Mystische Lichterspiele und märchenhafter Fensterzauber
Gecko ist ein Textil, das auf glatten Flächen haften bleibt und beliebig oft entfernt und wieder angebracht werden kann. Création Baumann hat einen Award für die innovativste, ästhetischste und funktionalste Anwendung für das Hightechmaterial vergeben.
Mühelos klettert der kleine Kerl die Wand hoch. Seine Füsse scheinen Saugnäpfe zu besitzen. Doch dem ist nicht so. Bei Geckos sorgen Millionen feinster Härchen dafür, dass die Echsen selbst an senkrechten, glatten Flächen Halt finden. Über ähnliche Fähigkeiten verfügt auch die gleichnamige Textilschöpfung von Création Baumann, die vor zwei Jahren auf den Markt gekommen und in der Folge mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden ist. Ebenso wie sich Geckos dank Adhäsionskraft sogar kopfüber an Decken fortbewegen können, haftet das Hightech-Textil auf glattem, sauberem Untergrund. Möglich macht dies eine besondere Beschichtung auf Silikonbasis. Deshalb braucht das Material nicht aufgeklebt zu werden. Und man kann es immer wieder von neuem verwenden. Gedacht ist die Kreation etwa als Sicht- oder Sonnenschutz, aber auch als dekoratives Element.
Auf der Suche nach weiteren Einsatzmöglichkeiten organisierte Création Baumann einen Wettbewerb, in dem bereits realisierte Projekte mit dem Textil in den Kategorien «Funktion», «Ästhetik» und «Innovation» ausgezeichnet wurden.
Quelle: zvg
Andachtsraum der Synagoge
Eine schwebende Decke
Eines der spannendsten Projekte ist dasjenige des deutschen Architekturbüros Ahrens Grabenhorst Architekten aus Hannover: Das Büro baute eine ehemalige Kirche zum Gemeindezentrum mit Synagoge für die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover «Etz Chaim» um. Um der Synagoge eine sakrale Atmosphäre zu verleihen, wurden 4.2 Meter hohe Glasscheiben mit weissen Gecko-Bahnen bezogen. Der 35 Zentimeter breite Abstand zwischen diesen Textilflächen und den Wänden wurde am Fuss mit einer dimmbaren LED-Lichtleiste versehen. Dadurch wird der fast ganz in Weiss gehaltene Raum in ein samtig wirkendes, diffuses Licht getaucht. Gleichzeitig gewinnt man den Eindruck von einer schwebenden Decke. «Es ist ein stringentes Projekt mit grosser Finesse», lobte die Fachjury die Gestaltung der Synagoge. Sie erhielt den Preis in der Sparte «Funktion».
Künstliche Eisblumen schützen vor fremden Blicken
Auch mystisch, vor allem aber märchenhaft ist die filigrane Fensterskulptur von Mette Ramsgard Thomsen und Aurélie Mossé von CITA (Center for Architecture and IT) aus Kopenhagen. Sie verwendeten Gecko nicht nur zwei- sondern auch dreidimensional: mit Hilfe von Verstärkungen schufen sie aus dem Textil kristalline Formen. Inspiriert von Eisblumen überziehen diese zarten Gebilde das Fenster und können sich auch auf der Wand ausbreiten. Dies hängt jedoch ganz von den Bewohnern ab. Je nach dem wie viel sie vom Innenraum der Aussenwelt preis geben wollen platzieren sie die künstlichen Eiskristalle entweder auf dem Fensterglas oder entfernen Teile davon auf der Wand an.
Entworfen haben Mette Ramsgard Thomsen und Aurélie Mossé den verspielten Sichtschutz für die VM Häuser im Kopenhagener Stadtteil Oerestaden. «Uns überzeugte die Vielschichtigkeit, die gestalterische Umsetzung und der Objektcharakter des Projekts. Durch eine raffinierte Schnitt- und Layertechnik entsteht aus dem weichen Teil eine Skulptur, die mit dem Raum und der Architektur kommuniziert», vermerkte die Fachjury zum Projekt. Sie prämierte es mit dem Preis in der Sparte «Ästhetik».
Spielereien für kleine Frechdachse
Auf der Glasfront der Zürcher Kinderkrippe Frechdachs tummeln sich überdimensionierte Bauklötze, Elefanten und Äffchen. Ausgedacht hat sie sich die Zürcher Grafikdesignerin Trix Barmettler. Den Ausschlag zu den witzigen Viechern gab der Umstand, dass die Krippe wegen ihrer grossen Fenster einerseits stark dem Licht ausgesetzt ist und andererseits das Innenleben der Krippe exponiert wird. «Gecko brachte uns die entscheidende Lösung: ohne Klebstoff, Farben und Werkzeuge können Elemente vielfach auf Glas angebracht und wieder gelöst werden – sozusagen kinderleicht», erklärt Trix Barmettler dazu. Auch dieses zeichnete die Jury aus, und zwar in der Sparte «Innovation»: «Ein hoch narratives Projekt, das alles hat, nachdem die kindliche Fantasie verlangt.» (mai)