Das Solarunternehmen Meyer Burger verliert seinen grössten Kunden
Aktualisiert, 15.11.2024, 15.15 Uhr
Einmal mehr hat das Meyer Burger schlechte Nachrichten erhalten: Wie das arg gebeutelte Solarunternehmen heute Freitag mitteilte, hat mit Desri der grösste Auftraggeber per sofort den Vertrag gekündigt. Die Tage von Meyer Burger scheinen gezählt.
Mit dieser Kündigung dürfte Meyer Burger nun praktisch am Ende sein. "Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass unabhängig von der Gültigkeit einer solchen Kündigung, die weit fortgeschrittenen Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung wahrscheinlich beeinträchtigt werden", so die Mitteilung. Und falls diese finanzielle Restrukturierung scheitere, könnten die Geschäfte wohl nicht mehr weiter fortgeführt werden. Bevor weitere Informationen publiziert werden, will Meyer Burger die Situation analysieren.
So zeichnet sich das Ende eines längeren Leidenswegs ab, denn Meyer Burger kämpft schon eine Weile ums Überleben. Die Solartechnologiefirma braucht dringend Geld, um die geplante Verlagerung der Aktivitäten in die USA voranzutreiben und so überhaupt überleben zu können. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Gruppe einmal mehr tiefrote Zahlen geschrieben. "Wir haben eine Finanzierungslücke im hohen zweistelligen Millionenbereich und müssen diese schliessen", sagte Franz Richter, der seit Kurzem CEO und Verwaltungsratspräsident in Personalunion ist, erst vor rund zwei Wochen. Um an das benötigte Geld zu kommen, wurden Verhandlungen mit den Gläubigern aufgenommen. Eine Kapitalerhöhung schloss Richter derweil aus. Indes gingen Analysten von einem noch grösseren Kapitalbedarf im Bereich von 100 bis 120 Millionen Franken aus.
Die Billigkonkurenz aus China und Überkapazitäten im europäischen Solarmarkt machebn Meyer Burger seit längerem zu schaffen. In der ersten Jahreshälfte hat der Abverkauf von Solarmodulen aus dem Lager zu Dumpingpreisen Verluste verursacht. Hinzu kamen Abschreiber und Kosten zu dem ins Stocken geratenen Aufbau der US-Produktion.
Aufbau neuer Produktion in den USA musste wegen fehlender Mittel gestoppt werden
In Colorado Springs musste Meyer Burger im September den Bau einer Solarzellenproduktion stoppen, weil das Geld fehlte. Die Zellen sollten auch künftig im deutschen Thalheim produziert und i Goodyear im US-Bundesstaat Arizona zu Solarmodulen verbaut werden. Ob dies noch länger der Fall sein wird, ist nun mehr als zweifelhaft. Wie schlecht es um die Firma steht, zeigt der Halbjahresbericht Ende Oktober. Der Umsatz halbierte sich annähernd auf 49 Millionen Franken. Daraus resultierte ein mehr als doppelt so hoher Betriebsverlust sowie ein Reinverlust von über 300 Millionen Franken. Die finanzielle Lage von Meyer Burger ist entsprechend prekär: Ende September lagen nur noch gut 80 Millionen Franken in der Kasse. Der Verkauf von Vermögenswerten aus der mittlerweile geschlossenen Modulproduktion im deutschen Freiberg und weitere Verkäufe von Produkten aus dem Lager sollten der Gruppe Luft verschaffen.
Gegründet hatten das Unternehmen Hans Meyer und Willy Burger 1953, nach ihnen ist das Unternehmen auch heute noch benannt. Zu Beginn hatte das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Uhrenstein-Herstellungsmaschinen. Im Jahr 1970 stieg das
Unternehmen in das Geschäft für Schneidemaschinen von Siliziumwafern für die Halbleiterbranche ein. Und Anfang de 1980er Jahre erschloss das Unternehmen die Photovoltaik-Industrie. Jahr 2020 gab das Unternehmen schliesslich einen von vielen
Strategiewechseln bekannt und setzte ganz auf das Geschäft als Equipment-Lieferanten zum Hersteller von Solarzellen und -modulen. Dazu wurden auch Fabriken von insolventen Solarherstellern in Deutschland zugekauft. Doch so richtig in Schwung kam das Geschäft nie. (sda7awp/mai)