Napoleonturm: Ein 360-Grad-Panorama im Thurgau
Die 1036-Seelen-Gemeinde Wäldi TG hat ein neues Wahrzeichen: Das Projekt des Napoleonturms biegt in die Zielgerade ein. Während fünf Jahren setzte sich ein Förderverein für die Neuinterpretation des historischen Aussichtsturms ein.
Der neue Napoleonturm in Wäldi TG im Hohenrain findet auf dem höchsten Punkt der Region seinen Platz. Dereinst soll das 40 Meter hohe Bauwerk dem Besucher nämlich einen 360-Grad-Ausblick auf das Schweizer Alpenpanorama bieten (Baublatt berichtete). Für die Neuinterpretation des regional bekannten, historischen Turms setzte sich während fünf Jahren ein Förderverein ein. Dieser kümmerte sich in über 3000 Stunden Fronarbeit um den Kontakt mit den Behörden, dem Landeigentümer und den Anwohnern. Die Jahresbeiträge der Mitglieder ermöglichten zudem die Abklärungen zum Baugesuch und die Erstellung einer Vorstudie.
Für die Gestaltung des neuen Napoleonturms wurde ein Studienwettbewerb ausgeschrieben. Aus vier eingereichten Versionen wählte man das Projekt des Büros Dransfeld Architekten und Krattiger Engineering. Karl Möckli, Präsident des Fördervereins, erzählt: «Bei den anderen Einreichungen war bereits absehbar, dass sie sehr teuer im Unterhalt würden. Diese Variante sticht mit einer langlebigen und unterhaltsarmen Bauweise heraus.» Die Konstruktion besteht nämlich fast vollumfänglich aus Lärchenholz, welches sehr witterungsbeständig ist.
Fröhliches Elementstapeln
Noch vor rund zwei Wochen konnte der Besucher auf der Baustelle die einzelnen Elemente des Napoleonturms bewundern. Das Projekt besteht aus drei Hauptelementen, die vom Sockel bis zur Aussichtsplattform führen. Die Aufteilung wurde aus einem einfachen Grund gemacht, wie Architekt Peter Dransfeld erklärt: «Holzbauten werden seit rund 30 Jahren in Elementen vorgefertigt. Bei diesem Bau stellte sich die Frage nach der geeigneten Elementgrösse. Sowohl aus gestalterischen als auch aus montagetechnischen Gründen fiel die Wahl auf drei Elemente von je zirka 10 Metern.»
Jedes der Elemente wurde vor Ort im Hohenrain vollständig vormontiert – inklusive Treppe und Fassade. Daher steckten die einzelnen Teile auch noch in den Gerüsten von der Montage und mussten zuerst mit einem grossen Kran im Umkreis des vorbereiteten Sockels in Position gebracht werden. Die insgesamt elf Teile des Turms – drei Turm- und sieben Treppenelemente – wurden wenige Tage später mit einem 130-Tonnen-Kran aufgerichtet und aufeinandergestapelt. «Nur gelegentliche Windböen erschwerten die Positionierung der tonnenschweren Elemente», erzählt Dransfeld. Ansonsten verliefen die Arbeiten reibungslos und der Turm wurde in einer Rekordzeit von 12 Stunden fertiggestellt. So konnten auch die stolzen Zimmerleute der Baustelle erstmals «die schönste Aussicht der Schweiz» geniessen.
Die Aufrichtung und Stapelung des zweiten Turmelements des neuen Napoleonturms im Video:
Es hat sich gelohnt
Die Arbeit des Fördervereins hat sich also gelohnt: Der Turm präsentiert sich seit einer Woche im Hohenrain in seiner vollen Grösse. Auf der Baustelle ziehen Möckli und Dransfeld eine positive Bilanz: «Mit dem Resultat sind wir sehr zufrieden. Die fünf Jahre waren eine gute Zusammenarbeit.» Beide stellen jedoch schmunzelnd klar, dass vorerst kein neues Turmprojekt folgen werde. «Der gemeinsame Wille, auf ein Ziel hinzuarbeiten, war wichtig – und mit dem Rückhalt der zahlreichen Mitglieder und Unterstützer erreichten wir dieses», schliesst Dransfeld. (pb)
> Die Eröffnung und Einweihung des neuen Napoleonturms wird am Samstag, den 20. Mai 2017 vor Ort im Hohenrain bei Wäldi TG stattfinden.
Den ausführlichen Bericht über die Idee und Geschichte hinter dem Napoleonturm lesen Sie im Baublatt 17 vom 28. April.