Neue Aufgabe für "Madame Expo" Nelly Wenger
Der Aussenwirtschaftsförderer Osec gründet drei neue Exportplattformen, mit denen Schweizer Innovationen im Ausland besser verkauft werden sollen. Gegründet werden je eine Plattform für Architektur und Design, eine für Umwelttechnik und eine weitere für Medizinaltechnik.
Ziel dieser Exportplattformen ist es, kleineren und mittleren Unternehmen in der Schweiz die Suche nach Aufträgen im Ausland zu erleichtern. Man habe drei Branchen ausgewählt, die in der Schweiz zwar sehr stark seien, im Ausland aber nur selten zum Zug kämen, erklärte Osec-Chef Daniel Küng vor den Medien. Einen Auslöser für diese Exportschwäche sieht Küng in den kleinen Firmen und in den "verzettelten Strukturen" dieser Branchen. Mit der Vermittlungshilfe der Osec-Exportplattformen sollen einfallsreiche Unternehmen nun Märkte wie etwa Russland, China, die USA und Indien erobern.
Für die Präsidien der drei Plattformen holte sich die Osec prominente Vertreter ins Boot: Die Anlaufstelle für Architektur, Engineering und Design wird sie von der früheren Expo-Leiterin, der „Madam Expo“ Nelly Wenger. Später amtete sie als Chefin von Nestlé Schweiz, wo sie Jean Nouvel die Cailler-Verpackung entwerfen liess, damit allerdings den Geschmack der Schweizer verfehlte. Wenger verschwand danach längere Zeit aus dem Rampenlicht und wurde nun persönlich von Bundesrätin Doris Leuthard für diese neue Tätigkeit angefragt. Sie soll nun den guten Ruf von Schweizer Architekten wie Peter Zumthor und Herzog & de Meuron nutzen und unbekannten Schweizer Architekten zu neuen Aufträgen im Ausland zu verhelfen. Dass für Schweizer Architektur und Design Export-Potential vorhanden ist, ist Wenger überzeugt: "Es ist eine Domäne der Schweizer, Kreatives zu schaffen, das auch noch funktioniert."
Ex-Oerlikon-Chef Leiter der Umweltplattform
Für die Umwelttechnologie-Plattform konnte Uwe Krüger engagiert werden. Er war bis Mitte letzten Jahres als Konzernchef der OC Oerlikon tätig. Die Schweiz lebe quasi die Umwelttechnologie, sagte er. Der Ruf dafür im Ausland sei ausgezeichnet, dies müsse man unbedingt nutzen. Als potentielles Förderbeispiel nennt Krüger einen Jungunternehmer, der eine Technik entwickelt hat, mit der sich beim Händewaschen neunzig Prozent des Wassers einsparen lassen. "Unsere Aufgabe wäre es, solche Ideen im Ausland bekannt zu machen und Abnehmer dafür zu finden."
Neuer Markt dank US-Gesundheitsreform
Die dritte Plattform will Schweizer Medizinaltechnik an den ausländischen Patienten bringen und wird von Erwin Locher präsidiert, der unter anderem für den Orthopädiekonzern Synthes und die ehemalige Sulzer Medica tätig war. Schweizer Medizinaltechnik habe im Ausland grosses Potential, so Locher. Dies nicht zuletzt wegen der Gesundheitsreform in den USA, die 30 Millionen zusätzlicher Versicherter generiere. Aber auch die Überalterung schaffe für innovative Schweizer Unternehmen neue Märkte.
Das Geld für die drei Vernetzungsstellen stammt vom Bund, der für ein drittes Konjunkturpaket insgesamt 25 Millionen Franken zur Verfügung stellt. Ist dieser Betrag aufgebraucht ist, was in drei bis fünf Jahren der Fall sein dürfte, müssen die Exportplattformen selbsttragend werden.
Die Osec hofft, dass die Vernetzungsstellen bis dahin so erfolgreich sind, dass die Unternehmen, die davon profitieren, diese selber weiterfinanzieren können. Plattformen für andere Branchen sind laut Küng nicht vorgesehen, weil der Bund keine weiteren Konjunkturpakete mehr schnüren wird. (sda/mai)