davon gingen in Produktion, zum Beispiel das Vogelhaus Birdy.

Jeder Hocker ein Unikat

Schon damals war der Westschweizer Nicolas Le Moigne, der an der ECAL studiert hatte, mit von der Partie. Nun hat er mit Trash Cube ein neues Objekt entwickelt. Ausgangspunkt für seinen Hocker war die Beobachtung des Produktionsprozesses von Fassadenplatten. In den grossen Maschinenhallen fallen beim Tiefziehen, Spritzgiessen und Pressen links und rechts Reststücke ab. Diese landen schliesslich in der Deponie. Eben diese Abfällt interessierten Le Moigne. Er presst sie in eine Holzform und heraus kommt ein Kubus, der immer wieder etwas anders aussieht. Der Trash Cube ist für den Gestalter gar kein Gag: "Ich möchte nicht schockieren, sondern Funktionelles schaffen", lautet sein Motto. Die Hocker mit Unikatcharakter dienen als Sitzgelegenheit, Tischchen und Objekt im Garten. Sie sind etwa so robust wie ein Stein und absolut wetterresistent. Mit den Jahren setzt sich höchstens etwas Moos auf dem Material fest, was die kurligen Kuben aber noch hübscher macht. (ka)

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