Neue schützenswerte Bauten im Quartier St. Johann in Basel
Die Denkmalpflege des Kantons Basel-Stadt hat das rund 20 Jahre alte Inventar für schützenswerte Bauten im Quartier St. Johann aktualisiert. Das älteste Inventar im Kanton wurde um 79 Ensembles und Einzelbauten erweitert.
Quelle: Kathrin Schulthess
Werkstattgebäude und Künstlerateliers in bauzeitlichem Zustand sind in Basel nur wenige erhalten. Das Atelier des Landschaftsmalers Hans Süffert wurde 1895 von Hans Kessler errichtet. Es wird bis heute als Ateliergebäude genutzt und ist weitgehend in seinem bauzeitlichen Zustand bewahrt. Der kleine Riegelbau hat grossen Seltenheitswert und wurde ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen.
Die Inventare der schützenswerten Bauten für die Quartiere St. Johann und Am Ring sowie für die Gemeinde Riehen sind rund 20 Jahre alt und damit die ältesten im Kanton. Nach diesem Zeitraum müsse die Kantonale Denkmalpflege die Inventare grundsätzlich überprüfen, heisst es in einer Mitteilung des kantonalen Bau- und Verkehrsdepartements von Mittwoch.
Rundgänge im Quartier für Dialog
Für die Aktualisierung des Inventars für das St. Johann-Quartier habe die Denkmalpflege erstmals ein dialogorientiertes Vorgehen gewählt, das «Pioniercharakter für die Schweiz» habe, die das Departement festhält. So suchte die Denkmalpflege etwa in Form von Rundgängen im Quartier mit etwa 100 teilnehmenden Personen den Dialog mit den Quartierbewohnern.
Mit dem neuen Vorgehen sollte der Kreis der Personen erweitert werden, der sich mit der Auswahl der neu aufzunehmenden Objekte auseinandersetzt. Der Austausch habe wertvolle Informationen darüber geliefert, welche Bauten für den Charakter und die Identität des Quartiers als prägend empfunden werden und habe auf diese Weise die Arbeit der Denkmalpflege bereichert, heisst es weiter.
Quelle: Kathrin Schulthess
Das ausserordentlich repräsentative Ensemble an der Herbstgasse mit seinen Kolossalpilastern aus Sandstein und den von Balustraden bekrönten Risaliten wurde 1901–1903 von Holzwarth & Cie. erbaut. Es bezeugt das gehobene Niveau der im oberen St. Johann um die Jahrhundertwende errichteten Erstbebauung und wurde neu ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen.
79 Ensembles und Einzelbauten aufgenommen
Darüber hinaus wurde von der Denkmalpflege auch ein zehnköpfiger Beitrat mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Behörden, Fachverbänden und Quartiervereinen eingesetzt. Die Mitglieder brachten dabei ihre Sichtweise auf die potenziellen neuen Inventarobjekte ein und standen dem Projektteam mit ihrem Fachwissen zur Seite. Auch dieser Austausch sei sehr wertvoll gewesen, insbesondere bei Objekten, bei denen Unsicherheiten bezüglich einer Inventaraufnahme bestanden.
Im Zuge der Revision wurde das Inventar des St. Johann gemäss Mitteilung nun um 79 Ensembles und Einzelbauten erweitert. Dazu zählen etwa frühere Arbeiterhäuser in der Ryffstrasse, ikonische Bürobauten auf dem Novartis-Campus oder auch ein Ateliergebäude in der Lothringerstrasse. In der Vielfalt der aufgenommenen Bauten «spiegle sich die bewegte Geschichte und der baukulturelle Reichtum des St. Johann wider», so das Departement.
Die Inventarisierung im Dialog habe sich als produktive und gewinnbringende Arbeitsmethode erwiesen um die denkmalpflegerische Arbeit fundiert abzusichern. In den nächsten Jahren soll die Methode nun auch bei der Aktualisierung der Inventare für das Quartier am Ring und für die Gemeinde Riehen angewandt werden. (mgt/pb)
Inventar auf Geoportal publiziert
Das aktualisierte Inventar der schützenswerten Bauten des St. Johann ist online auf MapBS einsehbar. Zudem stehen auf MapBS auch erstmals sämtliche Grunddaten zu jedem Inventarobjekt der Grossbasler Altstadt links des Birsig sowie des St. Johann-Quartiers zur Verfügung.
Zum Inventar (Alle Inventarobjekte sind grün eingefärbt): map.geo.bs.ch
Quelle: Kathrin Schulthess
Neu ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen wurde der letzte noch stehende Bauernhof des St. Johann. Der Kernbau des nahe der Grenze gelegenen Burgfelderhofs wird auf das Jahr 1810 datiert. Es ist der einzige im St. Johann erhaltene Bau aus der Zeit vor der Stadterweiterung und erinnert an die einst landwirtschaftliche Prägung der Gegend.
Quelle: Kathrin Schulthess
Das raumgreifende Eckensemble von 1925 entfaltet eine besondere Präsenz an der Kreuzung von Lothringer- und Gasstrasse. Schlichte Ensembles dieser Grösse sind charakteristisch für das untere St. Johann, das zunächst als Arbeiterquartier ausgebaut worden war. Es handelt sich um einen der letzten vollständig erhaltenen Bauten dieses Typs, weshalb das Objekt neu ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen wurde.
Quelle: Kathrin Schulthess
Die 1959 errichtete ehem. Kabellagerhalle südlich der Luzernerring-Brücke bezeugt beispielhaft die Geschichte des St. Johann als urbanes Industriequartier. Der freistehende Solitärbau ist mit seiner reduzierten Formensprache und der sorgfältigen Materialwahl ein bedeutender Vertreter der Nachkriegsmoderne in Basel und wurde im Zuge der Revision ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen.