08:17 BAUBRANCHE

Prix Lignum: Regionale Holzbauten ausgezeichnet

Teaserbild-Quelle: Dominique Marc Wehrli/Prix Lignum 2015

Gestern national, heute regional: Prix Lignum hat die besten Leistungen mit Holz ausgezeichnet. Von Wohn- über Hotel bis hin zu Schulbauten ist alles dabei.

Alle drei Jahre zeichnet der Prix Lignum die besten Holzbauten aus. Dieses Jahr wählte die Jury aus 437 eingereichten Projekten 50 davon aus (siehe Bilderstrecke). Auf nationaler Ebene machte das Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE das Rennen. Auf den zweiten Rang schaffte es das Mehrgenerationenhaus „Giesserei“ in Winterthur ZH. Die Bronzemedaille ging an ein Umbauprojekt in Sarreyer VS (Download am Ende des Textes). Aber auch in den fünf Grossregionen gab es Medaillen und Anerkennungen.

Region Mitte

In der Region Mitte (Freiburg D, Oberwallis, Bern) obsiegte der Rettungsdienst und die kantonale Notrufzentrale in Bern von Müller & Truniger Architekten aus Zürich. Die Jury lobte die geordnete Holzstruktur, die die Räume prägt, und war von der Nottreppe auf dem Dach beeindruckt. „Erst auf den zweiten Blick merkt man: Sie ist zweidimensional – ein Kunst-am-Bau-Projekt.“

Den zweiten Platz ergatterte das Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE von Patrick Thurston aus Bern, das auch national in die Kränze kam. Der Zweckbau sei kohärent und mutig gedacht und gebaut, befand die Jury.

Der dritte Rang ging an das Wellnesshostel4000 & Aqua Allalin in Saas-Fee VS von Steinmann & Schmid Architekten aus Basel. Offensichtlich konnte man besonders mit der Fassade punkten. Über dem grob verputzten Sockel ist sie mit unterschiedlich breiten Brettern aus Fichte verkleidet ist. Sie zeige, wie Holz überzeugend zwischen Moderne und Tradition eine Brücke schlagen könne.

Fünf weitere Werke aus der Region Mitte würdigte die Jury mit einer Anerkennung: das Wohn- und Geschäftshaus „Am Neuhausplatz“ in Köniz BE vom Büro B Architekten aus Bern, ein Wohnhaus an der Jurastrasse 59 in Bern von Kast Kaeppeli Architekten aus Bern, die Sanierung und Umnutzung der Molkereischule in Zollikofen BE von Jermann Architekten und Raumplaner aus Zwingen BL, den Anbau eines unter Denkmalpflege stehenden Doppeleinfamilienhauses in Bern vom MAKA Architektur Atelier in Bern sowie den Neubau des Verwaltungsgebäudes ARE in Ittingen BE von Mischa Badertscher Architekten aus Zürich.

Region Nord

In der Region Nord (Basel, Solothurn, Aargau, Schaffhausen und Zürich) landete das Mehrgenerationenhaus Giesserei in Winterthur ZH von Galli Rudolf Architekten aus Zürich auf dem ersten Platz. Auf nationaler Ebene reichte es dagegen „nur“ für die Silbermedaille. Die Jury attestierte, dass das sechsgeschossige Gebäude ökologisch, sozial und ökonomisch wegweisend sei. Neben diesen Werten überzeugte aber auch die Architektur. Das Projekt verdeutliche exemplarisch, was Holz im grossen Massstab leisten könne. Denn die Giesserei zählt zu den grössten Holzbauten der Schweiz.

Platz zwei ging an den Umbau und die Erweiterung eines Einfamilienhauses aus den 30er-Jahren in Basel von Sauter von Moos aus Basel. Der Anbau ergänze und beschützte das bestehende Volumen gleichzeitig. „Die Architekten haben den Ort aufmerksam gelesen“, urteilte die Jury.

Die Bronzemedaille ging nicht an ein Gebäude, sondern an ein Möbel – wenn auch ein sehr grosses: den 22 Meter langen und sechs Meter breiten Stammtisch in der Eingangshalle des Zürcher Toni-Areals von Bölsterli Hitz GmbH aus Zürich. Er sei Mittagstisch, Arbeitsplatz und Gesprächsort, habe genügend Ablageflächen und diene mit den beleuchteten Vitrinen als Präsentationsort für das Museum für Gestaltung und die Fachhochschulen, so die Jury.

Mit einer Würdigung ausgezeichnet wurden in der Region Nord das neue Tamedia-Gebäude in Zürich von Shigeru Ban Architects Europe aus Paris sowie das House of Natural Resources der ETH Zürich von Meyer.Moser.Lanz.Architekten aus Zürich. Letzteres gewann auch einen von zwei Laubholzpreisen von Prix Lignum.

Anerkennungen erhielten zehn Projekte: der Kindergarten Tägerstein in Affoltern am Albis ZH von Melk Nigg Architects aus Zug, das Quartier Neugrüen in Mellingen AG von Dietrich Schwarz Architekten aus Zürich, das Bürogebäude mit Wohngeschoss im Laur-Park in Brugg AG von pool Architekten aus Zürich, der Neubau der Seilbahnstationen Weissenstein in Oberdorf SO von Guido Kummer + Partner aus Solothurn, ein Dreifamilienhaus in Oberrieden ZH von pool Architekten aus Zürich, das Naturbad Riehen BS von Herzog & de Meuron aus Basel, die Aufstockung der Halle 181 in Winterthur ZH von Kilga Popp Architekten aus Winterthur, der Jazzcampus Basel von Buol & Zünd aus Basel, der Elefantenpark Kaeng Krachan im Zoo Zürich von Markus Schietsch aus Zürich sowie die Holzplattform Belvedere in Zollikon ZH des Studios Tom Emerson, ETH Zürich.

Region Ost

In der Region Ost (Appenzell, Glarus, Graubünden, Liechtenstein, St. Gallen und Thurgau) siegte eine Alphütte auf der Wiesner Alp bei Davos GR von Bearth & Deplazes Architekten aus Chur. Laut Jury vereint die Holzhütte den rauen Aussenraum der eindrucksvollen Bergwelt mit dem Inneren der Hütte zu einer harmonischen Arbeit. Sofort falle die einfache Strickbauhütte im Gefüge der Alp auf. „Bescheiden, auf quadratischem Grundriss basierend, erhebt sich ein wohlproportionierter Strickbau.“

Die Silbermedaille holte sich die Sägerei Fenkholz in Hinterforst SG von Archraum aus Altstätten SG für ihre beiden Neubauten. Die Erweiterung folge ganz der Idee, vorwiegend regionale Mittel zum Bauen einzusetzen, die Konstruktion sei einfach und direkt, aber sauber und zweckmässig, heisst es von der Jury.

Platz drei ging nach Teufen AR an einen Neubau mit 21 Alterswohnungen von Hörler Architekten aus Basel. Das grosse Volumen passt sich, so die Jury, der kleinteiligen Bauweise der Umgebung an, die von traditionellen Appenzellerhäusern geprägt ist. Die Symbiose aus ländlicher Tradition und urbanen Gebäude- und Wohnformen sei sehr überzeugend.

Auch hier gab es für neun weitere Projekte Anerkennungen: für den Neubau des Kompetenzzentrums Arenberg in Salenstein TG von Staufer & Hasler Architekten aus Frauenfeld TG, für die Waldhütte „Tegia da vaut“ in Domat/Ems GR vom Architekturbüro Gion A. Caminada aus Vrin GR, für die Markthalle in Sargans SG von der Schöb AG in Gams SG, für den Umbau einer Scheune in Dingenhart TG von Bernath + Widmer aus Zürich, für den Scheiterturm bei der Kartause Ittingen in Warth TG (Gewinner des zweiten Laubholzpreises) von Tatashi Kawamata aus Tokio und Paris mit Christophe Scheidegger aus Basel, für das Schifffahrtsamt in Schmerikon SG von GBS & Partner Architekten aus Rapperswil-Jona SG, für die Produktions- und Montagehalle der Blumer-Lehmann AG in Gossau SG von K & L Architekten aus St. Gallen und Blumer-Lehmann, für die Academia Vivian in Curaglia GR von Gujan + Pally Architekten aus Curaglia/Igis sowie für den Umbau eines Wohnhauses in Glarus von Marti Architekten aus Matt GL und Judith Gessler aus Glarus.

Region West

In der Region West (Waadt, Neuenburg, Jura, Freiburg, Berner Jura, Unterwallis und Genf) siegte der Neubau der Steiner Schule in Crissier VD von Localarchitecture in Lausanne VD. Das konsequent aus vorgefertigten Holzelementen gebaute Werk beeindruckte die Jury unter anderem wegen seiner Dachform – „ein mutiger Zickzack“. Man habe einen Raum geschaffen, der Architektur und Natur verbinde und in dem sich die Kinder auf spielerische Weise bewegen könnten.

Platz zwei ging an ein zum Ferienhaus umgebautes Holzhaus in Sarreyer VS von Bosshard Vaquer Architekten aus Zürich. Das Projekt erhielt auf nationaler Ebene die Bronzemedaille. Für die Jury war bei diesem Umbau der Umgang mit dem Bestand wegweisend; der Holzbau ist denkmalgeschützt. Das Resultat nennt sie „ein respektvolles Nebeneinander von Alt und Neu, das spektakulär unspektakulär wirkt“.

Der dritte Rang gebührt der ältesten Privatschule der Schweiz, dem Institut Le Rosey mit Hauptsitz in Rolle VD respektive deren Erweiterung „Carnal Hall“ mit einem Konzertsaal von Bernard Tschumi Architects in New York. Die „kühne Architektur“ der Wände – mehr oder weniger dicke Balken, die in unterschiedlichen Winkeln horizontal, vertikal oder diagonal angeordnet sind – hatte es der Jury offenbar angetan.

Anerkennungen erhielten diese fünf Projekte: die Passerelle de la Joux-Verte in Corbeyrier VS von forestier des Agittes in Roche VD, die Schulprovisorien „Frimodule“ am Beispiel des Vignettaz-Schulhauses in Freiburg von Mullerarchitecte aus Freiburg und Mazzapokora aus Zürich, das neue Verwaltungsgebäude der Weltorganisation für geistiges Eigentum (OMPI/WIPO) in Genf von Behnisch Architekten aus Stuttgart DE, fünf Pavillons im Park Windig in Freiburg von LVPH architectes aus Freiburg sowie die künstlerische Arbeit „Séquoia“ (Mammutbaum) in Rolle VD des Ateliers Daniel Schlaepfer aus Lausanne und vom Atelier d’architectes Fournier-Maccagnan aus Bex VD.

Region Zentrum

In der Region Zentrum (Uri, Schwyz, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Tessin und Zug) ging der erste Rang an die neue Werkhalle der Walter Küng AG in Alpnach Dorf OW von Seiler Linhart Architekten aus Luzern/Sarnen. Obwohl sie mit 38 mal 78 Metern beachtliche Ausmasse hat, sieht man ihr diese Grösse nicht an, so die Meinung der Jury. Denn die Fassade breche den Massstab geschickt herunter. Ebenso beeindruckt war die Jury ob der Tatsache, dass die Walter Küng AG die Ausführungspläne selbst gezeichnet und fast sämtliche Details selbst gefertigt hat. „Das Resultat ist ein konsequenter Holzbau, der aus dem Zweck heraus eine überzeugende Architektur entwickelt.“

Platz zwei sicherte ein Ferienhaus mit drei Wohnungen in Campo Blenio TI von Baserga e Mozzetti architetti aus Muralto TI. Der Jury fiel die eigenwillige Form des Dachs auf – drei Zacken. Sie verleihe dem Haus einen industriellen Ausdruck, ausserdem besteche das Gebäude mit seiner Ambivalenz. „Es passt in die Landschaft und sucht doch mutig eine eigene Formensprache.“

Die Bronzemedaille ging nach Ballwil LU an die Schulhauserweiterung von Fiechter & Salzmann Architekten aus Zürich. Ein Detail an den zwei neuen hölzernen Fassaden erregte die Aufmerksamkeit der Jury: hölzerne Kassetten in unterschiedlichen Formaten, die an Gebäude aus den 50er-Jahren erinnern. „Diese leicht verklärte Romantisierung macht den Charakter des Projekts aus“, so das Fazit.

Anerkennungen gab es in dieser Region vier: für den Zielturm in Rotsee LU von Fuhrimann Hächler Architekten aus Zürich, für das Ärztezentrum MedicoPlus in Einsiedeln SZ von den Aefa Architekten aus Bern, für das Bürogebäude „Stabilo Amministrativo 3“ in Bellinzona TI von der comunità di lavoro Sabina Snozzi Groisman, Gustavo Groisman e Luigi Snozzi sowie ein Einfamilienhaus am Kapfweg in Emmenbrücke LU von der Haupt AG aus Ruswil LU. (mt/pd)

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