"Money makes the world go round"
Geld regiert die Welt. Diese uralte Binsenwahrheit hat bis heute nichts an Aktualität und Wirklichkeitsbezug eingebüsst. Täglich lesen und sehen wir, wie die Urheber und Verantwortlichen einer Finanzkrise, welche durch ihre masslose Gier nach Gewinn das globale Finanzsystem nahe an den Kollaps und sogar Staaten beinahe zum Konkurs brachten, offenbar nichts gelernt haben. Wenn diese Leute, deren Institute mit Staatsmitteln, sprich Steuergeldern, vor dem Untergang bewahrt werden mussten, heute wieder fette Boni beziehen, dann fehlen für mich da jegliche Ethik und Verantwortungsbewusstsein.
Mangelnde Ethik und Fingerspitzengefühl fürchte ich auch in der Immobilien- und Bauwirtschaft festzustellen. Wenn sich Investoren, vornehmlich Banken und Bauherren, aber auch die öffentliche Hand, nur um des tiefsten Preises willen hinter ihren GU- und TU-Verträgen verschanzen, vermisse ich auch hier ein genügendes Verantwortungsbewusstsein. Geld regiert die Welt! Im aktuellen Fall des Stadion Letzigrund in Zürich hinterlässt diese Situation ein schales Gefühl in mir.
Im Fall der Swisspor-Arena in Luzern wird es jedoch nahezu unerträglich: Hier soll offenbar der Grossauftrag für die Glasfassaden-Elemente an den chinesischen Konzern Yuanda vergeben werden. Die in die Bauherrschaft Involvierten, die Crédit Suisse, die Stadt Luzern und der FC Luzern, verstecken sich auch hier hinter dem Argument, die Auftragsvergabe sei ausschliesslich Sache der Generalunternehmung. Ausschlaggebend ist nicht nur eine Preisdifferenz von 10 Prozent zu den Schweizereischen Anbietern, sondern die Schweizer Anbieter hätten laut GU zu geringe Erfahrung im Fassadenbau. Diese sehr befremdende Aussage lässt sich anhand zahlreicher von Schweizer Fassadenbauern erstellten Hochhausfassaden leicht widerlegen.
Zur Verantwortung von Investoren und Bauherrschaft gehören andere Kriterien als nur der Preis. Wenn Schweizer Aufträge an Konkurrenten aus Europäischen Nachbarländern vergeben werden, sind die Spiesse einigermassen gleich lang, es geht also nicht um Heimatschutz. Wer kennt aber die sozialen Bedingungen der Arbeiter in chinesischen Fabriken?
Obwohl die Transportkosten unbedeutend sind, ist es doch ein Unsinn, 39000 Quadratmeter Fassadenelemente um die halbe Welt zu transportieren. Was meint wohl die Namensgeberin des Stadions, die Swisspor-Gruppe, zu dieser Vergabepraxis, führt sie doch als bedeutende Anbieterin von Produkten für die Gebäudehülle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zuoberst in ihrem Leitbild. Es bleiben viele soziale, ökologische und volkswirtschaftliche Fragen offen, aber eben – Geld regiert die Welt!
Rudolf Locher, Geschäftsführer Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden SZFF