Monatsstatistik Juni: Ein Halbjahr für die Geschichtsbücher
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe kann im Juni die auf Basis von Gesuchen ermittelte Hochbausumme im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat um 93,8 Prozent ausweiten. Eine ähnliche hohe Wachstumsrate kann das Segment Mehrfamilienhäuser ausweisen.
Quelle: Stefan Breitenmoser
In der Agglomeration von Zürich schiessen zurzeit die Mehrfamilienhäuser nur so aus dem Boden. Bild: das Projekt «Müliwisen» hinter dem Bahnhof Buchs-Dällikon.
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe war bereits ausserordentlich gut ins Jahr gestartet. Doch nun übertreffen die Zahlen für den Juni alles Bisherige. Denn die auf Basis von Gesuchen ermittelte Hochbausumme stieg im Juni um fast unglaubliche 93,8 Prozent, womit der Wert des Vorjahresmonats fast verdoppelt wurde. Zwar handelte sich beim Juni 2023 um einen schwachen Monat in der Zehnjahresreihe. Dennoch pulverisierte der abgelaufene Monat sämtliche Rekorde, wie die Zahlen der Infopro Digital Schweiz GmbH zeigen.
Gleiches gilt für das erste Halbjahr 2024. Denn die bisher im Jahr aufgelaufene Summe (YTD – Year to date) lag um 24,5 Prozent und somit fast ein Viertel über dem Wert des Vorjahres. Klar, dass es sich dabei auch um den höchsten Wert der Dekade handelt. Zwar zeigte die Anzahl der Baugesuche im ersten Halbjahr mit einem Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresstichtag nicht ganz so steil nach oben. Dennoch ist es erstaunlich, wie viele Projekte in diesem Jahr in die Ausführung gehen und somit die Schweizer Baubranche beflügeln.
Rolex baut in Bulle
Zu verdanken ist dieser Höhenflug vor allem einzelnen Kantonen in der gesamten Schweiz, die ihre Bausummen im Vergleich zum Vorjahresmonat beträchtlich ausbauen konnten. Hervorzuheben sind insbesondere die Kantone Fribourg (+1216,5 %), Basel-Land (+438,0 %), Zug (+382,4 %), Zürich (+289,4 %), Luzern (+231,5 %) und Obwalden (+210,7 %). In den kleineren Kantonen ist diese Zunahme teils grossen Einzelprojekten zu verdanken wie beispielsweise in Fribourg, wo Rolex in Bulle eine neue Produktionsstätte für rund eine Milliarde Franken baut. Doch die Zunahmen in den umsatzstarken Kantonen wie Zürich und Luzern, aber auch St. Gallen (+102,5 %), Aargau (+81,0 %) oder Wallis (+86,8 %), verdeutlichen, dass dieses Wachstum breit abgestützt ist.
Somit ist auch klar, dass sämtliche Sprachregionen zulegen konnte. In der Romandie war die Zunahme der Bausumme mit 123,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat am stärksten. Doch auch die Deutschschweiz (+85,5 %) und die italienische Schweiz (+25,5 %) müssen sich nicht verstecken. In der Deutschschweiz ist ausserdem bemerkenswert, dass sich sowohl die Ost- als auch die Innerschweiz, die nicht ganz so stark wie andere Regionen ins Jahr gestartet waren, wieder von ihrer Sonnenseite zeigen.
MFH-Bau boomt
Im Juni konnte insbesondere das Segment «Industrie und Gewerbe» zulegen (+398,3 %), wobei auch hier die Rolex-Fabrik stark zu Buche schlägt. Einen guten Monat verzeichnete ausserdem der Wohnbau, der seine Bausumme insgesamt um 66,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat steigern konnte. Interessanterweise war dies für einmal nicht nur auf den Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH) zurückzuführen, sondern auch auf jenen von Einfamilienhäusern (EFH). Dennoch war die Steigerung der geplanten Bausumme im MFH-Bau mit 92,7 Prozent deutlich höher als beim EFH-Bau mit 6,0 Prozent.
Die Höhenflüge ziehen sich allerdings durch fast alle Segmente, wurde doch auch in den Segmenten «Gesundheit» (+316,0 %), «Hotel und Gastgewerbe» (+70,5 %) und «Gesellschaft, Kultur und Freizeit» (+92,6 %) viel in den Gebäudepark investiert. Sogar der Bürobau erzielte ein Plus von 26,2 Prozent. Einzig die Segmente «Bildung» (-20,1 %) und «Infrastruktur» (-37,1 %) waren rückläufig. Das verdeutlicht nochmals, dass der Juni wirklich ein Rekordmonat war, der ein äusserst erfolgreiches Halbjahr für den Schweizer Hochbau abrundet.