Monitoring zu Energieholz: Gefragter Rohstoff
Holz ist heute sowohl im Bau als auch in der Energienutzung ein gefragter Rohstoff. Ein im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt von Holzenergie Schweiz erarbeitetes Monitoring zeigt, wie viel Energieholz heute genutzt wird und wie sich die Nachfrage in Zukunft entwickeln könnte.
Quelle: Christoph Rutschmann, Holzenergie Schweiz
2022 lag der Anteil der Holzenergie am Gesamtenergieverbrauch bei 5,8 Prozent, zum Wärmeenergieverbrauch trug Holz 11 Prozent bei.
Von Christoph Rutschmann im Auftrag von Holzenergie Schweiz*
Bis etwa 2021 war die Energieholzversorgung
während Jahrzehnten ein Nachfragemarkt, entsprechend tief waren die Holzpreise.
Dann drehte der Wind. Energieholz stand plötzlich im Mittelpunkt des
Interesses. Ein Angebotsmarkt übernahm das Zepter, die Energieholzpreise
stiegen an. Ursachen für den fundamentalen Wechsel waren attraktive
Förderprogramme, die Pandemie, der Ukrainekrieg, der immer präsentere
Klimawandel und stark gestiegene Öl-, Gas- und Strompreise.
Die Situation spitzte sich im Winter
2022/23 derart zu, dass sich die Wirtschaftliche Landesversorgung des Themas Energieholz
annehmen musste. Letztlich gelang es der ganzen Branche jedoch, die Versorgung
mit allen Energieholzsortimenten jederzeit sicherzustellen. Der Branchenverband
Holzenergie Schweiz verwies auf zahlreiche Projektideen für grosse
Holzheizkraftwerke im städtischen Raum, deren Versorgung mit Holz die Grenzen
einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu sprengen drohten. Es setzte eine
gewisse Verunsicherung ein, befeuert durch die Fragen, wieviel Holz denn heute
bereits energetisch genutzt wird, respektive noch zusätzlich zur Verfügung
steht.
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) erteilte
Holzenergie Schweiz im Rahmen des «Aktionsplans Holz» den Auftrag, diese Fragen
mit einer Monitoring-Studie Holzenergie 2023 zu klären und
Entscheidungsgrundlagen für eine geordnete Marktentwicklung 2024 bis 2026 im
Sinne der höchstmöglichen Ressourceneffizienz bereitzustellen. Aufgrund von
Analysen bestehender Erhebungsmethoden, Statistiken und Datenquellen sollten
der aktuelle Verbrauch, das noch verfügbare Potenzial sowie die zukünftige
Nachfrage dargestellt werden. Dabei galt es, Einflussfaktoren wie klimatische,
energetische, politische sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen abzuschätzen
und zu beurteilen und im Rahmen eines periodischen Monitorings in den nächsten
Jahren die bisherige und künftig mögliche Marktentwicklung aufzuzeigen.
Wieviel Energieholz wird heute genutzt?
2022 lag der Anteil der Holzenergie am
Gesamtenergieverbrauch bei 5,8 Prozent, zum Wärmeenergieverbrauch trug Holz gar
11,0 Prozent bei. Seit 1990 fand eine starke Verschiebung von kleinen zu
grösseren Anlagen sowie vom Stückholz zu Schnitzeln statt. Die Schweizerische
Holzenergiestatistik des Bundesamtes für Energie (BFE) spiegelt die Entwicklung
zwischen 1990 und 2022 (siehe Grafik unten unten).
Der aktuelle Verbrauch ist recht gut
abschätzbar, da die vorhandenen Statistiken (Holzenergiestatistik,
Forststatistik, Altholzstatistik) belastbar sind. Allerdings überschätzt die
Holzenergiestatistik den Holzverbrauch in Zimmeröfen und Altholzheizungen und
wurde deshalb entsprechend angepasst.
Quelle: Zahlen: Holzenergie Schweiz, Grafik: Baublatt
Wieviel Energieholz steht zusätzlich noch zur Verfügung?
Das Potenzial ist keine fixe Grösse, sondern verändert sich je nach wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Je höher der Preis, desto grösser ist das Angebot. Die rund 245 000 Waldbesitzer bieten bevorzugt diejenigen Holzsortimente an, bei denen der Preis stimmt. Dies trifft vor allem auf das Energieholz zu, weniger auf das Stammholz für Sägereien und noch viel weniger auf das Industrieholz. So hat die Energieholznutzung zwischen 1990 und 2022 jährlich um durchschnittlich mehr als 70 000 Kubikmeter zugenommen, während der Stammholzabsatz auf stabilem Niveau verharrte und der Industrieholzmarkt deutlich an Bedeutung verlor.
Das Theoretische Potenzial von Waldholz liegt bei rund 10 Millionen Kubikmetern. Seine Nutzung ist weder sinnvoll noch möglich, weil es auch sehr schlecht zugängliche Bergwälder sowie Naturreservate umfasst. Günstige Importe oder das Verhalten der Waldbesitzer vermindern den Ausschöpfungsgrad des Theoretischen Potenzials zusätzlich. Dennoch bietet der Wald noch die grösste zusätzlich nutzbare Holzmenge (siehe Grafik unten).
Quelle: Zahlen: Holzenergie Schweiz, Grafik: Baublatt
Potenzial zu 80 Prozent genutzt
Die Analysen von Holzenergie Schweiz
ergeben ein heute zusätzlich nutzbares Wald-, Landschafts- und Altholzpotenzial
von 1,28 Millionen Kubikmetern. Dies entspricht noch etwa 20 Prozent des
gesamten sinnvoll nutzbaren Potenzials. Mittel- und langfristig lässt sich mit
Effizienzsteigerungen und Optimierungen der bestehenden Holzheizungen und
Nahwärmenetze deren Holzverbrauch um 10 bis 15 Prozent vermindern, was etwa 0,3
bis 0,5 Millionen Kubikmeter für zusätzliche Anwendungen «freispielen»
würde.
Die intelligente Integration zusätzlicher
Energiequellen wie Photovoltaik / Wärmepumpen oder thermische Solaranlagen in
bestehende Anlagen könnten den Holzverbrauch – vor allem im Sommerhalbjahr –
zusätzlich senken, vielleicht um 0,5 Millionen Kubikmeter. Dadurch steigt das
für zusätzliche Heizungen nutzbare Potential auf gut zwei Millionen Kubikmeter.
Verbrauchsmindernd wird sich auch die Klimaerhitzung auswirken, wobei
quantitative Aussagen hierzu schwierig sind.
Prioritäten richtig setzen
Für das verbleibende Potenzial sind die
Absatzkanäle sinnvoll zu priorisieren. Erste Priorität hat die dezentrale
Nutzung. Sehr grosse Anlagen (mehr als 10 Megawatt Leistung) sind zu vermeiden,
da sie lange Holztransportwege verursachen und «Klumpenrisiken» darstellen.
Pelletheizungen sollten eine Leistung von 1000 kW nicht übersteigen. Die
Herstellung von Pellets direkt aus Waldholz hat nur zweite Priorität.
Holzenergie Schweiz sammelte im ganzen Land
Informationen zu Projekten, die bereits konkret geplant sind oder erst als
Ideen «herumschwirren». Daraus resultieren grosse künftige Holzverbräuche.
Bekannt sind konkrete Projekte, die knapp 1 Million Kubikmeter Energieholz pro
Jahr verbrauchen werden. Projekte, die erst auf «Ideenstufe» sind, bräuchten
zusätzlich etwa 900 000 Kubikmeter. Das verfügbare Potenzial erlaubt die
Realisierung aller konkret geplanten Projekte sowie der Projektideen. Es hat
also noch Luft nach oben, ohne die stoffliche Holzverwertung zu konkurrenzieren
oder den Wald zu übernutzen.
Damit die Nutzung des vorhandenen
Potenzials in geordneten Bahnen verläuft, ist ein periodisches nationales
Holzenergie-Monitoring ein Gebot der Stunde. Die Nachhaltigkeit erfordert die
Nutzung des Holzes als langfristiger CO2-Speicher. Holzenergie Schweiz plädiert
dafür, künftige Importe kritisch zu hinterfragen, weil andere Länder ihr Holz
selber brauchen werden. Das Monitoring kann einen Beitrag zu einer effizienten
Nutzung von Holz als Energieträger leisten und Impulse für oder gegen neuartige
Verwendungen liefern. Dazu gehören die Produktion von Prozesswärme und Strom,
vielleicht auch die Herstellung von Pflanzenkohle sowie langfristig die
Produktion von Wasserstoff aus Holz.
Über Holzenergie Schweiz
Der Branchenverband Holzenergie Schweiz betreibt seit 1979 einen Informations- und Beratungsdienst und setzt sich bei Behörden und Entscheidungsträgern für eine vermehrte Nutzung der «Wärme aus dem Wald» ein.