Null Sterne aus Beton
Auf den ersten Blick sind es Abwasserohre, auf den zweiten Blick ist es ein Hotel: Im Ruhrgebiet hat mit dem Bernepark ein Hotel eröffnet, das viel künstlerischen Anspruch und wenig Komfort bietet.
Da muss eine Verwechslung vorliegen: „Bett“ und „Beton“ – das klingt zwar ähnlich. Doch das gleiche ist es nicht: Wer verbringt seine Nächte schon gern im Beton? Der österreichische Künstler Andreas Strauss anscheinend schon. Er hat im Bernepark in Bottrop ein neues Parkhotel geschaffen. Wer hier ein Zimmer nimmt, muss in eine drei Meter lange Betonröhre klettern, um ein Nickerchen zu machen. Immerhin misst die Unterkunft im Durchmesser 2.40 Meter. Es lässt sich also auch zu zweit übernachten. Einen „Ort für Alltagsflüchtlinge“ wollte der Künstler mit den insgesamt fünf Hotelröhren schaffen. Das ist ihm gelungen, denn sein Werk erinnert tatsächlich an eine Flüchtlingsunterkunft.
WC im Wald
Ein Blick in die Röhre zeigt jedoch, dass ihr Inneres gar nicht so ungemütlich ist, wie es von aussen scheint: Ein Loch in der Decke bringt ein wenig Tageslicht ins Schlafrohr, eine Matratze sorgt für minimalen Liegekomfort. Die sanitären Anlagen beschränken sich allerdings auf einen blauen WC-Container im Wäldchen hinter den fünf Röhren. Dafür gibt es nur einige Schritte entfernt ein Restaurant.
Wer Lust verspürt, in der Röhre zu nächtigen, kann über Internet reservieren. Den Zugangscode erhält man per SMS, denn eine Rezeption gibt es in diesem Parkhotel nicht. Dafür ist die Unterkunft günstig: Jeder Gast kann so viel bezahlen, wie er möchte. Mit ihrem Beitrag könnten die Besucher zeigen, wie viel Respekt sie vor dem Kunstwerk haben, meint der Künstler. „20 Euro sind fair, mehr ist willkommen“, sagt Andreas Strauss. Schliesslich müssten die 11,4 Tonnen schweren Betonzimmer auch geputzt werden. (mrm)
Weitere Informationen: www.bernepark.de
Während der Ferienzeit stellt „baublatt.ch“ in loser Folge verrückte, aussergewöhnliche und skurrile Hotelbauten, -projekte und -visionen vor. Bereits erschienen:
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