Nationalbank: Mehr Risiko bei Hypothekenvergabe
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) zeichnet ein positives Bild für die hiesige Bankenlandschaft. Das volkswirtschaftliche Umfeld für die Banken hat sich laut den Nationalbankern verbessert. Zugleich haben Grossbanken ihre Kapitalpolster verstärkt. Doch die SNB sieht weiteren Verbesserungsbedarf.
Die Grossbanken hätten ihr Kapital zur Abfederung von Verlusten weiter verstärkt, schreibt die SNB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zur Finanzstabilität 2017. Sie erfüllten damit die international im Regelwerk Basel III festgelegten Bestimmungen und seien auf Kurs, die Anforderungen der Schweizer «too big too fail»-Regulierung zu erfüllen. Die Regulierungen wurden nach der Finanzkrise erlassen, um zu verhindern, dass systemrelevante Institute in Krisen wieder von den Steuerzahlern gerettet werden müssen.
Sie bestehen aus zwei Pfeilern: Der erste Pfeiler bezweckt eine Stärkung der Widerstandskraft von Banken im laufenden Betrieb («going concern»), damit sie gar nicht erst in finanzielle Schieflage geraten, wie SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg in einem Referat ausführte. Gerate eine systemrelevante Bank dennoch in Schieflage («gone concern») komme der zweite Pfeiler zum Tragen. Dieser bezwecke das Sicherstellen der ordentlichen Sanierung und Abwicklung einer systemrelevanten Bank.
In Bezug auf den ersten Pfeiler weisen Credit Suisse und UBS verglichen mit anderen internationalen Grossbanken überdurchschnittlich hohe risikogewichtete Kapitalquoten auf. Bei diesen Kapitalquoten werden die Vermögenswerte nach ihrem Risiko gewichtet. Allerdings berechnen die Banken diese Risiken unterschiedlich, was die Vergleichbarkeit erschwert. Derzeit wird im Rahmen von Basel III an einheitlichen Regeln dafür gearbeitet.
Aufholbedarf bei Verschuldungsquote
Bei der ungewichteten Kapitalquote, der sogenannten Verschuldungsquote Leverage Ratio, haben die Grossbanken laut der SNB noch Aufholbedarf. Die UBS und Credit Suisse weisen tiefere Leverage Ratios auf als internationale Grossbanken im Durchschnitt. Weiteren Verbesserungsbedarf ortet die SNB für die Grossbanken zudem beim zweiten Pfeiler - bei der Abwicklung im Krisenfall. Die Institute müssen laut SNB ihre Verlusttragfähigkeit im Krisenfall weiter stärken und für glaubwürdige und funktionierende Notfallpläne sorgen.
Die SNB verteidigte erneut die strikten Anforderungen. Das Verlustpotential im Vergleich zur Kapitalisierung sei weiterhin «substanziell». Und aufgrund der Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft sei es wichtig, dass die Geldhäuser angemessen kapitalisiert seien, auch nach grossen Verlusten. Zuletzt hatten die Grossbanken mit Verweis auf das internationale Umfeld nach Lockerungen gerufen.
Risikoreichere Hypothekenvergabe
Die SNB sieht auch die inlandorientierten Banken grundsätzlich gut aufgestellt. Ihre Widerstandskraft bleibe angemessen, sagte SNB-Vize Zurbrügg. Allerdings fürchtet die Nationalbank, die Institute könnten auf der Jagd nach Profiten künftig mehr Risiken eingehen. Der Druck auf Margen und Profitabilität biete starke Anreize dafür, schreibt die SNB. Der Wettbewerbsdruck von Banken und anderen Playern auf dem heimischen Hypothekarmarkt nehme zu. Bereits 2016 seien die Hypotheken bei den auf das Inland fokussierten Banken mit 4,1 Prozent weiter stark gewachsen. Und: «Der Anteil an neu vergebenen Krediten mit ausgereizter Tragbarkeit hat einen neuen Höchststand erreicht», sagte Zurbrügg.
Banken zumeist robust genug
Sollten die Zinsen rasch steigen, würden viele Inlandbanken hohe Verluste einfahren, wie die SNB schreibt. Die meisten Banken sollten demnach zwar fähig sein, diese Verluste aufzufangen. Stresstests der Nationalbank deuteten darauf hin, dass die Überschüsse bei den meisten dieser Banken ausreichen sollten, um die Verluste aus ungünstigen Szenarien zu decken, sagte Zurbrügg.
Allerdings würden einige Banken mit einem signifikanten gemeinsamen Marktanteil nahe oder unter das regulatorische Minimum fallen, heisst es im Bericht. Zwar verringerten sich laut der SNB jüngst die Ungleichgewichte im Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt. Sollten allerdings die Banken vermehrt höhere Risiken eingehen, könnte dies die Ungleichgewichte wieder verstärken. Die SNB werde entsprechend die Entwicklung in den Märkten und insbesondere auch die von den Banken eingegangenen Risiken weiter verfolgen, heisst es in dem Bericht. Gleichzeitig werde der Bedarf für eine Anpassung des antizyklischen Puffers «regelmässig überprüft». (sda)