Neuaufträge im Wohnungsbau bleiben in Deutschland aus
Private Bauherren finden in Deutschland derzeit
verschlechterte Bedingungen für den Bau eines Hauses oder einer Wohnung vor,
stellt das Münchner Ifo-Institut fest. Daran wird sich wohl in absehbarer
Zukunft auch nicht viel ändern.
Quelle: Hakilon/Wikimedia/CC BY-SA 4.0
Der Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland hat sich rapide fortgesetzt.
Laut Ifo-Institut in München fielen die Auftragsbestände im
Dezember den fünften Monat in Folge. «Zu den Hauptgründen zählen die erheblich
verteuerten Wohnungsbaukredite, stark gestiegene Baukosten sowie die
Rückführung der Neubauförderung des Bundes», sagt der Ifo-Experte Ludwig
Dorffmeister. «Für private Bauherren und Wohnungsunternehmen haben sich die
Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert.»
Der Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in
Deutschland hat sich rapide fortgesetzt. In November wurde der Bau von 24.304
Wohnungen bewilligt, gut 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, teilte
das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.
Von Januar bis November wurden damit 321ʹ757 Wohnungen
genehmigt, ein Minus von 5,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Besonders stark
fiel dabei der Rückgang bei Einfamilienhäusern aus (minus 15,9 Prozent).
Stark gestiegene Preise für Baustoffe
Die Zahl der Baugenehmigungen ist mit Blick auf den
Wohnungsmangel in vielen Städten ein wichtiger Indikator. Allerdings werden
genehmigte Wohnungen oft zunächst nicht gebaut, weil Handwerker und Baufirmen
keine Kapazitäten haben. Auch die stark gestiegenen Preise für Baustoffe und
Bauland bremsen. So legten die Preise für den Neubau konventionell gefertigter
Wohngebäude im November um fast 17 Prozent zum Vorjahresmonat zu.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte jüngst
eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von 400ʹ000 neuen Wohnungen im
Jahr verfehlen wird. Wegen gestiegener Kreditzinsen und hoher Baupreise halten
sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie.
Eingetrübter Ausblick
Auch in anderen europäischen Ländern habe sich der Ausblick
für den Wohnungsbau nach zwei sehr guten Jahren eingetrübt. Das Neubauvolumen
in Europa dürfte nach Einschätzung der Forschergruppe Euroconstruct in diesem
Jahr um zwei Prozent zurückgehen. Italien habe seine bislang sehr hohe
Sanierungsförderung gesenkt. «In den meisten europäischen Ländern dürfte
allerdings der zurückliegende Energiepreisschock dazu führen, dass mehr in die
Wohnungsbestände investiert wird», sagte Dorffmeister.
Die stärksten positiven Impulse gingen vom Tiefbau aus,
sagte der Experte. Investitionen in die Energieversorgung, den Ausbau von
Transportwegen und in öffentliche Verkehrsangebote liessen den Tiefbau in
diesem Jahr um 2,9 Prozent, im kommenden Jahr um 1,8 Prozent und 2025 um 2,2
Prozent wachsen. Die grössten Zuwächse werden für Italien, Norwegen, die
Slowakei und Polen erwartet. (DPA)