Pokern um ein Casino
Im Kampf um die Konzession für das grösste Schweizer Casino in Zürich will die Swiss Casinos Gruppe mit dem Argument „Heimatschutz“ trumpfen. Mit einer Zürcher Trägerschaft hofft sie, die Konkurrenz aus Baden auszustechen.
„Die Konzession für Zürich sollte an einen Zürcher Betreiber gehen“, hielt Erwin Cresta, Projektleiter Casinos Zürich, an einer Medieninformation fest. Das Unternehmen ist einer Swiss Holding, der Swiss Casinos AG, angegliedert. Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident der Gruppe ist der am Zürichsee aufgewachsene Hans-Ueli Rihs, der mit seinem Bruder Andy eine Aktienmehrheit am Hörgerätehersteller Sonova (Phonak) hält.
Mit Swiss Casinos Zürich wollen die Investoren im Geschäftshaus „Ober“ in der Innenstadt, nahe der Sighlporte auf 4000 Quadratmetern Spielfläche gegen 400 Maschinen und 26 Tische aufstellen. Bis in vier Jahren wollen die Betreiber 80 Millionen Franken investieren und 285 Arbeitsplätze schaffen. Die Spielbank soll 140 Millionen Umsatz erwirtschaften, 124 davon an Bruttospielertrag. Damit wird wäre das Zürcher Casino wird das schweizweit grösste seiner Art und überflügelte die bisherige Nummer eins Baden deutlich. Das Kasino im Aargau hat 2010 einen Bruttospielertrag von 105 Millionen Franken erzielt. In Zürich sollen täglich etwa 1650 Personen ihr Glück versuchen. Allerdings richtet sich das Casino nicht nur spielfreudige Gäste. „Das allein bringt langfristig keinen Erfolg. Es muss auch Unterhaltung geben“, so Cresta. Darum sollen auf zusätzlichen 6500 Quadratmetern Einkaufs- und Verpflegungsmöglichkeiten weitere Kundschaft anlocken. Zudem soll in dem Gebäude auch eine Bühne Platz finden.
Erfüllen sich die Hoffnungen der Swiss Casinos Gruppe und erhielte Swiss Casinos Zürich den Zuschlag für das Projekt, starteten die Bauarbeiten noch diesen Herbst. Die Eröffnung wäre für Oktober 2012 vorgesehen. Geldgeber Hans-Ueli Rhis ist guten Mutes: „Wir sind in der Poleposition. Die Champagnerkorken knallen aber erst, wenn wir die Ziellinie überschritten haben.“.
Baden drohen Einbussen
Das neue Casino in Zürich wirkt sich stark auf die Spielbanken in der Region aus: In Baden müsste das Grandcasino beim Bruttospielertrag eine Einbusse von bis zu vierzig Prozent hinnehmen, schätze Erwin Cresta. In Pfäffikon SZ, wo auch Swiss Casinos beteiligt ist, könnte das Minus zwanzig Prozent betragen. Insgesamt sind bei der Eidgenössischen Spielbankenkommission fünf Bewerbungen für die Zürcher Grand-Casino-Konzession eingegangen. Der Bundesrat sollte noch vor den Sommerferien entscheiden, wer den Zuschlag und damit eine bis 2023 laufende Konzession erhält. Eine Rekursmöglichkeit besteht nicht. (mai/sda)