Pionierprojekte unter Denkmalschutz
Der Stadtrat von Winterthur hat die beiden Arbeitersiedlungen „Hagenwies“ an der Rieterstrasse und „Bachtelstrasse“ unter Denkmalschutz gestellt. Damit werden sie in das Inventar der kommunalen Denkmalschutzobjekte aufgenommen und vor einem Abbruch bewahrt.
Die Siedlung „Hagenwies“ an der Rieterstrasse ist laut einem bauhistorischen Gutachten 150 Jahre alt und gilt als älteste noch vollständig bestehende Arbeitersiedlung der Schweiz. Sie wurde ab 1860 vom Fabrikanten Heinrich Rieter errichtet und galt als Pionierprojekt. 1876 wurde sie sogar bei der Weltausstellung in Philadelphia als Modell-Arbeitersiedlung vorgestellt. Sie besteht vor allem aus zwei Grundtypen von Doppeleinfamilienhäusern: Arbeiterhäuser mit zwei 3-Zimmer-wohnungen und Aufseherhäuser mit zwei 4-Zimmerwohnungenl, jeweils mit Abortvorbauten.
Teil von Bernoullis Siedlungswerk
Die Siedlung Bachtelstrasse ist jünger: Sie entstand 1924 und wurde von den Architekten Hans Bernoulli und Adolf Kellermüller projektiert. Sie ist damit Teil des auf Basel, Zürich und Winterthur konzentrierten „Siedlungswerk“ Bernoullis.
Dass die Siedlungen unter Schutz gestellt wurden, geschah im Zuge einer Neubeurteilung des baurechtlichen Umgangs mit Siedlungen in Gebieten mit Sonderbauvorschriften. Dabei wurden mehrere Wohnsiedlungen auf ihre denkmalpflegerische Schutzwürdigkeit überprüft. Bei der Rieter- und der Bachtelstrasse geht es darum, das einheitliche Erscheinungsbild sowie die hohe Lebens- und Wohnqualität auch langfristig zu bewahren.
Gemäss Bau- und Zonenordnung zählen 16 Winterthurer Siedlungen zu den so genannten „Gebieten mit Sonderbauvorschriften für besondere Siedlungen“. Sie gelten als historische und baukulturelle Zeugen der Winterthurer Industriegeschichte. Dazu gehören auch die beiden ehemaligen Arbeitersiedlungen an der Rieterstrasse und an der Bachtelstrasse. (mai/mgt)