Persönliche Blicke auf verdichtetes Bauen
Dichte Städte – die gibt es in der Schweiz schon. Viele Altstädte sind gute Beispiele für verdichtetes Bauen, für liebenswerte Lebensräume mit Geborgenheit und guter soziale Durchmischung. Mit dem Film „Dichte Stadt“ will der Schweizer Heimatschutzdie Diskussion um das verdichtete Bauen mit einem historischen Bezug bereichern.
Anfang 2012 hat der Schweizer Heimatschutz ein Positionspapier zu den Grundsätzen einer qualitativ hochstehenden Verdichtung vorgestellt. In seinem Dokumentarfilm lässt er drei Persönlichkeiten – den Architekturhistoriker Christoph Schäppi, Bern, die Soziologin Christina Schumacher, Zürich und den Genfer Stadtarchitekten Francesco Della Casa zu Wort kommen. Von einer Kamera begleitet, präsentieren sie verschiedene Aspekte zu Verdichtung und Zersiedlung in ihren Städten. Dabei werden Fragen aufgeworfen. Wozu dient die Landschaft? Weshalb spricht man von Zersiedlung? Warum haben die Leute Angst vor der Verdichtung? Wo und wie kann man noch verdichten? Auf ihren persönlichen Rundgängen erzählen sie, wie sie wohnen und sprechen über ihren Bezug zu Stadt und Land.
Der Film legt den Fokus auf verschiedene Grundkonflikte der Verdichtung im urbanen Kontext. Zur Sprache kommt auch das spannungsgeladene Verhältnis von privatem und öffentlichem Raum und die subtilen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Ruralität und Urbanität.
Nicht einfach dogmatisch
Wenn in den gezeigten städtischen Szenen vor allem alte, gewachsene Substanz als Beispiele für über lange Zeiträume entstandene dichte Urbanität präsentiert wird, wirkt das ganze nicht stur dogmatisch. So werden auch moderne Beispiele von Verdichtung angesprochen, zum Beispiel aus dem Berner Lorraine-Quartier. Zum Ausdruck kommt auch, dass es viele Wege zur Verdichtung gibt, seien es Reihenbauten, Blockrandbebauungen oder einfach dichtgestellte Mehrfamilien-Wohnobjekte.
Wenn sich der Film auch auf Material aus der Deutschschweiz und der Romandie beschränkt, könnte man in Bezug auf verdichtetes Bauen auch auf historisch gewachsene Beispiele in der Südschweiz verweisen. Zum Beispiel auf lombardisch, städtisch anmutende Dörfer im Mendrisiotto, wie Rancate, Ligornetto oder Stabio, die schon vor Jahrhunderten verdichtet gebaut wurden, obwohl eine damals schwach besiedelte Landschaft zur Verfügung stand. Sicher ist, dass das Thema „Verdichtetes Bauen“ noch viel zu reden geben wird. Der 22-minütige Film kann Anregung sein für stundenlange Diskussionen. (mai)
„Dichte Stadt – Ville dense“ : Der Film ist zweisprachig schweizerdeutsch/französisch, mit deutschen und/oder französischen Untertiteln nach Wahl. Die DVD kannunter www.heimatschutz.ch/shop für 8 Franken bestellt werden.