Nanoplastik: Kläranlagen filtern über 98 Prozent aus dem Abwasser
Nanoplastik findet man etwa in Shampoos und Kosmetika. So landen diese winzigen Plastikpartikel im Nanometer-Bereich im Abwasser. Bisher war nicht klar, wie viel Nanoplastik in Kläranlagen entfernt werden kann und wie viel in die Umwelt gelangt. Eawag-Forschende konnten das nun messen. Trotz guter Bilanz betonen die Wissenschaftler, dass noch viele Fragezeichen bestehen, auch zu den Auswirkungen kleinster Mengen Nanoplastik in der Natur.
Quelle: Martin Abegglen (CC BY-SA 2.0)
Neueste Erkenntnisse eines Eawag-Teams zeigen: Nicht einmal zwei Prozent der Nanoplastikpartikel verbleiben im Abwasser, der grosse Rest wird in der Kläranlage herausgefiltert (Symbolbild: ARA Thunersee).
Umweltbewusste dürfen sich freuen: Über 98 Prozent der Nanoplastikpartikel im Abwasser bleiben im Klärschlamm. "Solange der Klärschlamm nicht auf die Felder gebracht, sondern wie in der Schweiz verbrannt wird, gelangt also nur sehr wenig Nanoplastik in die Umwelt", erklärte Denise Mitrano von der Forschungsanstalt Eawag.
Folgen für Mensch unklar
Nanoplastik – also Plastikpartikel mit einer Grösse von rund 100 Nanometern – steckt in einer Vielzahl von Produkten, zum Beispiel in Shampoos und Kosmetika. Die winzigen Partikel sind deshalb problematisch, weil sie mitunter auch von lebenden Zellen aufgenommen werden könnten und sich in Organismen anreichern. So können sie auch im menschlichen Körper landen. Welche Folgen das hat, ist bisher weitgehend unklar.
Zu winzig, um herauszufiltern?
Gemeinsam mit Kollegen von der Eawag und der ETH Zürich hat Mitrano nun eine Methode entwickelt, den Weg von Nanoplastik im Abwasser nachzuvollziehen. Bisher liess sich nämlich nicht wirklich messen, wie viel dieser winzigen Plastikteilchen aus Shampoo und Co in der Kläranlage zurückgehalten werden. Denn anders als die etwas grösseren Plastikpartikel, Mikroplastik genannt, lässt sich Nanoplastik nicht heraussieben, wiegen und zählen, wie die Eawag in einer Mitteilung schrieb.
Markierte Partikel
Wie gelang den Eawag-Forschenden diese Messung? Sie produzierten künstliche Nanoplastikpartikel mit einem Kern aus dem Edelmetall Palladium. Dieses dient quasi als Markierung und lässt sich mit Standardmethoden relativ einfach analysieren. Gleichzeitig ist Palladium chemisch inert, weshalb man davon ausgehen kann, dass sich das Nanoplastik trotz der Markierung noch gleich verhält.
Mithilfe dieser künstlichen Plastikteilchen konnten die Forschenden messen, wie sich das Nanoplastik im Belebtschlammverfahren einer Kläranlage im Labormassstab verhält. Demnach werden die Partikel rasch an die Klärschlammflocken gebunden, berichten Projektleiterin Mitrano und ihre Kollegen im Fachblatt "Nature Nanotechnology".
Nicht zu verharmlosen
"Auch wenn nur ein kleiner Prozentsatz in den Gewässern landet, kann sich das flussabwärts zu höheren Konzentrationen aufsummieren", betont die Forscherin. Es bestehen weiterhin grosse Wissenslücken zum Verhalten von Nanoplastik. Die Palladium-markierten Partikel könnten helfen, einige davon zu schliessen. So seien bereits mehrere Projekte mit den nachverfolgbaren Nanopartikeln am Laufen, schrieb die Eawag. Unter anderem eines über das Verhalten von Nanoplastik in der Trinkwasseraufbereitung. (sda/nsi)