Neat: Mangelhafte Entwässerungsrohre und Teuerung
Während der Einbau der Bahntechnik beim Gotthardtunnel auf Hochtouren läuft, sorgen Nachforderungen im dreistelligen Millionenbereich der Arbeitsgemeinschaft TAT, die für die Baulose im Tessin verantwortlich zeichnet und bei der die Implenia federführend ist, sowie mangelhafte Entwässerungsrohre für Ärger. Insgesamt geht es um ein Auftragsvolumen von 2,5 Milliarden Franken. Dies berichtete der „Tages Anzeiger“ in seiner aktuellen Ausgabe.
Gemäss Vertrag müssen die Rohre mindestens 50 Jahre halten. Doch dem ist nicht so. Im Frühjahr 2010 hatte die Alptransit festgestellt, dass die im Gotthardbasistunnel eingebauten Entwässerungsrohre teilweise nicht die vertraglich vereinbarte Materialzusammensetzung aufweisen: Anstelle aus einem Kunststoff mit hoher Dichte bestehen die Rohre aus teilweise rezykliertem Material. In der Folge wurde das Süddeutsche Kunststoff-Zentrum Würzburg mit einer entsprechenden Materialprüfung beauftragt: Die deutschen Experten kamen zum Schluss, dass die Rohre weniger dauerhaft sind. Zusätzlich klären die Fachleute nun noch, wie die Rohre im Tunnel beansprucht werden. Bis Mitte Jahr sollen auch diese Resultate vorliegen und ausgewertet sein.
„Die Alptransit macht bei den Vertragspartnern die werkvertraglichen Rechte geltend“, heisst es im Bericht der parlamentarischen Oberaufsicht der Neat (NAD) der eidgenössischen Räte. Aufgrund der heutigen Erkenntnisse stehe ein Ausbau bereist eingebauter Rohre nicht zur Diskussion. Die Bereiche mit den potenziell weniger dauerhaften Rohren seien identifiziert. Für diese werde ein langfristiges Überwachungskonzept erstellt. Die Unterhalts- und Sanierungsplanung des gesamten Entwässerungssystems soll gemeinsam mit der SBB entwickelt werden. – Immerhin kann der Betrieb des Tunnels wie geplant im 2016 aufgenommen werden.
Baufirmen sollen Rechtsweg beschreiten
Wie Implenia-Sprecher Roger Teuscher in der heutigen Ausgabe des „Tages-Anzeigers“ erklärt, ist man bei der Implenia anderer Ansicht als bei der NAD. Er spricht von einer „Parteimeinung“, die der Bericht zitiert und dass der Fall wohl vor Gericht enden wird. Hängig sei eine Strafanzeige wegen Verdachts auf Falschbekundung und Betrugs, welche die Alptransit am 25. August 2011 bei der Bundesanwaltschaft eingereicht habe, schreibt der „Tages-Anzeiger“.
Während laut der Zeitung die Sanierung der Entwässerungsrohre auf einen zweistelligen Millionenbetrag zu stehen kommt, liegen die Nachforderungen der TAT im dreistelligen Bereich. Ursache für die Nachforderungen sind massiv gestiegene Kosten, deren Ursache einerseits die schwierigen geologischen Verhältnisse sowie die damit aufwendigeren Bauarbeiten sind und andererseits die Teuerung. Den Streit, wer wie viel zahlen muss, hätte letztes Jahr ein Schiedsgericht mit einem entsprechenden Vorschlag beenden sollen. Doch die Alptransit sagte Nein. Die Streitschlichtung habe vorgeschlagen, den werkvertraglich festgelegten Mechanismus zur Teuerungsberechnung punktuell anzupassen, erklärt Alptransit-Chef Renzo Simoni gegenüber dem „Tages-Anzeiger“. Darauf habe man sich nicht eingelassen. „Wollen die Baufirmen auf den Forderungen beharren, müssen sie den Rechtsweg beschreiten“. Implenia wollte sich gegenüber dem „Tages-Anzeiger“ nicht äussern. (mai)
Den Artikel des „Tages-Anzeigers“ finden Sie hier: www.tages-anzeiger.ch