Pritzkerpreis für Francis Kéré und soziale Nachhaltigkeit
Bilderstrecke | Francis Kéré engagiert sich als Architekt gegen soziale Ungleichheit und für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. In diesen Tagen ist er für sein Werk mit dem Pritzker-Preis geehrt worden.
Quelle: Erik-Jan Owerkerk
Francis Kérés Bauten haben in der Regel immer auch einen sozialen Anspruch. Im Bild: Detail der Erweiterung der Primarschule in Gando (Burkina Faso).
"Francis Kéré leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet der Architektur“, sagt Tom Pritzker, Vorsitzender der Hyatt Foundation, die den Preis stiftet, über den Architekten aus Burkina Faso mit Büro in Berlin. „Nachhaltig für die Erde und ihre Bewohner - in Gegenden mit extremer Armut.“ Kéré sei sowohl Architekt als auch Diener, weil er das Leben unzähliger Menschen in oft vergessenen Weltregionen verbessere. „Mit Gebäuden, die Schönheit, Bescheidenheit, Kühnheit und Erfindungsreichtum demonstrieren."
Ein Beispiel dafür ist die 2001 erbaute Schule in Gando in Burkina Faso. Sie bildet gewissermassen die Grundlage für Kérés späteres Schaffen. Und sie illustriert seine Vision, mit Architektur Grundbedürfnissen Rechnung zu tragen und soziale Ungleichheiten zu beseitigen. Im Fall der Schule bedeutete dies: einen Bau entwerfen, in dem dank traditioneller Bautechniken trotz extremer Hitze ein angenehmes Raumklima herrscht und der mittels geschickter Tageslichtführung gute Lichtverhältnisse bietet. Gleichzeitig brauchte es viel Beharrlichkeit um Vorbehalte gegenüber dem Projekt zu überwinden.
Neue Schule in Gando liess Schülerzahlen ansteigen
Kéré sammelte deshalb zunächst international Spenden, parallel dazu bot er den Einwohnern vor Ort etwa die Chance, sich zum Beispiel bei der Planung einzubringen oder sich beim Bau handwerklich weiterzubilden. Beim Material setzte er auf Ziegel aus einheimischem, mit Zement versetztem Lehm. Dies, um Mauern zu ermöglichen, die dafür sorgen, dass die Hitze draussen bleibt, und die gleichzeitig so angelegt sind, dass die Wärme gegen abziehen kann.
Mit seiner Vorgehensweise hatte Kéré Erfolg: Dank der neuen
Schule erhöhte sich die Schülerzahl von 120 auf 700. In der Folge wurde die
Schule 2004 um Lehrerwohnungen erweitert. Und 2008 wurde die Schule selbst
ausgebaut, 2019 vergrösserte man sie noch mit einer Bibliothek.
Weitere Bildungseinrichtungen folgten auf die Schule in Gando. Dazu gehört auch der Start up Lions Campus für Informations- und Kommunikationstechnologien im kenianischen Turkana: Kéré setzte beim Baustoff auf örtliches Bruchsteinmaterial. Und um den Einsatz der Klimaanlagen zu minimieren, entwarf Kéré gestapelte Türme, die als passive funktionieren.
Kéré wisse, von Grund auf, dass es in der Architektur nicht
um das Objekt, sondern um das Ziel gehe. Und auch nicht um das Projekt sondern
den Prozess, schreibt die Jury in ihrer Begründung. „Das gesamte Werk Kérés zeuge
von der Kraft der Werkstoffe, die im Ort verwurzelt sind.“ (mai)
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