Niederlande: Mit Beton vor den Fluten schützen und für Biodiversität sorgen
Die Küsten vor Sturmfluten schützen und in den Uferzonen die Biodiversität der Unterwasserwelt wieder herstellen: Möglich machen will dies ein niederländisches Unternehmen mit Hilfe von Betonblöcken, die an überdimensionierte Legosteine erinnern.
Quelle: Hans, Pixabay-Lizenz
Tetrapoden an Küsten dämpfen die Wucht der Fluten ab, dienen aber der Natur nicht.
Seit Jahrzehnten werden in den Niederlanden die Küsten mit sogenannten Tetrapoden geschützt oder vielmehr mit vierfüssigen Betonelementen. Sie dienen bei Sturmfluten als Wellenbrecher. Allerdings haben die sechs Tonnen schweren Teile einen Nachteil: Auf ihnen können sich kaum Tiere ansiedeln. Dasselbe gilt für die Wellenbrecher aus ausgedienten Pneus, bei denen das Meerwasser giftige Stoffe freisetzt.
Mit legosteinförmigen Betonelementen, die mit röhrenförmigen Durchgängen versehen sind, will dies das Delfter Unternehmen Reefy ändern: Sie sollen nicht nur bei Unwettern die Küstengebiete sichern, sondern gleichzeitig der Unterwasserfauna und -flora Lebensräume bieten.
Schutz für kleines Meeresgetier vor Fressfreinden
Die Blöcke sind miteinander verbunden, sodass sie nicht von den Fluten verschoben werden können. Zudem sind ihre Oberflächen so gestaltet, dass diese kleines Meeresgetier dazu animieren, sich auf ihnen niederzulassen, während die Durchgänge zum Beispiel kleinen Fischen Schutz vor Fressfeinden bieten.
So bestehen denn die Quader nicht nur aus Beton, sondern werden zusätzlich mit einem Belag versehen, der Muscheln Nährstoffe bietet und sie damit auch anlockt. «Es soll eine lebende Schicht entstehen, die mit dem Anstieg des Meeresspiegels wachsen und sich selbst regenerieren kann», erklärt Reefy-CEO und Mitbegründer Jaime Ascencio.
Quelle: Reefy
Die Betonblöcke werden zurzeit in Rotterdam getestet.
Quelle: Reefy
Die Blöcke dienen als Wellenbrecher und bieten kleinen Meereslebewesen ein Zuhause.
Seit März werden die Blöcke im Hafen von Rotterdam unter anderem in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Ministerium für Infrastruktur getestet. Das Pilotprojekt gehört zum Green-Gate-Programm, das zum Ziel hat, die Gezeitenzone im Maas- respektive Rheindelta für die Natur neu zu beleben. Wellenbrecher braucht es in Rotterdam, um die weichen Ufer vor dem Hafenbetrieb oder vielmehr vor den hohen Schiffswellen zu schützen.
Beton als Ersatz für zerstörte Korallenriffe?
Die
Fachleute von Reefy hoffen, dass sich auf diese Weise das natürliche
Leben im Meer wieder herstellen lässt. Sie sehen in den
überdimensionierten Legosteinen auch einen Ersatz für zerstörte
Korallenriffe.
«Korallen- und Austernriffe bilden in warmen und gemässigten Klimazonen eine wirksame Schutzbarriere gegen die Kräfte des Meeres; sie leiten bis zu 97 Prozent der Wellenenergie ab, bevor diese die Küste erreicht», heisst es dazu auf der Website des Unternehmens. Und nicht nur das: «Korallenriffe bedecken nur 0,01 Prozent des Meeresbodens, beherbergen aber über 25 Prozent des gesamten Meereslebens», ist weiter zu lesen. «Der hinter diesem natürlichen Wellenbrecher liegende, ruhige Bereich ermöglicht die Entwicklung von Seegraswiesen.» (mai/mgt)
Quelle: Francesco Ungaro, Unsplash
Korallenriffe sind nicht nur ein Hort der Biodiversität sondern schützen auch vor Sturmwellen.