Quartalsbericht 2/2019: Mehr Gesuche bei sinkender Bausumme
Der Abschwung im Schweizer Bauhauptgewerbe setzte sich im 2. Quartal fort. Ins Gewicht fiel dabei der Rückgang beim Wohnbau, stützend wirkten der Wirtschafts- und der Bürobau. Die Konjunkturaussichten für 2019 sindleicht eingetrübt,die Prognosen bleibenaberpositiv.
Das Schweizer Bauhauptgewerbe hat sich im 2. Quartal weiter abgeschwächt. Die Bausumme geplanter Projekte sank im Vergleich zum Vorjahresquartal gesamthaft um 2,7 %. Allerdings gingen erneut mehr Baugesuche ein (+0,5 %). Bei geringeren Ausprägungen setzte sich damit die Entwicklung des ersten Quartals fort, als die Bausumme zurückging (-3,0 %) und bei den Gesuchen eine Zunahme zu verzeichnen war (+0,7 %).
In den letzten drei Monaten waren auch die Zementlieferungen rückläufig. Verglichen mit dem wachstumsstarken Vorjahresquartal reduzierten sich die Zementlieferungen um 3,6 %. Im Vergleich zur Vorjahresperioderesultierte laut Cemsuisse, dem Verband der Schweizerischen Zementindustrie, im ersten Halbjahr 2019 kumuliert aber lediglich ein Rückgang von 0,2 %.
Wohnbau schwächt sich ab
Deutlicher korrigiert hat im 2. Quartal der Wohnbau. Die Bausumme verminderte sich gegenüber dem Vorjahresquartal gesamthaft um 1,4 %. Bereits im ersten Quartal ging die aufgrund von Wohnbaugesuchen ermittelte Summe gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % zurück. Weiter abgeschwächt hat sich das Segment Renditeliegenschaften. Die Bausumme reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,5 %. Trotz der Negativtendenz befand sich die Bausumme aber immer noch deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt.
Seit dem zweiten Vorjahresquartal zeigt die Bausumme des Segments Mehrfamilienhäuser einen negativen Trend. Mit Ausnahme des Schlussquartals des Vorjahres lagen alle Quartalswerte der Summe im Minus. Treiber der Bautätigkeit beim Wohnbau sind nach wie vor die tiefen Zinsen, bei denen Ökonomen noch einige Zeit keine Rückkehr ins positive Territorium sehen.
Selbstregulierung der Banken
Die Entwicklung von Leerständen und Preisen im Markt für Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnun- gen beobachten die Finanzmarktaufsicht (Finma) und das Finanzdepartement (EFD) seit einiger Zeit mit Sorge. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat vor Überhitzungstendenzen sowie der Prob- lematik eines «Too big to fail» gewarnt. Vor allem bei Renditeliegenschaften könnten sich aufgrund hoher Belehnungen bei Zinserhöhungen Risikoexpositionen ergeben.
Die Behörden und insbesondere die Finma drängten die Banken deshalb, für die Bemessung von Belehnung und Amortisation bei der Kreditvergabe vermehrt «konservativere» Kriterien als Massstab heranzuziehen.
«Eine wirksame Anpassung der Selbstregulierung wäre sehr zu begrüssen», sagte Finma-Direktor Mark Branson Anfang April. Das Eidgenössische Finanzdepartement schickte bald darauf eine angepasste Eigenmittelverordnung (ERV) in die Vernehmlassung. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat nun im Rahmen einer Selbstregulierung Änderungen beschlossen. Bei Hypo- thekarfinanzierungen von Renditeobjekten beträgt der Mindestanteil an Eigenmitteln am Belehnungswert neu 25 % (bisher 10 %).
Dem Niederstwertprinzip entsprechend ist laut der SBVg eine allfällige Differenz zwischen höherem Kaufpreis und tieferem Belehnungswert vollständig aus Ei- genmitteln zu finanzieren. Bei Renditeobjekten ist die Hypothekarschuld neu innerhalb von maximal zehn Jahren auf zwei Drittel des Belehnungswerts zu amortisieren (bisher 15 Jahre). Aufgrund der verschärften Bestimmungen geht die SBVg davon aus, dass die Behörden auf die ERV-Mass- nahmen verzichten. Ende August wird laut Mit- teilung der SBVg die Finma voraussichtlich über den Antrag entscheiden. Im Falle einer Anerkennung werden die verschärften Bestimmungen am 1. Januar 2020 in Kraft treten.
Eigentum teurer, Mieten günstiger
Bei den Einfamilienhäusern lag die Bausumme im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 4,2 % tiefer. Damit bestätigt sich auch in diesem Segment bei der Bausumme der Negativtrend seit dem entsprechenden Quartal des Vorjahres. Dagegen erhöhten sich die Angebotspreise von Einfamilienhäusern in diesem Jahr. Dank sinken- der Hypothekarzinsen bleibt die Finanzierung so attraktiv wie nie zuvor.
Gemäss dem von Immoscout24 und dem Immobilienberatungsunternehmen Iazi berechneten «Swiss Real Estate Offer Index» stiegen die Preise in diesem Segment im Juni um 2,1 %, verglichen mit dem Vorjahr betrug die Preissteigerung im Juni sogar 3,9 %. Dagegen sanken die Angebotspreise für Eigentumswohnungen im Juni um 1,6 %, aber auf Jahresbasis legten auch diese zu (+1,4 %). Nach wie vor bestehen zwischen dem Miet- und Eigentumsmarkt grössere Unterschiede, stellt das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) in einer Studie fest.
Im Mietwohnungsmarkt hätten sich im vergangenen Jahr die Aussichten für Mieter verbessert. Als Gründe nennt das BWO die anhaltend starke Ausrichtung der Neubautätigkeit auf den Mietwohnungsmarkt sowie die geringere Zuwanderung mit einer leicht geringeren Zunahme ausländischer Haushalte als im Jahr zuvor (+0,9 %). Die anhaltende Abschwächung habe zu einer Entspannung auf dem Mietwohnungsmärkten geführt, die mittlerweile auch das unterste Mietpreissegment erreicht habe. In den beiden oberen Mietpreissegmenten gebe es mehr als genug freie Wohnungen.
«Wie bereits im Vorjahr ist die Schweiz 2018 ausreichend mit Wohnraum versorgt gewesen», resümiert das BWO. In Städten bleibe aber der hohe Nachfragedruck nach günstigem Wohnraum bestehen. Gemäss dem «Swiss Real Estate Offer Index» erhöhten sich im Juni die Mietpreise zwar um 0,6 %, sanken aber auf Jahresbasis um 1,2 %. Regional entwickelten sich die Preise in den meisten Kantonen und Städten unauffällig.
Einen leichten Anstieg der Angebotsmieten gab es in den Kantonen Luzern (+0,5 %), Waadt (+0,6 %) und Neuenburg (+0,9 %). Im Vergleich zum Vorjahresquartal rückläufig entwickelten sich die Investitionen in den Wohnbau in Luzern (-23,2 %) sowie in Neuenburg (-46,6 %) und der Waadt (-18,0 %), wie die Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH zeigen. Tiefere Mieten verzeichneten dagegen die Kantone Baselland (-0,5 %), Tessin (-0,4 %), Schwyz (-0,7 %), und Zug (-0,8 %). Die Wohnbauinvestitionen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr laut Docu-Media-Zahlen in Baselland (-35,0 %) sowie im Kanton Schwyz (-51,0 %), erhöhten sich aber in Zug (+88,3 %).
Grossprojekte prägen Bürosegment
Die Bausumme für Projekte im Segment Bürobau ist in den vergangenen drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe geschossen (+64,5 %), wobei auch der Basiseffekt zu berücksichtigen ist. Im 2. Quartal lag die Summe dennoch weit über dem Zehnjahresdurchschnitt. Im Vorquartal betrug der Rückgang noch 38,4 %.
Der starke Anstieg des Investitionsvolumens im 2. Quartal ist vor allem auf Gesuche für Grossprojekte in den Kantonen Aargau und Zürich zurückzuführen wie den Ersatzneubau des Rückversicherers Swiss Re am Hauptsitz in der Stadt Zürich (250 Millionen Franken) sowie Gesamtsanierungen und Erweiterungen von Amtsgebäuden. Ohne Grossprojekte hätte sich im 2. Quartal die Summe negativ entwickelt. In einigen Regionen bleibt gemäss Wüest Partner die Vermarktung von Büroflächen anspruchsvoll. Während sich das Angebot in den Agglomerationen ausdehnt, gehen in einigen Grosszentren die Flächenkapazitäten zurück, sodass zunehmend wieder die Anbieter die Oberhand gewinnen. Insgesamt zeichnet sich laut dem Beratungsunternehmen Fahrländer Partner eine Erholung der Büroflächenmärkte ab. Im 1. Quartal sind die Büromieten um 3,2 % gestiegen, gegenüber dem Vorjahresquartal waren es 13,4 %.
Spitäler und Schulen mit Auf und Ab
Für den Bau von Schulen hat sich im letzten Quartal die Summe gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. Im Vorquartal ergab sich allerdings noch eine Verdoppelung der geplanten Bausumme bei einem tiefen Vergleichswert des Vorjahres. Die geplante Investitionssumme lag im 2. Quartal nur knapp unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Bei Spitalprojekten reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal die Bausumme um 12,6 %, blieb aber immer noch deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt.
Ähnlich verhielt es sich mit der geplanten Summe für Hochbauten im Tourismussegment. Die Summe verminderte sich gegenüber dem Vorjahr gesamthaft um 22,3 %, befand sich aber in den beiden letzten Quartalen im Bereich des Zehnjahresdurchschnitts. Die Entwicklung steht im Gegensatz zur Entwicklung der Gästezahlen. Die Schweizer Hoteliers konnten in der vergangenen Wintersaison mit 16,7 Millionen Übernachtungen (+0,7 % gegenüber dem Vorjahr) den Rekordwert von 2007/2008 fast egalisieren.
Die Allokation der Finanzmittel für An- und Umbauten oder Neubauten verlief in den Bauregionen sehr unterschiedlich. In den letzten vier Quartalen eine vergleichsweise tiefe Umbauquote erreichten die Kantone Wallis (18,1 %), Aargau (21,7 %), Waadt (21,8 %) und Genf (24,4 %). Gestiegen ist die Quote in Graubünden (53,2 %), St. Gallen (43,3 %), Thurgau (42,6 %) und Luzern (40,8 %) sowie Bern (40,1 %). Bei Bauten im Bereich Industrie und Gewerbe beschleunigte sich im 2. Quartal das Wachstum der Bausumme. Die geplante Summe für Projekte in diesem Segment legte im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich zu (+30,9 %), nachdem diese bereits im Anfangsquartal im Plus lag (+7,2 %) im Gegensatz zu den beiden letzten Quartalen des Vorjahres.
Mit Blick auf die Konjunkturentwicklung geben sich die Schweizer Finanzchefs bei Investitionen vorsichtiger als auch
schon. Sorge bereiten die geopolitischen Risiken
und die sich abschwächende Binnennachfrage,
die 53 % der Finanzchefs aber nach wie vor
optimistisch einschätzen, wobei die Beurteilung
der Nachfragesituation zum zweiten Mal weniger
zuversichtlich ausfiel. Dies geht aus der halbjährlichen CFO-Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte hervor. Nur noch eine Minderheit (3 %) rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftsaussichten. Trotz der eingetrübten Stimmung wollen die Finanzchefs aber weiterhin investieren und Personal einstellen.
Quelle: Stefan Schmid
An der Leutschenbachstrasse in Zürich Oerlikon realisiert die Implenia AG als Generalunternehmerin zurzeit die Überbauung Wolkenwerk.
Mehr Stellen geschaffen
Bei der Schweizer Industrie machen sich die rück- läufige Nachfrage in Europa und das verhaltene globale Wachstum bemerkbar. Der saisonbereinigte Purchasing Managers Index (PMI), der von der Credit Suisse und Procure, dem Fachverband für Einkauf und Supply Management, berechnet wird, sank im Juni weiter um 0,9 Punkte auf 47,7 Zähler und lag damit auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2012, nach einem stabilen Wert im Mai.
Im April fiel der Index unter die Wachstums- schwelle von 50 Punkten, nach einem Minus von 5,1 Punkten im März. Leicht verschlechtert hat sich in der Schweiz die Konsumentenstimmung. Weniger optimistisch beurteilten die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Befragten die eigene Budgetsituation. Die Sparneigung und die zu erwartende finanzielle Lage wurden etwas pessimistischer gesehen, entsprechend sei auch die Bereitschaft zu grossen Anschaffungen unterdurchschnittlich und lasse eine verhaltende Entwicklung der privaten Konsumausgaben erwarten.
Eingetrübt hat sich die Einschätzung der Konsumenten zum Arbeitsmarkt. Dabei wurden in der Schweiz erneut Stellen geschaffen. Im Juni ging die Arbeitslosenquote auf 2,1 von 2,2 % im Mai zurück. Erstmals seit knapp elf Jahren fiel auch die Zahl der Arbeitslosen unter die Schwelle von 100 000. Insgesamt ist die Schweizer Wirtschaft im 1. Quartal 2019 überraschend stark gewachsen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März um 0,6 %, nach 0,3 % (revidiert) im Vorquartal.
Im Vorjahresvergleich entspricht das einem Wachstum von 1,7 %. Auch die Bauinvestitionen konnten gesteigert werden (+0,5 %), nach- dem sie in der zweiten Jahreshälfte 2018 leicht zurückgegangen waren. Sehr positiv entwickelten sich die Ausrüstungsinvestitionen (+1,5 %). Die SNB positioniert sich bei der Wachstumsprognose für das laufende Jahr bei «rund 1,5 Prozent» (siehe auch Tabelle «Wachstumsprognosen Bruttoinlandprodukt Schweiz»).
Im laufenden und den kommenden Quartalen dürfte sich die Konjunktur nach Meinung von Experten und mit Blick auf den Handelsstreit aber eher verhalten entwickeln. Im Verhältnis der Schweiz mit der EU hat laut Seco mit der Annahme der Unternehmenssteuerreform die Unsicherheit zwar etwas abgenommen, doch im Zusammenhang mit dem Rahmenabkommen bestehen weiterhin Unwägbarkeiten.
Auch hat dank der Schutzmassnahmen des Bundes die Nichtverlängerung der Börsenäquivalenz durch die EU an den Handelsplätzen der Schweiz bisher wenig Wellen geworfen. Die Schweizer Wirtschaft befürwortet das institutionelle Rahmenabkommen mit der EU mehrheitlich. Gemäss einer von «GfS Bern» Ende Mai veröffentlichten Umfrage sind 67 % der Unternehmen eher oder bestimmt für ein Abkommen in der aktuell diskutierten Form.
Deutschland traut gutem Start nicht
Deutschland ist im 1. Quartal auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Angetrieben vom Bauboom und der Konsumfreude der Verbraucher ist das BIP gegenüber dem Vorquartal deutlich um 0,4 % gewachsen, nach einer Schwächephase im zweiten Halbjahr 2018. Trotz des Handelskonflikts konnten sich in den ersten drei Monaten laut dem Statistischen Bundesamt auch die deutschen Exportunternehmen behaupten, sie steigerten die Warenexporte im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 %. Die Arbeitslosigkeit verharrte im Juni auf 4,9 %. Bei 1,6 % bewegte sich die Teuerungsrate im Juni (Mai: 1,4 %). Führende Institute gehen in ihrem Frühjahrsgutachten für 2019 von einer Teuerungsrate von 1,5 % aus (2018: 1,8 %). Trotz des überraschend guten Starts sind in Deutschland die Sorgen um eine Abschwächung der Konjunktur nicht verflogen. Laut dem deutschen Wirtschaftsministerium ist die Binnenkonjunktur zwar intakt, doch steht die Industrie vor einer Durststrecke, allen voran die Autoindustrie, die Bauinvestitionen dürften aber weiter zulegen. Die Bundesregierung rechnet mit einem schwachen Abschneiden der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal. Laut einer Mitteilung vom Juni rechnet sie für 2019 mit einem BIP-Wachstum von 0,5% (2018: 1,4 %). Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) senkte die Prognose für 2019 auf 0,6 % (bisher: 1,0 %), für 2020 auf 1,6 % (1,8 %).
Europa überraschte
Überraschend gut hat sich zum Jahresbeginn die Wirtschaft in der Euro-Zone entwickelt mit einem BIP-Wachstum von 0,4% im 1. Quartal im Vergleich zum Vorquartal (4. Quartal: 0,2 %). Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet 2019 im Euro-Raum eine leicht höhere Expansion von 1,2 % (März-Prognose: 1,1 %) und 2020 nach der neuesten Vorhersage von 1,4 % (März-Prognose 1,6 %). 2021 sollen es dann 1,4 % (1,5 %) sein.
Die Inflation im Euroraum hat sich im Juni nicht verändert, wie schon im Mai beträgt sie gemäss Eurostat 1,2 %. Die EZB geht für dieses Jahr von einer Teuerung von 1,3 % aus, leicht tiefer als die Einschätzung im März (1,2 %), für 2020 erwartet die Zentralbank eine jährliche Inflationsrate von 1,4 % (1,5 %). Mittelfristig peilt die EZB eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 % an. Dauerhaft niedrige Preise gelten wegen der deflationären Spirale als Risikofaktor für die Konjunktur, weil Unternehmen und Verbraucher in Erwartung tieferer Preise Investitionen aufschieben. Angesichts wachsender Risiken für die Konjunktur hält die Zentralbank am Kurs der expansiven Geldpolitik fest. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent.
Eine mögliche Zinserhöhung soll frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 erfolgen. Auch will die EU-Kommission im Handelsstreit mit den USA die Gespräche fortsetzen und bis Ende Oktober abschliessen. Trotz der Turbulenzen um den Brexit hat die britische Wirtschaft im 1. Quartal zum Vorquartal das BIP um 0,5 % ausgeweitet. Die Arbeitslosenquote fiel im Verlaufe der ersten drei Monate auf 3,8 %, den tiefsten Stand seit 1975. Italien hat sich aus der Rezession befreit und verzeichnete im Vergleich zum Vorquartal ein BIP-Wachstum von 0,2 % bei Prognosen von +0,1 %. Dagegen hat die französische Wirtschaft im 1. Quartal leicht an Schwung verloren und das BIP nur um 0,3 % steigern können (Q4 2018: 0,4 %).
Weitere Runde USA gegen China
Anfang Mai haben die USA mitten in den laufenden Handelsgespräche mit China neue drastische Zollerhebungen auf chinesische Importe in Kraft gesetzt und die Abgaben auf Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 % erhöht. Der Konflikt belastet die Finanzmärkte und schürt Ängste vor einem globalen Konjunktureinbruch. Gleichwohl konnten die USA im ersten Quartal die Wirtschaftsleistung kräftig ausweiten.
Aufs Jahr hochgerechnet ergab sich laut dem USHandelsministerium eine BIP-Wachstumsrate von 3,1 %, Ende 2018 betrug diese lediglich 2,2 %. Trotz des robusten Wachstums wurden im Mai und April deutlich weniger Stellen gemeldet. Die Arbeitslosenquote verharrte im Juni bei 3,6 %. Wegen des Zollstreits erwägt die US-Zentralbank Zinssenkungen. Die Märkte rechnen damit, dass dies noch im Juli der Fall sein könnte. Im Juni befand sich der Leitzins in der Spanne von 2,25 bis 2,5 %. Die USA und China wollen den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, der im Mai abgerissen war. Beim G20-Treffen vereinbarten die Staatschefs einen «Waffenstillstand».
China kurbelt Konjunktur an
Wegen des Handelsstreits ist Chinas Wirtschaft im 2. Quartal nur um 6,2 % gewachsen, die tiefste Wert seit fast drei Jahrzehnten. Im 1. Quartal betrug das Wachstum 6,4 %, lag also noch innerhalb der Vorgabe der Regierung mit der Spanne von 6,0 bis 6,5 %. Chinas Zentralbank schnürte ein Massnahmenpaket gegen die Konjunkturabkühlung. Eine der Massnahmen soll langfristige Finanzmittel in Höhe von 37 Milliarden Euro für Unternehmensdarlehen freisetzen.
Die Industriestaaten-Gruppe OECD warnt vor den langfristigen Risiken für Chinas Wirtschaft. Damit würden Bemühungen unterlaufen, die Verschuldung in dem Riesenreich einzudämmen. Laut Schätzungen von Experten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg beträgt Chinas Schuldenlast 271 % der Wirtschaftsleistung. Vor der Finanzkrise waren es 164 %. Insgesamt zeichnet sich in den sich in den meisten Volkswirtschaften der Welt laut Einschätzung der OECD nach Monaten mit nachlassender Dynamik eine Stabilisierung des Wirtschaftswachstums ab.