Raue Bise für Windkraftwerke und Co.
Der Berner Stromkonzern BKW baut sein Engagement für erneuerbare Energien in der Schweiz massiv ab. Begründet wird dies mit dem zunehmenden Widerstand gegen Kraftwerkprojekte und schleppende Bewilligungsverfahren.
„Zwar geniessen die erneuerbaren Energien grosse Sympathien“, so Martin Pfisterer, Mitglied der BKW-Unternehmensleitung. Wenn es aber darum gehe, eine entsprechende Anlage zu bauen, heisse es oft: „Super, aber bei mir nicht." Der Entscheid zur Reduktion der inländischen Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien von 1000 GWh auf 600 GWh fiel nach einer Analyse der rund 100 laufenden Projekte der Tochtergesellschaft sol-E Suisse, welche für die Wind- und Kleinwasserkraftwerksprojekte der BKW verantwortlich ist.
So hat sich der Wind beispielsweise im Jurabogen gewendet: Diverse Schmierereien zeugen dort an Windturbinen laut Pfisterer von der deutlichen Zunahme des Widerstands gegen Windkraftwerke. Der Widerstand gegen geplante Wasserkraftwerke im Alpenraum komme zwar weniger martialisch zum Ausdruck, sei aber auch organisiert. So wollten jeweils verschiedene Interessengruppen aus landschaftlichen, touristischen oder ökologischen Gründen verhindern, dass an einem Bach gebaut werde. Im Grund könne er die Einwände schon verstehen, sagte Pfisterer. „Jeder Bach in der Schweiz ist schön. Doch wenn dies das Mass ist, sind wir bald am Ende unseres Lateins“, fügte er an. Es zeige sich eine grosse Diskrepanz zwischen den Produktionszielen von Bund und Kantonen für Kleinwasserkraft und den effektiv umsetzbaren Projekten.
Weniger Verständnis hat Pfisterer jedoch für die „komplizierten Verfahren in der Schweiz“. Er verwies auf die Situation in Italien und Deutschland, wo die BKW mit erneuerbaren Energien stark präsent sei. In diesen Ländern gebe es Einheitsbewilligungen, welche die Verfahren deutlich beschleunigten. In der Schweiz hingegen müsse die BKW als Investorin selbst an die zahlreichen Instanzen und Behörden gelangen, die der Bewilligung zustimmen müssen.
Pfisterer kritisierte die fehlende Raumplanung in der Schweiz. Diese hätte man kantonsübergreifend einführen sollen, bevor die kostendeckende Einspeisevergütung zur Förderung der erneuerbaren Energien in Kraft getreten sei, sagte er. (sda)