Nein zu Algen und Ja zum Chlor
Ob es in Riehen schon bald eine „Badi“ für Architekturbegeisterte geben wird, ist noch unklar. Denn das geplante Naturbad von Herzog & de Meuron kann nur gebaut werden, wenn das Stimmvolk die dafür nötige Zonenplanänderung absegnet. Aber nicht alle wollen eine solche Anlage: Die Gegner verlangen eine normales Freibad.
Quelle: zvg
So soll das Naturbad dereinst angelegt sein.
Diesen Sommer fällt für die Riehener die Badesaison nun zum dritten Mal ins Wasser. Das alte Schwimmbad von Riehen war im Jahr 2008 wegen des Baubeginns der Zollfreien Strasse abgerissen worden. Kurz darauf bewilligte der Gemeinderat ohne Gegenstimmen die Mittel zur Planung eines Naturbades. Letzten November sagte er auch Ja zur dafür nötigen Änderung des Zonenplanes. Doch dann wurde das Referendum ergriffen. „Wir sind überzeugt, dass Riehen ein Schwimmbad braucht, aber kein Naturbad“, erklärte damals Karl Schweizer vom Referendumskomitee „Ja für eine klassische Riehener Badi – Nein zum Naturbad“ gegenüber der „Basler Zeitung“. – Nun kommt die Zonenplanänderung am 25. April vors Volk.
Sagt der Souverän Nein und folgt damit der SVP und dem Gegnerkomitee, die eine „normale“ Badi verlangen, könnte das sommerliche Badevergnügen für längere Zeit bachab gehen: Ein Alternativprojekt zum Naturschwimmbad gibt es zurzeit nämlich nicht. „Es liegen keine fertigen Pläne für ein herkömmliches Bad in der Schublade“, führte Christian Lupp, Fachbeauftragter der Gemeinde Riehen, gegenüber der „Badischen Zeitung“ aus. „Lediglich eine grobe Idee von 1994, die wegen ihrer Ungewissheit mit der Zollfreien Strasse nicht vertieft wurde.“ Ausserdem entspreche ein gechlortes Bad auf dem Areal nicht den Auflagen des Grundwasserschutzes.
Die Gegner der neuen „Badi“ befürchten bei einem Naturbad mangelhafte Wasserqualität: Das Wasser in einem natürlichen Becken sei anfälliger auf Keime, die vor allem bei Kleinkindern Krankheiten auslösen könnten, erklärte Karl Schweizer gegenüber „20 Minuten“. Zudem würde der Grund schnell verschlammen, äussert sich Schweizer weiter. In einem konventionellen Schwimmbad werde das Wasser mit hochgiftigen Chemikalien aufbereitet, dies schade der Haut, kontert darauf Schwimmkursleiter Robert Lauber, der laut „20 Minuten“ dem Komitee Angstmacherei unterstellt. Man wolle dem Gemeinderat bloss eins auswischen, so Lauber.
Schwimmen im künstlichen See
Das geplante Naturbad bietet mit tausend Quadratmetern rund doppelt soviel Wasserfläche wie das alte Freibad und damit auch Platz für mehr Leute, das heisst für 2000 Badegäste täglich. Diese sollen sich in insgesamt drei Becken vergnügen können: Inmitten der Liegewiese sind ein Schwimmer- und ein Nichtschwimmerbecken sowie ein Wasseraufbereitungsbereich vorgesehen. Diese drei Bereiche sind als eine Art See konzipiert, bei dem die einzelnen Badezonen teils mit Holzstegen erreichbar sind, die über die bepflanzten Regenerationsflächen führen. Eine Ausnahme ist allerdings das Kinderplanschbecken, dieses ist laut Mitteilung der Gemeinde Riehen aus hygienischen Gründen als eigenständige, separate Anlage vorgesehen.
Kosten soll das Bad insgesamt 9,2 Millionen. Davon bezahlt die Gemeinde 5,4 Millionen. Deutschland finanziert 2,5 Millionen über die Entscheädigung im Zusammenhang mit dem Bau der Zollfreien Strasse. Für den Rest kommen der Lotterie- und Sport-Totofonds auf. (mai)