Pufferzone soll Naturgebiete vor Lichtsmog schützen
Die Lichtverschmutzung belastet auch Naturschutzgebiete. Das belegt eine Masterarbeit an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Als Lösung werden darin Pufferzonen vorgeschlagen. Auf eine Distanz von bis zu einem Kilometer sollen die Lichtemissionen begrenzt werden.
Quelle: Léo Constantin, zvg
Die nächtliche Lichtbelastung im Naturschutzgebiet Katzensee wurde auch mit einer Fischaugenkamera erfasst.
«Die Lichtverschmutzung hat nachteilige Auswirkungen auf die biologische Vielfalt», schreibt Léo Constantin in seiner Masterarbeit an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Darin hat er untersucht, welcher Belastung durch nächtliche Beleuchtung Naturschutzgebiete im Kanton Zürich ausgesetzt sind.
Die schädlichen Auswirkungen nächtlicher Lichtemissionen auf die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch auf die menschliche Gesundheit stehen seit einiger Zeit im Blickpunkt von Umweltschutz und Medizin. Vor allem im Sommer ist die künstliche Beleuchtung für nachtaktive Tiere ein Problem. Insekten werden von Strassenlaternen angezogen und verbrennen mitunter an der Lichtquelle. Zugvögel, die im Frühling und Herbst in der Nacht unterwegs sind, werden durch Lichtglocken über dem Siedlungsgebiet in ihrer Orientierung gestört. Doch auch der Biorhythmus von Mensch, Tier und Pflanze gerät durch das Kunstlicht durcheinander. Pflanzen etwa werfen das Laub im Herbst später ab, wenn die Dauer des Tags durch Beleuchtung künstlich verlängert wird.
Wenn die Nacht zum Tag wird
Die technologische Weiterentwicklung hin zu LED-Leuchten ermöglichte in letzter Zeit immer grössere Helligkeiten bei gleichbleibendem oder sogar geringerem Stromverbrauch. Dadurch hat sich die Problematik in den letzten Jahren noch verschärft: Die gegen oben gerichteten Lichtemissionen beispielsweise haben sich laut dem Bundesamt für Umwelt allein zwischen 1994 und 2012 hierzulande mehr als verdoppelt. Dunkelheit ist in der dicht besiedelten Schweiz rar geworden: Es gibt kaum noch Orte, die nachts nicht von künstlichem Licht erhellt werden.
Um das Ausmass der Lichtverschmutzung in den Zürcher Naturschutzgebieten auf regionaler Ebene zu ermitteln, griff Léo Constantin auf Satellitenaufnahmen zurück. Ergebnis: In den hellsten 13 Prozent der Reservate fällt die Hälfte des gesamten Lichtsmogs an, der in den Naturschutzgebieten auftritt. 68 Prozent der Naturreservate weisen eine geringe Lichtverschmutzung auf. Kiesgruben sind etwas heller als trockene Wiesen, Feuchtgebiete oder Moore. Die Helligkeit eines Reservats hängt von der Nähe zur Siedlung mit ihren Lichtquellen ab. Dabei kann eine kleine Siedlung innerhalb von einem Kilometer den gleichen Lichtverschmutzungseffekt haben wie eine grössere Siedlung in fünf Kilometern Entfernung.
Katzensee stark belastet
Die Satellitendaten sagen aber wenig über die Lichtverhältnisse vor Ort aus, wie Constantin erklärt. Denn die Zusammensetzung der Landschaft, die räumliche Anordnung der Siedlung und die Geländeform könnten die Verteilung des Lichts in der Umwelt beeinflussen.
Im Naturschutzgebiet Katzensee bei Zürich erfasste er die lokale Lichtverschmutzung. Das Gebiet gilt als Naturlandschaft von nationaler Bedeutung. Seit 1912 steht es unter Schutz. 600 Arten von Blütenpflanzen wurden hier nachgewiesen. Unter den Pflanzen wie auch unter den hier lebenden Brutvögeln, Amphibien, Reptilien und Insekten befinden sich zahlreiche seltene Vertreter.
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