Pilotprojekt in Baselland: Recyclingbeton im Tiefbau eingesetzt
Der Kanton Baselland hat im Tiefbau erstmals Beton mit bis zu 95 Prozent Recyclinganteil eingesetzt. So wurde bei einem Pilotprojekt 2021 in Grellingen eine Stützmauer mit Recyclingbeton nd CO2-Speichertechnologie erstellt.
Quelle: zvg, Kanton Basel-Landschaft
Der Bau der Pilot-Stützmauer aus Recyclingbeton in Grellingen.
Bauabfälle und Bauschutt bilden mit rund 75 Millionen Tonnen jährlich den grössten Abfallanteil in der Schweiz, schreibt die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion in einer Mitteilung von Mittwoch. Gleichzeitig nehme der Rückbau von Bauwerken, die ihre Lebensdauer erreicht haben, zu und der verfügbare Deponieraum nehme ab. Vor diesem Hintergrund sei der Einsatz von Recyclingbeton im Infrastrukturbereich ein wichtiges «Puzzleteil» für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.
Betonkrebs verhindert Wiederverwendung
In diesem Bereich würden jedoch hohe Qualitätsanforderungen an den Beton bestehen. Im Kanton Basel-Landschaft müssen Tiefbauobjekte wie Stützmauern oder Brücken so etwa eine Nutzungsdauer von rund 100 Jahren und mehr erreichen. Zudem sei der Beton insbesondere im Aussenbereich zahlreichen Angriffen wie beispielsweise Tausalzen ausgesetzt, die zu Schäden führen und die Lebenszyklen der Bauwerke verkürzen können.
Ein etwas weniger bekanntes Phänomen stelle «AAR», respektive Betonkrebs dar. Dabei wird der Beton durch eine ungünstige Mischung von Kies, Zement und Wasser von innen heraus zerstört. Ist ein Betonbauwerk davon befallen, dürfen seine Baustoffe nach seinem Abbruch im Infrastrukturbau nicht wiederverwendet werden. Beim Einsatz von Recycling-Betongranulat als sekundärer Rohstoff muss diese AAR-Beständigkeit gemäss Mitteilung jeweils spezifisch nachgewiesen werden.
Sekundärrohstoffanteil von bis zu 95 Prozent
In Rahmen eines Pilotprojekts hat das Baselbieter Tiefbauamt 2021 in Grellingen eine Stützmauer aus 35 Kubikmeter Beton mit dem technisch höchstmöglichen Recyclinganteil und mit CO2-Speichertechnologie erstellt. Als Materialquelle diente eine Stützmauer aus den 60er Jahren, die infolge einer Strassen- und Bachkorrektion abgebrochen werden musste. Die Zusammensetzung der Stützmauer sei von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) getestet und für geeignet befunden worden.
Daraufhin wurde das Material nach Muttenz transportiert, zerkleinert, gesiebt und für das Projekt gelagert. Der gewonnene Recycling-Beton-Kies wurde gemäss Mitteilung mit einer von der Zirkulit AG entwickelten CO2-Speichertechnologie behandelt, da Kies aus Betonabbruch das Potential hat, CO2 einzulagern. Der speziell für diese Stützmauer entwickelte Beton überzeuge durch seinen hohen Sekundärrohstoffanteil im Kies von bis zu 95 Prozent, heisst es weiter.
477 Kilogramm CO2 kompensiert
Mit der CO2-Speichertechnologie konnten im verbauten Beton 477 Kilogramm CO2 kompensiert werden, was laut der Direktion einer Auto-Fahrleistung von 2500 Kilometern mit einem Verbrauch von sechs Litern pro 100 Kilometer entspricht. Weiter sei mit einem CO2-armen Zement gearbeitet worden. Die bis jetzt vorliegenden Prüfergebnisse der Empa, die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleite und Proben auswerte, seien vielversprechend.
Wie die Direktion weiter mitteilt, sollen neue Bauwerke künftig
von Beginn weg mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus geplant und bestehende
Bauwerke, die das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, gezielt auf die
Wiederverwertbarkeit der Baustoffe analysiert werden. Damit könnten bereits in
der Planungsphase technische machbare sowie ökonomisch und ökologisch sinnvolle
Verwertungskonzepte entwickelt werden. Optimierte Materialflüsse werden gemäss
Mitteilung künftig im Tiefbauamt Basel-Landschaft ein zentrales Thema sein. (mgt/pb)