Probelokal für Notfälle
Da Brände und andere Gefahrensituationen immer seltener werden, müssen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste regelmässig ihre Einsätze unter möglichst realistischen Bedingungen üben. Solche bietet das neue Brandhaus von Schutz und Rettung Zürich dank ausgeklügelter Gebäudetechnik und architektonischen Kniffen.
Beim Brandhaus II in Zürich Opfikon ist für einmal alles anders. „Normalerweise ist es die Aufgabe der Architektur, Klarheit zu schaffen. Bei diesem Bau aber war es unsere Aufgabe, im Innern für möglichst viel Verwirrung zu sorgen“, sagt Astrid Staufer von ausführenden Büro Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld. Denn im Brandhaus soll sich niemand wohl oder gar zu Hause fühlen: Es dient der Übung von Rettungseinsätzen.
Dank immer schärferer Brandvorschriften sinken die Einsatzzahlen der Feuerwehren. Die Gefahr dabei ist, dass die Brandbekämpfer zu wenig Trainingsmöglichkeiten bekommen. Deshalb besitzt das Amt schon seit 1970 das Ausbildungszentrum Rohwiesen, auf der Grenze zwischen den Städten Zürich und Opfikon/Glattbrugg. Hier können die 225 Profis der Berufsfeuerwehr Zürich und die 400 Mitglieder der Milizfeuerwehr den Ernstfall trainieren.
Brandhäuser halten nicht ewig
Ein Haus, das dauernd angezündet wird, hält aber nicht ewig. Das Brandhaus I wurde deshalb schon 2003 erneuert, nun folgte das Brandhaus II, das man die letzten Jahre immer nur notdürftig instand gehalten hatte. „Inzwischen aber war das Haus wegen Einsturzgefahr gesperrt, und durch die vielen Verbrennungsvorgänge wurde zum Teil umweltbelastendes Material freigesetzt“, so Siegfried. 2009 hiess der Zürcher Gemeinderat deshalb ein Neubau ohne Gegenstimmen gut.
Gekostet hat das 2011 fertig gestellte neue Brandhaus 2,7 Millionen Franken, dazu kommen 2,1 Millionen für die Brandhausausstattung (Brandsimulationsanlage) und 1,2 Millionen für Anschlüsse sowie Vorbereitungs- und Umgebungsarbeiten. Es bietet auf 810 Quadratmetern dreizehn verschiedene Brandstellen, die alle mit Gas befeuert werden. Das macht es einfacher, die gesetzlichen Emissionswerte einzuhalten. Gasfeuer sind zudem technisch einfach zu kontrollieren und können vom Kommandoraum und mehreren Konsolen aus ferngezündet werden.
Gasleitungen und Hightech
Ergänzt werden die Gasleitungen durch elektronische Sensoren, welche die Löscharbeiten überwachen und die Intensität der Flammen steuern, je nach Menge und Richtung des Löschwassers. Infrarotkameras zeichnen zudem jede Übung zur späteren Auswertung auf.
Die technische Ausgestaltung des Brandhauses II wird unterstützt durch sein architektonisches Konzept. Die bewusst geschaffene Verwirrung, wie sie Astrid Staufer beschrieb, wird erreicht durch eine Zweiteilung des Gebäudinneren. „Es besitzt zwei durchgehende Treppen, eine einläufige und eine zweiläufige, mit denen sich über die Vorräume verschiedene Zugangssituationen nachstellen lassen.“ An jedes der Treppenhäuser ist ein Technikschacht angelagert, der die Brandräume mit allem Nötigen versorgt. „Dazwischen konnten wir spielen“, so Astrid Staufer weiter, „indem wir lauter individuelle Brandräume schufen. Wichtig dabei ist, dass wir den Vorraum, der die beiden Treppenhäuser verbindet, in immer anderen Formen gestalten konnten, so dass sich eine räumliche Situation im Gebäude nie wiederholt.“ (bk)