Problem-Brücke von Santiago Calatrava in Venedig wird saniert
In Venedig erhitzt seit Jahren eine Brücke von Santiago Calatrava die Gemüter. Der Grund: Sie ist zu rutschig und zu teuer. Der Architekt wurde unter anderem wegen massiver Mehrkosten sogar zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun erhält der Bau einen neuen Belag.
Quelle: Filippo Leonardi per Comune di Venezia CC BY 3.0
Die «Ponte della Costituzione» kurz nach ihrer Fertigstellung 2008. Seit Jahren erhitzt der Übergang nun die Gemüter.
Bereits vor über 20 Jahren entwarf Santiago Calatrava im
Auftrag der Lagunenstadt die vierte Brücke über dem Canal Grande. Fertiggestellt
wurde der elegante Glas- und Stahlbau aber erst im Jahr 2008. Über 94 Meter verbindet die
«Ponte della Costituzione», zu Deutsch die «Brücke der Verfassung», über dem
Kanal den Bahnhof Santa Lucia mit der Piazzale Roma in Venedig. Das Projekt
schien aber von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen.
Bereits bei der Einweihung kostete das Bauwerk mit 11,6 Millionen Euro rund 4,6 Millionen Euro mehr, als ursprünglich veranschlagt worden war. Die hohen Mehrkosten waren aber nicht der einzige Grund für den Unmut der Einwohner. Denn bereits kurz nach der Fertigstellung wurden bauliche Anpassungen am Übergang nötig. Hinzu kamen sehr hohe Instandsetzungskosten, die sich laut dem Onlinemagazin «Il Post» auf 167‘000 Euro pro Jahr belaufen.
Quelle: SIG SG 510 wikimedia gemeinfrei
Ein weiterer Kritikpunkt: Aufgrund der Stufen und einer fehlenden Rampe ist der Übergang nicht barrierefrei.
Rutschige Glasstufen bei Regen
Ein wesentlicher Grund für die Probleme der «Ponte della Costituzione» ist das Material, aus dem ein Grossteil gebaut ist: Glas. Denn die gläsernen Stufen werden durch die beständige Benützung durch Touristen und Einwohner nach einer gewissen Zeit verschmutzt und abgenutzt. Calatrava sah in seinem Entwurf zwar vor, dass diese Elemente nach 20 Jahren ersetzt werden sollten. Ausbesserungen wurden aber bereits nach kurzer Zeit nötig.
Neben dem ästhetischen Aspekt der Glaselemente zeigte sich bald darauf, dass das Material auch bezüglich der Sicherheit gefährlich war: Bei Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit wurden die Treppen rutschig, wodurch es in der Vergangenheit zu zahlreichen Stürzen kam. Die Stadt stellte in der Folge Warnschilder auf und sperrte bei Schnee die Glasbereiche gar komplett, da Streusalz die Oberfläche ruiniert hätte. In dieser Hinsicht wurde dann mit Anti-Rutsch-Streifen aus Trachyt nachgebessert, die sich aber schon nach kurzer Zeit wieder lösten.
Quelle: Chris Light wikimedia CC BY-SA 4.0
2013 wurde seitlich der Brücke eine rote Gondelbahn gebaut. Später wurde diese jedoch wieder demontiert.
Ein weiterer Grund für den Unmut: Die Brücke ist aufgrund der Stufen und einer fehlenden Rampe nicht barrierefrei. Mit diesem Vorwurf konfrontiert, verwies die Stadt zunächst darauf, dass es hierfür den Wasserbus (Vaporetto) gäbe. Erst 2013 wurde dann für 1,8 Millionen Euro eine Gondelbahn realisiert, mit der Rollstuhlfahrer seitlich der Brücke den Kanal überqueren konnten. Diese entpuppte sich später aber als so unpraktisch, dass sie wieder demontiert wurde.
Neuer Belag für 500‘000 Euro
Nach jahrelangem Streit sollen die Probleme der Brücke nun endgültig gelöst werden. Dies mit einem drastischen Eingriff in den Entwurf von Calatrava: Die Glasflächen sollen vollumfänglich durch Trachyt ersetzt werden, das von Natur aus rutschfest ist. Für die Sanierungs- und Wartungsarbeiten hat die Stadtverwaltung rund 500‘000 Euro bereitgestellt.
Santiago Calatrava war vor rund drei Jahren in Zusammenhang mit der Projektierung der «Ponte della Costituzione» vom venezianischen Corte dei Conti zu einer Geldstrafe von rund 78‘000 Euro verurteilt worden. Dem Architekten wurde «grobe Fahrlässigkeit» bei der Planung attestiert, die zu Kostensteigerungen in Millionenhöhe geführt hätten, wie das Magazin «Exibart» damals das Gerichtsurteil zitierte.
Quelle: Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) wikimedia CC BY-SA 4.0
Über 94 Meter verbindet die Brücke über dem Canal Grande den Bahnhof Santa Lucia mit der Piazzale Roma.