Photovoltaikanlagen stören Funk: Bund greift in mehreren Fällen ein
Neue Photovoltaikanlagen können Funkdienste stören. Beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) gehen jährlich rund ein Dutzend solcher Meldungen ein. Im schlimmsten Fall kann die Aufsichtsbehörde die Abschaltung von Anlagen anordnen.
Quelle: Thimo Pedersen, Unsplash
Blick auf den Uetliberg mit Funkturm. (Symbolbild)
Pro Jahr werde das Bakom auf 10 bis 15
Photovoltaikanlagen aufmerksam gemacht, die den Funkverkehr störten, teilte ein
Behördensprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag auf Anfrage
mit. Die Anzahl Störungen war in den letzten drei Jahren in etwa gleich hoch
geblieben. Wie hoch allerdings die Dunkelziffer ist, ist nicht bekannt.
Elektronische Module stören Fernmeldefunk
Bisher wurden noch keine Abschaltungen angeordnet. Alle
Störfälle konnten demnach durch technische Sanierungsmassnahmen gelöst werden.
Meistens melden Amateurfunker die Störungen.
Um die Stromerzeugung in Photovoltaik-Anlagen zu verbessern,
empfehlen Hersteller teilweise, die Solarzellen mit elektronischen Modulen
auszustatten. Während traditionelle Anlagen nur einen Wechselrichter verwenden,
um die Gleichspannung in Wechselspannung umzuwandeln, sind vor allem neue
Anlagen mit kleinen Zusatzmodulen ausgestattet, die die Energieerzeugung jeder
einzelnen Zelle optimieren.
Diese sogenannten Optimizer respektive die Leitungen können
erhebliche Längen erreichen und wirken als Antennen. Die dadurch abgestrahlten
Wellen beeinträchtigen den Fernmeldeverkehr unter anderem im Kurzwellenbereich
beträchtlich.
Hersteller sparten Schutz-Filterung ein
Gewisse Hersteller von Optimierern profitierten zuletzt von
einer Normierungslücke und sparten so die für den minimalen Schutz des
Funkspektrums unumgängliche Filterung ein, wie die Aufsichtsbehörde in einem am
Dienstag verbreiteten Infoblatt schrieb. Die aktuelle Geräteregulierung erlaubt
Optimierer, die ungenügend oder gar nicht entstört sind.
Photovoltaik-Anlagen müssen nach den anerkannten Regeln der
Technik installiert werden und die Anforderungen der Verordnung über die
elektromagnetische Verträglichkeit (VEMV) erfüllen. Wird dem Bakom eine Störung
gemeldet, führt die Behörde Messungen durch. Notfalls muss der Besitzer die
Anlage sanieren lassen oder ausschalten.
Fast 149'000 Anlagen in der Schweiz
Photovoltaikanlagen ermöglichen die Produktion von Strom aus
erneuerbarer Quelle. Landesweit fast 149'000 Anlagen zählte das
Umweltdepartement im November. Im Jahr 2010 waren es knapp 6500 Anlagen. Die
Anlagen spielen eine entscheidende Rolle in der 2017 vom Stimmvolk angenommenen
Energiestrategie der Schweiz.
Die Strategie will unter anderem einen Verzicht neuer
Atomkraftwerke und stattdessen einen Ausbau der erneuerbaren Energien und der
Wasserkraft sowie eine Senkung des Verbrauchs. 2021 stammte der Strom aus
Schweizer Steckdosen zu rund 11 Prozent aus Photovoltaik, Wind,
Kleinwasserkraft und Biomasse. (sda/pb)