Naheliegend: Stromtankstelle an der Strassenlampe
Elektroautos gelten als Emissionen senkende Fortbewegungsmittel der Zukunft, was sie insbesondere für urbane Räume attraktiv macht. Neben Kaufanreizen fehlt es aber vor allem an einer ausgedehnter öffentlicher Ladeinfrastruktur. Ein deutsches Start-up will dieses Problem verblüffend einfach lösen, indem es Strassenlaternen mit Steckdosen ausrüstet. Das System ist allerdings erst in der Testphase.
Obwohl bereits Fahrzeugmodelle wie der Smart oder Audi A2 als urbane Elektroautos konzipiert worden waren, bauen bis heute nur wenige grosse Markenhersteller solche Fahrzeuge. Diejenigen, die das tun, stellen Ladestationen nur in begrenztem Umfang auf, um sie dann mit proprietären Steckern zu versehen. Dabei ermöglichen Elektroautos eine leise und lokal emissionsfreie Fortbewegung. Das macht sie theoretisch für den Einsatz in grossen Städten interessant. Leider fehlt es noch immer nicht nur an Kaufanreizen für solche Fahrzeuge, sondern auch an dezentralen Lademöglichkeiten in urbanen Gebieten. Das gilt nicht nur für Besucher, sondern oft auch für die Einwohner selber, die ihr Auto in der blauen Zone parkieren.
Ladestation für weniger als 500 Franken
Für diese Nutzergruppen wäre ein Elektroauto schlagartig interessanter, wenn sie dieses buchstäblich an jeder Strassenlampe wieder betanken könnten. Ein Berliner Start-up-Unternehmen namens Ubitricity hat das erkannt und angeblich ein Konzept entwickelt, das es erlaubt, einen Lampenmast für weniger als 500 Franken in eine alltagstaugliche Ladestation umzufunktionieren, wie «Spiegel online» berichtete. Allerdings muss das Auto mehrere Stunden angeschlossen sein, um die Batterien vollständig zu laden. Eine Schnellladung von Akkus ist mit dem System nicht möglich. Dafür wäre eine ungleich teurere Infrastruktur nötig.
«Das Spannende ist, dass Straßenlaternen überall vorhanden sind und ich dort, wo mein Auto eh sieben oder acht Stunden steht, dessen Akku aufladen kann - ohne aufwendige Infrastruktur», wird Ubitricity-Geschäftsführer Knut Hechtfischer auf «Spiegel online» zitiert. Die Lösung eigne sich sowohl für Umrüstung bestehender als auch für den Einbau in neue Kandelaber.
Der Stromzähler steckt im Ladekabel
Auch für die Bezahlung hat die Firma einen neuen Ansatz: Um an einer Lampensteckdose zu tanken, benötigt der Benutzer ein spezielles Kabel: Ein darin integrierter Stromzähler misst, wie viel Energie in die Autobatterien geflossen ist und übermittelt die Information über eine Mobilfunkverbindung an eine Zentrale. Die Abrechnung erfolgt dann der Stromanbieter. Die Idee, den Stromzähler nicht in die Ladeinfrastruktur einzubauen, sondern mit dem Auto mitzuführen, spart nicht nur Kosten bei Installation und Wartung der Infrastruktur, sondern bietet auch den Vorteil, dass sie grundsätzlich unabhängig vom Stromanbieter und von der genutzten Ladeinfrastruktur funktioniert.
Aktuell laufen Feldversuche mit den Stromzählern im Ladekabel. Die Testphase des Systems soll Ende 2014 abgeschlossen sein. (mrm/tw)