20:30 BAUBRANCHE

Pflanzenwelt leidet unter dem Licht besiedelter Gebiete

Während der letzten zwanzig Jahre haben Lichtemissionen um 70 Prozent zugenommen. Dies gilt vor allem für den Siedlungsraum. Unter dem künstlichen Licht leiden nachtaktive Insekten, die Pflanzen bestäuben. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Pflanzenvielfalt aus. Das zeigt eine Studie der Universität Bern.

Dass die Pflanzenwelt unter den schwindenden Bienen leidet, ist nichts Neues. Allerdings wurden nachtaktive Blütenbesucher bislang von der Forschung in der Diskussion um die bekannte weltweite Bestäuberkrise vernachlässigt, wie Eva Knop vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern erklärt. Sie hat zusammen mit ihrem Team die Studie durchgeführt, bei der sie zum Schluss kamen, dass nachtaktive Bestäuber zahlreich sind und für die Pflanzen eine wichtige Rolle spielen.

Die Forscher führten dazu Untersuchungen in den Berner Voralpen durch. Für diese Region hatten sich die Knop und ihre Kollegen entschieden, weil hier im Gegensatz zu in Gebieten mit grosser Lichtverschmutzung möglicherweise mehr lichtempfindliche Insekten vorhanden sind. Dabei zeigte sich, dass in der Nacht auf unbewirtschafteten und von künstlichem Licht unbehelligten Flächen insgesamt rund 300 Insektenarten die Blüten rund 60 Pflanzenarten bestäubten. Zum Vergleich platzierten die Forscher auf sieben Flächen LED-Lampen, wie sie in der Schweiz in der öffentlichen Strassenbeleuchtung Standard sind. Hier lagen die Nachtbestäuber-Besuche um 62 Prozent tiefer als auf den dunklen Flächen.

Zudem zeigte sich bei den Kohldisteln, die sowohl von tag- als auch von nachtaktiven Insekten besucht werden, dass die Bestäubung am Tag die Verluste in der Nacht nicht ausgleichen kann. „Es müssten dringendst Massnahmen entwickelt werden, um die negativen Folgen der jährlich zunehmenden Lichtemissionen für die Umwelt zu reduzieren“, resümiert Knop. Dies sei eine grosse Herausforderung, weil künstliches Licht aus besiedelten Gebieten kaum wegzudenken sei. (mai/mgt)

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