Protest im Namen Niemeyers
Der Masterplan für Brasilia sorgt schon länger für Diskussionen und rote Köpfe. Der Grund: Den Auftrag für den Plan zog ein Büro aus Singapur an Land. Dieser Tage protestierten brasilianische Städteplaner und Architekten mit Masken Oscar Niemeyers und Lúcio Costas.
Quelle: zvg
Eine von zahlreichen Ikonen Brasilias: der Nationalkongress von Oscar Niemeyer.
Die Grosszügigkeit und Eleganz der Architektur Brasilias ist eher für Autos als für Fussgänger gedacht. Zudem mangelt es der Metropole teils an pulsierendem Stadtleben und gemischten Quartieren. Dies soll sich mit dem Masterplan „Brasilia 2060“ ändern. Allerdings sorgt selbiger in Brasilien seit Monaten nicht nur bei Fachleuten für Ärger. Der Grund: Die Behörden gaben ihn beim Singapurer-Büro Jurong in Auftrag. Dies geschah ohne Rücksprache mit Betroffenen und ohne deren Beteiligung. Seither protestieren Architekten und Städteplaner laut. - Im Oktober war der Vertag mit Jurong unterzeichnet worden.Dieser Tage erlebte der Protest einen eindrücklichen Höhepunkt. Wie der Architekturblog archdaily berichtet, trugen an den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Instituts der Architekten Brasiliens (IAB) zahlreiche anwesende Berufsleute Masken der Gesichter Oscar Niemeyers und des Städteplaners Lúcio Costa, der Schöpfer Brasilias und skandierten „Brasilia ja! Brasilia von Singapur nein!“
Newton Lins, Sekretär für strategische Angelegenheiten, begründete vor Kurzem den Entscheid der Behörden für das Büro Jurong damit, dass diees besonders innovativ sei, über eine äusserst reiche Erfahrung mit Raumplanungsprojekten und sowie über ein eindrückliches Portfolio von 1700 Projekten auf der ganzen Welt verfügt. Gemäss archdaily hat Jurong während 20 Monaten für das Projekt recherchiert. Zudem meint Lins, dass es bei dem Auftrag eher um wirtschaftliches als um urbanes Wachstum gehe. „Die Leute fürchten sich einfach, weil es neu ist“, zitiert ihn der Blog.
Derweil wundert sich Albert Dubler, Präsident der International Union of Architects. „Das verwirrende an der Sache ist, dass man nach Singapur geht, obwohl es hier Leute gibt, die den Job machen könnten.“ Ausserdem könne man die Probleme Brasilias nicht lösen, ohne die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Dialog mit Singapur vonstatten gehen soll.“ Harsche Worte gibt es auch von Architekt Joao Figueiras Lima: „Es ist ein Plan aus einem Land, das keinen kulturellen Bezug zu uns hat.“ Weiter zitiert archdaily Dubler: „Mit Brasilia war einst ein Exempel an Demokratie statuiert worden. Und das ist der Grund, weswegen Brasilianer an dem Projekt teilhaben müssen.“ Im Gegensatz zu Singapur sei Brasilien ein demokratisches Land. (mai)